Bundeskanzler Dollfuß äußerte sich in der Neujahrsbotschaft von 1933, nur drei Tage nach seiner Verwundung durch ein Revolverattentat eines Nationalsozialisten:
"Die nationalsozialistische Regierung war der Meinung, dass der Konflikt zwischen der Regierung und der marxistischen Oppositionspartei der geeignete Zeitpunkt wäre, um eine weit über die Grenzen ihrer faktischen Bedeutung in Österreich hinausgehende Anteilnahme an den Staatsgeschäften zu erzwingen. Als dies mit ruhigem Ernst abgelehnt wurde, setzten scheinbar wilde, in Wahrheit aber...sehr planmäßig erzeugte Terrorakte und ein in der Geschichte der letzten Jahre noch nicht da gewesener Druck von außen ein...Der rohen Terrorgewalt musste die Regierung im Interesse der friedliebenden Bevölkerung mit fester Ordnungsgewalt begegnen. ...So wie im alten Jahre werden auch in diesem Jahre Drohungen, Beschimpfungen und persönliche Lebensgefahr mich und meine Freunde von dem Druck der Feinde von dem einmal recht erkannten Wege der Pflicht nicht abbringen können."
Um dieser Bedrohung des Staates und seiner Unabhängigkeit entgegen zu gehen, erließ die Bundesregierung Österreich als erster Staat Europas, im Juli 1933 das Totalverbot der NSDAP und verstärkte seine militärische und sicherheitspolitische Kraft gezielt gegen das Dritte Reich.
Wegen den zahlreichen Terroranschlägen und Gewaltverbrechen, wurde im November 1933 wieder die Todesstrafe eingeführt. Es richtete sich hauptsächlich gegen Sprengstoffanschläge. Ebenfalls wurden Anhaltelager für politische Gewalttäter und Aktivisten illegaler Organisationen errichtet. Diese sind nicht zu vergleichen mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten oder den Gulags der Sowjetunion.
Die Zustände entsprachen eher einem Lager für Kriegsgefangene. Es gab eine Auswahl von Sportarten, Gesangsvereine, Theateraufführungen und Bibliotheken. Betreuung durch Priester und Ärzte stand zur Verfügung. Post durfte empfangen und geschickt werden und auch Besuche waren erstattet. Das größte Lager in Wöllersdorf, fasste zu dessen Höhepunkt am 1.Oktober 1934: 4747 Nationalsozialisten, 555 Austromarxisten, insgesamt also 5302 Häftlinge. Bis zum 1. Oktober 1937 war die Zahl der Häftlinge auf 133 gesunken.
Es wurden im Juni 1933, freiwillige Ortswehren gegründet, um gegen Gewaltattentate schneller und rechtzeitig Widerstand zu leisten. Sie hatten sich an bestimmte Richtlinien zu halten und der Waffengebrauch war ihnen nur im Falle der Selbstverteidigung erstattet.
Nicht nur die Exekutive, sondern auch die gesamte Bevölkerung wurde zum Widerstand aufgerufen.
Am 18. Jänner 1934, warnte Bundeskanzler Dollfuß das Deutsche Reich: " Bei dieser Gelegenheit...möchte ich sagen, dass es ein international nicht...ungefährliches Spiel ist, wenn ein Land, dessen Bedeutung , wenn es auch territorial klein ist, für den mitteleuropäischen, ja auch für den gesamteuropäischen Raum allseits...anerkannt wurde, von einer Großmacht...in seiner Freiheit und Unabhängigkeit weiterhin ständig bedroht wird....Österreich wird nunmehr mit aller Kraft und Rücksichtslosigkeit im eigenen Land Ordnung und Ruhe herstellen...die Bundesregierung hat in einem Aufruf ihre Entschlossenheit bekundet, dass sie den Kampf unter allen Umständen und mit allen Mitteln durchhalten wird."
Dollfuß entwickelte nicht nur eine innerstaatliche, sondern auch eine außenpolitische Abwehrstrategie. Großbritannien sympathisierte zwar mit Österreich, hielt sich aber zurück. Frankreich war etwas unzuverlässig und prinzipiell anti-deutsch. So war Dollfuß gezwungen, sich weitgehend an Italien anzulehnen. Dollfuß war aber der Meinung, daß Mussolini seine Unterstützung für Österreich nicht fortsetzen werde, wenn die Bundesregierung mit den Sozialdemokraten zusammengehen würde.
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