Daß die Maßnahmen zur Überwindung der Südostasienkrise schmerzhaft für die Betroffenen sein werden, ist diesen wohl auch bewußt. Aber nur so ist eine nachhaltige Lösung möglich und nur so kann diese für die Weltwirtschaft wichtige Region wieder zu alter Stärke und wahrscheinlich noch größerer Bedeutung zurückkehren. Dies erfordert jedoch Disziplin und Durchhaltewillen, um folgende Punkte durchzusetzen:
Reformen
Stabilisierung des Wirtschaftswachstums
Demokratie
ad 1) Reformen
Reformen werden in mehrerlei Hinsicht von enormer Bedeutung sein. Sowohl im Bankensektor, als auch in politischer Hinsicht wird man die jetzige untragbar gewordene Situation nicht mehr hinnehmen können.
Die leichtfertige Kreditvergabe, die jetzt soviel Probleme bereitet und viele Bankinstitute scheitern ließ, muß zuallererst durch eine wirksame Bankenaufsicht bekämpft werden. Dieses, in westeuropäischen selbverständliche Instrument, ist nötig, um in diesem Sektor die für seriöse Investoren nötige Transparenz zu erzwingen und die Banken auf eine fundiertere Basis zu \"kleinen\" Sparer nicht zu vergessen, und ihnen keine zu großen Opfer aufzubürden. Andernfalls würde dies zu einer noch größeren Unruhe in diesen Ländern führen, wobei dies aber sicher alles andere denn eine gute Ausgangssituation wäre.
Neben den Reformen im Bankensektor wird aber auch eine Änderung der politischen Situation wichtig sein. Korruption ist in einem intolerablen Maß vorhanden und behindert die Bereinigung der Krise.
Sicherlich kann man der Korruption auch einen Beitrag zur Rasanz des Wirtschaftswachstums zuschreiben. Mit "Bakschisch dort und Trinkgeld da" konnte man die Behörden oft leicht und schnell zur Genehmigung ohne langen Instanzwegen verleiten und Projekte durchsetzen.
Daß dies für eine moderne Marktwirtschaft gefährlich ist, braucht man nicht hinzuzufügen.
Um diese Aussage noch einmal in einem Vergleich zu verdeutlichen: Wenn man ein Flugzeug baut, und zwar so schnell wie möglich, so wird dieses Flugzeug eher abheben, jedoch auch eher abstürzen, als jenes das mit der nötigen Sorgfalt und Kontrolle der Funktionen, zwar etwas längsamer gebaut wird, aber in einem weitaus größeren Maß der Wahrscheinlichkeit auch länger fliegt.
Um uns nicht falsch zu verstehen: die Korruption war sicherlich nicht Grundpfeiler des Wunders in Südostasien, beigetragen dazu hat sie durch oben beschriebene Weise jedoch sehr wohl.
Ad 2) Stabilisierung des Wirtschaftswachstums
In den Vorjahren der Krise erlebte die Region Südostasien eine unglaubliche Dynamik. Zweistellige Wachstumsraten waren keine Seltenheit und (seltene) Warnungen, die eine Überhitzung befürchteten, wurden auf die leichte Schulter genommen.
Doch mit Eintreten der Probleme wurde anschaulich wieder einmal das Exempel für eine
Bubble Economy gegeben. Die Seifenblasenwirtschaft blähte sich zwar schnell auf und schillerte für kurze Zeit in allen Regenbogenfarben, doch das jähe Ende folgte mit dem Zerplatzen dieser Seifenblase und resultiert in der momentanen Situation.
Deshalb wird es wichtig sein die Wachstumsraten zu stabilisieren. In der momentanen Phase sollte es zwar erstes Ziel sein überhaupt ansprechendes Wachstum zu erzielen, doch
in späterer Zukunft wird Südostasien sicherlich wieder ein Hoffnungsmarkt sein und nach einem stetigen, langfristigen und langsameren Wirtschaftswachstum trachten müssen.
Wie ungesund ein zu rasches Wachstum ohne den nötigen Rahmenbedingungen ist, hat die Wirtschaftswelt ja verdeutlicht bekommen.
In diesem Kontext muß man auch die zahlreichen Prestigeobjekte erwähnen, in denen sich wahrscheinlich am ehesten die Größe des jeweiligen Landesherrn manifestieren sollte.
Oft ohne eine zwingenden wirtschaftlichen Hintergrund wurden Megaprojekte durchgeführt, die sich heute als eine schwierige Altlast erweisen. Natürlich muß man auch hier ansetzen, um das Wirtschaftswachstum für die Zukunft langfristig erfolgreich zu gestalten.
Die Länder, die vielleicht auch der Welt ihren Anschluß an die westliche Welt auf solche Art und Weise demonstrieren wollten, müssen genug Selbstvertrauen entwickeln, um auch ohne solche Risiken ihren Stolz auf das Erreichte zu zeigen.
Ad 3) \"Demokratie\"
Langfristig gesehen muß ,unserer Meinung nach, auch eine feste Verankerung der Demokratie in Südostasien stattfinden. Denn eine Marktwirtschaft kann auf Dauer gesehen ohne Demokratie nicht überleben.
Die Marktwirtschaft ist im Grunde mit einer demokratischen Institution zu vergleichen. Hier wählt zwar nicht der einzelne, sondern die $-Votes aber jeder Dollar hat dieselbe Bedeutung. Und auch der psychologische Aspekt ist dabei nicht zu vergessen. Es ist sicherlich so, daß es größtenteils keine Diktaturen mehr sind, doch als Musterschüler demokratischen
Verständnisses wird man sie auch nicht bezeichnen können. Wenn man sieht, daß am Markt alles möglich ist und Freiheit herrscht, so wird sich auch eine psychologische Wandlung in den Köpfen der Menschen vollziehen und dasselbe für die politische Seite fordern.
Diese in der Zukunft hoffentlich erreichten Ziele sind keine chronologische Step by Step \"Wie man die Südostasienkrise in 3 Schritten löst!\" Bauanleitung. Sie sind vielmehr sich gegenseitig bedingende Punkte, wobei sich Fortschritte im einen meist automatisch auch auf die anderen Bereiche übertragen.
Natürlich ist das Dargebotene auch nur ein Ausschnitt der Perspektiven, kann es auch nur sein, denn es kann hier nur Denkanstöße geben und eine vollständige Behandlung würde wohl über das Studium selbst hinausgehen.
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