Die Tuareg sind ein Volk von Nomaden und Halbnomanden. Sie sind weder eine einheitliche Rasse noch eine Nation und sie unterscheiden sich auch in der Hautfarbe. Aber sie fühlen sich wegen ihrer Sprache miteinander verbunden. Die meisten Tuareg gehören zu den Berbern.
Verbreitung:
Die Tuareg bewohnen vor allem die Gebirge der zentralen Sahara, das Hoggar-Gebirge, das Adrar Iforas-Gebirge, das Tassili-Gebirge und das Air-Gebirge und die Savanne der südlich anschließenden Sahelzone. Es leben ca. 1 Million Tuareg über die fünf Staaten Algerien, Libyen (zusammen 70\'000) Niger (500\'000), Mali (300\'000) und Burkina Faso (10\'000) verteilt.
Gesellschaftsordnung:
Die Tuareg leben in einer traditionellen Gesellschaftsordnung. Sie haben eine stark hierarchische Gliederung. Die Klassen unterscheiden sich nach dem sozialen Rang. Das Gesellschaftssystem der Tuareg besteht aus drei Klassen, den Freien, den von ihnen Abhängigen und den Verachteten. Diese Klassen werden weiter unterteilt. Die Freien sind die hellhäutigen berberstämmigen Imascheren (die Adeligen, die Chefs). Die Abhängigen sind eigentlich die Diener der Freien. Die Verachteten sind ihre Schmiede.
Lebensgrundlage:
Eine der wichtigsten Lebensquellen ist die Tierzucht. Sie züchten Kamele und Ziegen. Das Kamel hat aber das grössere Ansehen. Sie züchten Rennkamele, Reitkamele und Lastkamele. Mit den Kamelkarawanen ziehen sie durch die Wüste. Sie führen meist Salz mit. Es gibt aber immer weniger Karawanen, weil sie durch Autos oder Flugzeuge ersetzt werden. Dadurch haben viele Tuareg ihre Arbeit verloren. Die Mehrheit der Tuareg verdient heute ihr Geld mit dem Tourismus als Reiseführer, Führer durch die Wüste, Touristenattraktion,.. . Durch das Sesshaftwerden arbeiten sie auch in der Landwirtschaft (vor allem Gemüse und Datteln). Natürlich arbeiten die Tuareg auch immer öfter in anderen Berufen wie Automechaniker, . oder gehen vereinzelt auch an die Universität.
Nahrung:
Die Grundnahrungsmittel der Tuareg sind Getreide (Hirse, Weizen und Gerste), Datteln, Milch und Milchprodukte. Da die Tuareg Viehzüchter sind, haben die Milch und Milchprodukte die größte Bedeutung. Natürlich haben in den letzten Jahren auch Teigwaren, Fischkonserven, Schmelzkäse und Marmelade Einzug gehalten in den Speiseplan der Tuareg. Fleisch gibt es nur zu besonderen Anlässen. Meist werden Ziegen oder Schafe geschlachtet. Das Fleisch wird entweder gekocht, gebraten oder an der Luft getrocknet.
Wohnung:
Wegen der Viehhaltung müssen die Tuareg transportable Häuser wie Zelte haben. Da heute viele sesshaft werden, bauen sie aber immer mehr Häuser. Die Häuser sind aus Lehmziegeln oder aus unbehauenem Stein. Die Zelte sind ca. 4.50 m breit, 3,50 m tief und nur 1,30 hoch. Sie sind meist aus Leder oder aus Schilf. Wegen ihrer Armut setzen sie immer mehr Stoffe und Plastik ein. Das Zelt wird geschlechtgetrennt. In der Mitte steht das Bett auf der einen Seite ist die Männerseite mit Schwert, Sattel und Zaumzeug. Auf der anderen die Frauenseite mit den Kochuntensilien und Kleidersäcken. Das Zelt ist stets im Besitz der Frau.
Glauben:
Die Tuareg bezeichnen sich als Muslime. Aber sie nehmen den Islam nur sehr oberflächlich an. Ihre Frauen leben freier. Die Tuareg verrichten zwar die vorgeschriebenen Gebete in arabischer Sprache, aber oft verstehen sie gar nicht, was sie beten. Moscheen haben sie fast keine. Häufig sind es Steinreihen, die nach Osten hin (Mekka) eine Ausbuchtung besitzen. Die Pilgerfahrt nach Mekka machen nur die Schriftgelehrten und Geistlichen. Muslimische Essensvorschriften werden aber streng befolgt (kein Schweinefleisch, kein Alkohol). Sie glauben aber auch an die übernatürlichen Kräfte der Geister (Kel Essuf). Auch an den bösen Blick, und die böse Zunge (wenn sie jemanden beschimpfen, werden sie dafür bestraft).
Sprache & Schrift:
Die Sprach der Tuareg heisst Tamahaq oder Tamaschek. Es gibt verschiedene Dialekte die untereinander verstanden werden. Da die Sprache alt ist, gibt es für neuartige Wörter keine Bezeichnung. Das Tamahaq (Tamaschek) gehört zu den Berbersprachen.
Ihre Schrift heisst Tifinar oder Tifinagh. Sie ist auch berberischen Ursprungs und soll aus dem altlibyschen Alphabet entstanden sein. Das Alphabet besteht je nach Region aus 21 bis 27 geometrischen Zeichen. Vokale fehlen und die Wortrichtung ist nicht festgelegt. Das heisst, dass von oben nach unten, von rechts nach links oder auch umgekehrt geschrieben werden kann. Dies macht die Schrift sehr schwer lesbar. Die Kinder lernen die Schrift von der Mutter, die die Zeichen in den Sand ritzt. Die Tuareg beherrschen heute meist Französisch oder Arabisch.
Frauen:
Die Frau hat bei den Tuareg einen sehr grossen Stellenwert. Die Tuaregfrau (Targia) kümmert sich nicht nur um die Erziehung der Kinder, sondern verwaltet den ganzen Besitz der Familie. So heiratet der Mann in die Familie der Frau hinein. Auch muss die Frau bei der Heirat keine Jungfrau sein, kann auswählen, wen sie heiratet, und wann und Scheidungen sind bei ihnen keine Besonderheit. Das Zelt gehört auch der Frau. So kann sie, falls sie genug von ihrem Mann hat, ihn einfach vor das Zelt setzen. Früher waren oft die Frauen die Herrscher der Tuareg. Heute aber ist das durch den Einfluss der Araber zwar der Mann, doch wird die Meinung der Frau sehr wichtig genommen.
Geschichte:
Der Ursprung der Tuareg ist umstritten. Es gibt mehrere Vermutungen zum Beispiel, dass sie von verirrten Kreuzrittern abstammen und noch viele mehr. Die meisten vermuten aber, dass sie von den altberberische Libyern abstammen, weil ihre Schrift dem altlibyschen Alphabet gleicht. Einer der ersten bewiesenen Punkte sind Tin Hinan und Takamat. Tin Hinan war eine Prinzessin, die mit ihrer Dienerin Takamat vor dem Jahre 340 in der Wüste unterwegs war. Sie waren ganz erschöpft und wurden von den Tuareg im Hoggargebirge aufgenommen. Tin Hinan wurde Tamenokalt (Königin). Die Tuareg bezeichnen die zwei heute immer noch als Urmütter. Die Franzosen fanden 1933 Tin Hinans Grab. Sie trug viel Schmuck. Die Tuareg überfielen zahlreiche Karawanen und Forschungsreisen oder nahmen sie gegen Bezahlung in Schutz.
Während der französischen Kolonialzeit leisteten die Tuareg erbittert Widerstand, verloren zwar zahlreiche Leute und Oasen, .. . Kämpften sich aber in die Herzen der Franzosen. 1917 schlossen sie einen Friedensvertrag. Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten setzten sich die Franzosen während des Unabhängigkeitskriegs (1954-1962) für die Tuareg ein. Die Franzosen wollten einen \"Tuareg-Nationalstaat\" unter französischer Schirmherrschaft einrichten, scheiterten aber im letzten Moment. Den Glauben an ein eigenes Land haben aber die meisten Tuareg noch nicht aufgegeben. Obwohl von den Arabern, seit 1980 über 1000 Tuareg grundlos brutal getötet worden sind. Die Meisten waren unbeteiligte Zivilisten. Ihr einziges Verbrechen bestand darin, dass sie zu einer verfolgten Minderheit gehörten. Oft werden die Tuareg gezwungen sesshaft zu leben oder werden in Lager gebracht wo die Menschenrechte fremd sind.
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