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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Niederschlag

Norwegen (norge, noreg)



EINLEITUNG: Schon der Landesname "Norge" bzw. "Noreg", abgeleitet von "nordvegr", was soviel heißt wie "der Weg nach Norden" , weist auf die Lage Norwegen am nördlichen Rand Europas hin.
Wirft man einen Blick in den Atlas oder auf den Globus, dann fällt einem sofort die außerordentliche Länge des Landes und seine geringe Breite ins Auge: Exakt 1752 Kilometer Luftlinie sind es zwischen dem südlichsten Punkt bei Kap Lindesnes und dem Nordkap, jedoch nicht einmal zehn Kilometer auf der Höhe von Narvik, eine Kleinstadt im Norden Norwegens.
Solche Erstreckungen bedeuten ganz unterschiedliche Landschaften und Klimazonen, was viele als Problem für eine moderne infrastrukturelle Erschließung halten. In Asien und Nordamerika findet man auf gleicher nördlicher Breite nur noch Schnee- und Eiswüsten vor, Norwegen jedoch befindet sich im nördlichsten bewohnbaren Gebiet der Erde.

Norwegen, im frühen Mittelalter eine starke europäische Nation, wurde zu einer politisch von fremden Mächten abhängige Provinz, bevor es in diesem Jahrhundert seine Selbstständigkeit zurückgewinnen konnte.
Der Weg führte von relativem Wohlstand zur bittersten Armut. Heute gehört "Norge" zu den reichsten Staaten der Welt, der hauptsächlich von seinen unerschöpflichen Erdöl - und Erdgasreserven und Fischbeständen profitiert.
Die Wunderwelt der Fjorde, die Weite der Tundra und riesige, unbewohnbare Gebirgsflächen faszinieren immer mehr Menschen, die sich auf den "Weg nach Norden", ins karge Norwegen, begeben.

DIE LANDSCHAFT NORWEGENS:
Norwegen, welches eine Fläche von 385 155 km² aufweist, bildet den nordwestlichen Teil Skandinaviens und grenzt im Norden an die Barentssee, im Nordosten an Finnland und Russland und im Osten an Schweden. Südlich liegen das Skagerrak und die Nordsee, westlich der Atlantische Ozean, der in diesem Bereich auch als europäisches Nordmeer bezeichnet wird.
Norwegen ist ein extrem gebirgiges Land und liegt zu fast einem Drittel nördlich des Polarkreises. Es zerfällt in die vier Hauptregionen Westland, Ostland, Tröndelag (die Region um Trondheim), und Nordnorwegen, zu denen inzwischen als fünfte Region Südland kommt.
Im südlichen Teil Norwegens liegen die höchsten Erhebungen des Skandinavischen Gebirges. Diese Gebirgszüge, in der Regel von Südwesten nach Nordosten verlaufend, trennen das Westland vom Ostland.
Zu der im südlichen Norwegen gelegenen Gebirgskette Jotunheimen zählt auch der Galdhöpiggen, der mit 2 470 m höchste Berg Skandinaviens.

NORDNORWEGEN:
Norwegens Norden, der von Fjorden und Gebirgen geprägt ist, ist eine Region der Extreme und der Gegensätze, die sich in drei Provinzen gliedern lässt:
Nordland heißt der südlichste Regierungsbezirk, der längste, in dem das Land mit rund zehn Kilometern seine schmalste Stelle erreicht. Nordland ist eine reich gegliederte Küstenlandschaft mit Tausenden von Inseln und Inselchen und tief einschneidenden Fjorden zwischen den zentralen Orten Bodö und Narvik mit seinen Exportanlagen für das schwedische Eisenerz, das als Wirtschaftsfaktor für die Stadt jedoch zunehmend an Bedeutung verliert.
Mit über 30 000 Einwohnern ist Bodö als Hauptstadt dieses Bezirkes ein wichtiger zentraler Ort, da sich hier Verwaltung, Ausbildungsstätten und das Oberkommando der norwegischen Luft -& Seestreitkräfte befinden. Das Militär sorgt auch für die meisten Arbeitsplätze in der Kleinstadt.


DIE LOFOTEN UND DIE VESTERALEN:
Die bedeutendsten Inselgruppen Norwegens, die Lofoten und die Vesteralen, sind sozusagen die "highlights" der Provinz.
Die bis zu 1000 m aus dem Meer ragenden und abweisend wirkenden Felswände der Lofoten lassen kaum erahnen, welch einladende Täler und Siedlungen sich dahinter verbergen.
Seit jeher ist die sogenannte Lofotfischerei die Basis der ansässigen Bevölkerung, denn nach Neujahr jeden Jahres führt es den arktisch - norwegischen Dorsch, besser bekannt als Kabeljau, aus dem Eismeer zu den Lofoten, wo er ideale Laichbedingungen vorfindet.
Obwohl der Dorschfang nicht mehr so vielen Menschen den Lebensunterhalt sichert wie vor drei oder vier Jahrzehnten, ist der Fischfang immer noch die Existenzgrundlage der Inselbewohner.
Die Festlegung der Fangmenge, die längerfristig die Bestände sichern soll, stellt aber auch eine Belastung dieses Wirtschaftszweiges dar. Dazu kommt noch hinzu, dass Gefahren aus dem Erdölsektor drohen, denn die Förderung des Erdöls kann zu Wasserverunreinigungen führen, was wiederum den Lebensraum der Lofotengewässer beeinträchtigt.

Weniger bedrohlich wirken die Vesteralen, die sich nördlich der Lofoten erstrecken und dessen Inseln zunehmend durch Brücken miteinander verbunden werden.

Gelangt man weiter nordwärts, in den Bereich der Provinz Tromsö, ändert sich der Landschaftscharakter auffallend: Prächtige Fjorde, riesige Inseln, massive Gebirgszüge und breite, fruchtbare Täler.
Als bedeutendste Stadt des Bezirks und des gesamten Nordens ragt Tromsö hervor. Die
50 000 Einwohner zählende Stadt erinnert vor allem im Sommer an eine südländische Stadt, in der 25°C nichts Ungewöhnliches sind.
Die rapide Entwicklung Tromsös nach dem Zweiten Weltkrieg, von dem sie übrigens weitgehend verschont blieb, ist wohl darauf zurückzuführen, dass sie sozusagen als "Auffangbecken" der südwärts gerichteten Bevölkerungsabwanderung dient.
Aber auch die Gründung der nördlichsten Universität der Welt Ende der 60er Jahre bescherte der Stadt und der ganzen Region einen Entwicklungsschub. Qualifizierte Kräfte sollten durch sie an den Norden gebunden werden, in dem Ärzte, Lehrer, Priester etc. ohnehin "Mangelware" sind.
Die unverwechselbaren äußeren Kennzeichen der Nordmetropole sind die Tromsöbrücke hinüber zum Festland sowie die Eismeerkathedrale.

Der höchste Norden, die Provinz Finnmark, ist zwar flächenmäßig größer als Dänemark, aber in diesem Raum leben nicht viel mehr Menschen als in Tromsö.
Die Lebensbedingungen sind sehr hart und die Bewohner der weit verstreuten Siedlungen leben vorwiegend vom Fischfang und von der Fischverarbeitung.
Im Inneren der Fjorde ist etwas Getreideanbau möglich und die Hochebene der Finnmark dient den Rentieren der Samen als Winterweide.
Auf den kargen, weiten Hochebenen sind im Sommer bis zu 32°C möglich, im Winter werden oft bis zu -50°C gemessen.

DER NORDKAP:
Als der englische Seefahrer Richard Chancellor im Jahre 1553 jenen grau - schwarzen Schieferfelsen "Nordkap" nannte, konnte er noch nicht ahnen, zu welcher Berühmtheit dieser Felsen einmal gelangen würde.
Obwohl man inzwischen festgestellt hat, dass ein anderer Felsvorsprung auf der Insel Mageröy noch ein wenig nördlicher liegt, scheint das niemanden zu interessieren und im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde der "nördlichste Punkt Europas" zu einer Attraktion für hunderttausende Touristen aus aller Welt.
Und dass zwischen dem Nordkap und dem Nordpol noch Spitzbergen liegt, das ja immerhin auch zu Norwegen gehört, scheint wohl niemanden wirklich zu stören.

Eine weitere "Attraktion" Finnmarks ist das rund 8 000 Einwohner zählende Hammerfest, welches sich auf der kleinen Insel Kvalöy befindet und als nördlichste Stadt Europas gehandelt wird.
Geräucherter und gesalzener Fisch, Lebertranöl, Fuchs - und Rentierfelle sind die wichtigsten Exportgüter der Stadt.

SPITZBERGEN UND JAN MAYEN:
Ungefähr 650 Kilometer von Nordnorwegens Küste entfernt, befindet sich Spitzbergen, das, zusammen mit der unbewohnten Bäreninsel auf halbem Weg zwischen dem Nordkap und Spitzbergen und mehreren kleinen Inseln im Nordpolarmeer, das norwegische Verwaltungsgebiet Svalbard bildet.
Zählt man diese Inseln und Inselchen zusammen, so machen sie um die 63 000 km² aus, also immerhin 16,2 Prozent des Landes.
Spitzbergen, das um die 3 000 Einwohner zählt, wurde 1920 Norwegen zugesprochen und ist bis zu 60 Prozent von Gletschern bedeckt.
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Norwegern und Russen. Russen deshalb, da Norwegen in einer Erklärung von 1925 ausländischen Mächten die friedliche Nutzung der Inselgruppe gestattete. Also konnten die Sowjets hier Bergwerke errichten und bauen seitdem, gemeinsam mit den Norwegern, Bodenschätze ab, wovon aber der Kohlebergbau der wichtigste Industriezweig Spitzbergens ist.
Darüber hinaus gibt es für die Arbeiter eine großzügige Urlaubsregelung, höhere Löhne als auf Bohrinseln und weitgehende Steuerbefreiung.
Longyearbyen, das mit seinen 1 100 Einwohnern die größte Ortschaft auf Spitzbergen darstellt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem amerikanischen Bergbauunternehmer John Longyear gegründet, auf den auch der Name Longyearbyen zurückzuführen ist.
Wie bereits erwähnt, ist die Stadt Zentrum des Kohlebergbaus sowie der Haupthafen und das Verwaltungszentrum der abgelegenen Inseln Svalbards.
Spitzbergen, das übrigens keine eigene Gemeinde bildet und auch keiner Provinz angehört, wird von einem Vertreter des Staates verwaltet.

Anders als Spitzbergen ist das 380 km² große Jan Mayen im Zweiten Weltkrieg niemals von den Deutschen besetzt gewesen. 1000 Kilometer vom Mutterland entfernt ist das unbewohnte Eiland, im 17. Jahrhundert vom Holländer Jan May entdeckt, der äußerste Vorposten des Königreiches.
Früher wurde Jan Mayen nur von Walfängern und Pelztierjägern (Schneefuchs, Blaufuchs) betreten, heute beherbergt die Insel eine meteorologische Station, eine Station zur Beobachtung vulkanischer Vorgänge und einige militärische Einrichtungen.
Dank der kleinen Insel kann Norwegen auch die Fischerei im Atlantik besser betreiben.

SÜD - & OSTNORWEGEN:
Die Südküste des Landes (von Flekkefjord bis Halden) ist eine reich gegliederte, durch Schären, Sandstrände und mäßig hohe Berge gekennzeichnete Landschaft, die seit jeher Raum für Landwirtschaft und Holzindustrie bot. Die Populationsdichte ist hier weitaus höher als im Westland oder in Nordnorwegen.

Im östlichen Teil Norwegens leben knapp fünf Prozent aller Norweger und er ist durch weite Täler und große Seen geprägt. Der größte See Norwegens, der Mjösasee, befindet sich ebenfalls in dieser Region.
Bringt man den Süden und den Osten auf einen gemeinsamen wirtschaftlichen Nenner, so ist die Land - und Forstwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig. Abgesehen von den Standorten der chemischen Industrie wie Rjukan und Notodden, vom Industriezentrum Oslo und von Bergbauorten wie Drammen (südwestlich von Oslo), ist der norwegische Wald, der sich überwiegend im Besitz von Landwirten befindet, ein Hauptarbeitgeber von Handwerk und Industrie.
Früher lebte die Industrie hauptsächlich von Rohstoff - und Fertigproduktlieferungen an die großen Seemächte Europas, heute konzentriert sie sich auf die Produktion von Möbeln, Booten, Fertighäusern und Skiern.
Die holzverarbeitende Industrie stellt außerdem Papier, Pappe und Holzmasse her und ist damit einer der wichtigsten Industriezweige des Landes.
Darüber hinaus gibt es im Süden und Osten große landwirtschaftliche Nutzflächen, mit denen die Almwirtschaft des Westlandes nicht konkurrieren kann. Für die Selbstversorgung des Königreiches mit Butter, Milch, Käse, Fleisch, Kartoffeln und Gemüse sind diese Landesteile von großer Bedeutung.


OSLO:
Oslo, Norwegens Hauptstadt mit dem internationalen Flair, befindet sich im Osten des Königreiches und ist mit seinen rund 480 000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt des Landes, in der jeder achte Norweger zu Hause ist.
Neben Parlament, Regierung und Königshaus haben hier die größten Zeitungen ihren Sitz (Aftenposten, Dagbladet, Arbeiderbladet, Verdens Gang), befindet sich die größte Uni des Landes, der größte Flughafen (Fornebu) und die staatliche Rundfunk - und Fernsehanstalt (NRK).
Das wirtschaftliche Leben der Stadt ist, neben dem Dienstleistungssektor, von der Lebensmittel - und Tabakindustrie, vom Schiffsbau und von der Schiffsausrüstung, von Elektrochemie und Elektromechanik und vor allem immer noch vom Hafen geprägt. Trotz der westnorwegischen Konkurrenz von Stavanger und Bergen gehen noch immer 45 Prozent aller Importe über die Hauptstadt selbst.
Daneben spielt der Tourismus eine ständig wachsende Rolle, im Sommer international geprägt, im Winter eher national.


BERGEN:
Bergen im Westen des Landes zählt um die 220 000 Einwohner und war zwei Jahrhunderte lang (12. und 13. Jahrhundert) Hauptstadt von Norwegen, die im 11. Jahrhundert von Olav Kyrre gegründet wurde.
Wirtschaftlich und kulturell gesehen verfügt Bergen über eine vielfältige und zukunftsorientierte Industrie, besitzt den größten Hafen der Westküste, ist Stammsitz einiger großer Banken und Zeitungen und beheimatet die zweitgrößte Universität Norwegens.
Im Zentrum des Westens werden vor allem Stahl, Schiffe, forstwirtschaftliche Produkte und Elektrogeräte hergestellt.
Die Marienkirche aus dem 12. Jahrhundert ist das älteste Bauwerk der Stadt.


DAS KLIMA NORWEGENS:
Die warmen Gewässer des Atlantischen Stroms (ein Ausläufer des Golfstroms) fließen entlang der Atlantikküste Norwegens und haben einen stark mäßigenden Einfluss auf das Klima. Auf den meisten Inseln vor der Küste und in der Küstenregion selbst herrscht ein eher mildes Klima. Die Winter sind mild und die Sommer kühl. An den Küsten beträgt die mittlere Temperatur im Winter um die 2°C und im Sommer um die 14°C.
Der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt etwa 1 800 mm.
Im Landesinneren herrscht ein eher kontinentales Klima, die Winter sind kälter und die Sommer wärmer. In diesen Regionen beträgt die mittlere Temperatur im Winter -3°C und im Sommer 17°C.
Hier fallen durchschnittlich 1 000 mm Niederschlag, also deutlich weniger als an der Küste.
Im Hochland von Nordnorwegen herrscht subarktisches Klima, dennoch ist es in den Küstenregionen dieses Gebiets gemäßigt mild und die meisten Häfen, selbst im hohen Norden, sind im Winter eisfrei.

DIE SAMEN:
Vorwiegend im Norden des Landes, in den Provinzen Nordland, Tromsö und Finnmark, wohnt eine kleine Minderheit von ungefähr 20 000 Samen, die auch als "Samit", "Lappen" oder "finner" bezeichnet werden können.
Ihre Herkunft ist nicht gesichert, wahrscheinlich besiedelten sie das Land aber schon um

9 000 v. Chr.
Schätzungen zufolge liegt die Zahl der Samen bei rund 40 000 Personen im gesamten nordeuropäischen Raum, die größte Gruppe hat sich in Norwegen angesiedelt.
Die norwegischen "Aborigines" sprechen ihre eigene Sprache, in der Schule müssen die Kinder allerdings Norwegisch lernen, um sprachliche Barrieren zu verhindern.
Unter den heutigen Samengruppen Norwegens kann man zwischen den Flusslappen, den Seelappen und der kleineren Gruppe der Berglappen unterscheiden.
Die Flusslappen, die sich an Wasserläufen der inneren Finnmark angesiedelt haben, leben von der Landwirtschaft, der Viehzucht und von Jagd und Fischfang.
Die Existenzgrundlage der Seelappen bilden der Fischfang und die Landwirtschaft, die rund 2 000 Berglappen leben von der Rentierzucht.
Weitere ethnische Minderheiten Norwegens sind hauptsächlich Schweden, Finnen, Jugoslawen und Dänen.


DIE GESCHICHTE NORWEGENS:
Als ganz Skandinavien eine einzige Eiswüste war, konnte sich kein menschliches Leben entwickeln.
Erst als das Eis abtaute und die Tiere dem zurückweichenden Eisrand nach Norden folgten, zogen die Jäger diesen hinterher und so konnte sich langsam das steinzeitliche Leben entwickeln, das um 12 000 v. Chr. seinen Anfang nahm.
Die Jäger, Fischer und Sammler streiften in den eisfreien Regionen Norwegens umher und gehaust wurde vor allem an der norwegischen Küste und entlang der Fjorde in Berg - und Erdhöhlen.
Ab 5 000 v. Chr. entstanden dichtere Besiedlungsformen und man kann eine Bewegung von den Fjorden ins Landesinnere verfolgen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Bauer mit seinen Äckern und Haustieren gegenüber den Jägern, die als Nomaden durch das Land zogen, zum Herrscher des Landes.
Darüber hinaus verdrängte ein neues Volk, die aus Süden kommenden Germanen, die alte Urbevölkerung und vermischte sich mit ihr.
Dem Norden brachten sie die Begeisterung für den Kampf, das Pferd als Transportmittel und Waffe, den Expansionswillen, eine indoeuropäische Sprache und eine indoeuropäische Religion.

Im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. beherrschte Norwegen den Bronzeguss und exportierte nach ganz Europa.

Im 8. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich in Schweden eine hochstehende Kultur, die sogenannte Vendelzeit, die als direkte Vorläuferin der Wikingerzeit gilt.
Damals wurde im schwedischen Uppland (bei Uppsala) um die Herrschaft im Gebiet um den Mälarsee gekämpft. Das unterlegene Geschlecht der Ynglinger wanderte nach Norwegen aus und ließ sich am westlichen Ufer des Oslofjordes nieder. Da die Linie der Ynglinger über Königin Äsa direkt auf Harald Schönhaar, den ersten gesamtnorwegischen König, führt, kann man sagen, dass das Herz Norwegens schon damals dort schlug, von wo aus es auch heute regiert und verwaltet wird.


DIE WIKINGER:
Lange Zeit blieben die Nordländer auf ihrem eigenen Gebiet. Doch Ende des 8. Jahrhunderts brachen sie wie ein Unwetter auf die nichtsahnende Welt herein. Von 800 bis Mitte des 11. Jahrhunderts sollten die Nordlandbewohner die bedeutendste Kraft in Europa sein. Das Zeitalter der Wikinger begann.

Die Wikingerzeit brachte dem Land einen Höhepunkt in seiner Geschichte.
Außerdem war Norwegen in dieser Periode eine europäische Großmacht, die über umfangreiche Handelsbeziehungen verfügte und auf Island und Irland sowie in Nordschottland, England und der Normandie kolonisatorisch tätig war.

Der erste Kontakt der Wikinger mit der Außenwelt erfolgte im Jahre 793, als die Nordmänner ein blutiges Gemetzel im reichen und berühmten Kloster auf der "heiligen Insel" Lindisfarne vor der Küste Nordostenglands anrichteten, dem nur wenige Mönche entkommen konnten.
Obwohl die Wikinger als Piraten und Räuber gefürchtet waren, traten sie auch als Künstler, Händler, Forscher und Staatengründer (Irland, Wales, Nordschottland,..) auf und besiedelten die Hebriden, die Shetlands, die Orkneys und die Färöerinseln.
Nach Harald Schönhaars Tod (ca. 940) und nachdem tausende Westnorweger nach Island ausgewandert waren, wurde das Reich von dänischen Wikingern und internen Kämpfen um den norwegischen Thron bedroht.
Ab dem 11. Jahrhundert waren die Wikingerfahrten nicht mehr möglich, da die Entwicklung hin zu großen staatlichen Einheiten ging und da die neu entstandenen Königreiche verschärft ihre Grenzen verteidigten.

Im Mittelalter (ab dem 12. Jahrhundert) begann in Norwegen eine Zeit der blutigen Bürgerkriege und das Land stürzte mehr und mehr in die Bedeutungslosigkeit.
Da sich die Bischöfe und die Thronanwärter, durch Vererbung bedingt, im Dauerkriegszustand befanden, konnte sich sogar eine Gruppe verarmter Bauern ins Spiel bringen, dessen Anführer Sverre Sigurdsson 18 Jahre lang regierte (1184 - 1202).
Aber Mitte des 13. Jahrhunderts war der interne Frieden wiederhergestellt.
Das Norwegen von Haakon Haakonson (1217 - 1263) besaß sogar die größte Ausdehnung seiner Geschichte.
1349 wurde über den Bergenser Hafen die Pest eingeschleppt, die verheerende Folgen für das Land hatte: mehr als die Hälfte aller Norweger fiel der Seuche zum Opfer (von 350 000 auf um die 160 000 Einwohner).
1380 starb König Haakon VI., der letzte norwegische König des Mittelalters. Erst 500 Jahre später, 1905, konnte Haakon VII. die Königsreihe weiterführen.

Im Jahre 1536 verlor Norwegen seine Eigenstaatlichkeit und geriet fast drei Jahrhunderte lang unter dänische Herrschaft, ehe es 1814 seine Unabhängigkeit wiedererlangen konnte.
Unterdessen, im Jahre 1641, hatte der dänische Fürst Christian IV. Oslo in "Christiania" umbenannt.

In den wenigen Monaten des Jahres 1814 schafften es die Norweger sogar, Wahlen für eine Nationalversammlung abzuhalten und eine eigene Verfassung auszuarbeiten, die zu den modernsten der damaligen Welt gehörte.
Aber die Unabhängigkeit Norwegens währte nur für kurze Zeit: Zwei Monate nach der Ausarbeitung der Verfassung unterlag es, nach einem zwei Wochen langen andauernden Krieg, dem Schwedischen Reich.
Aber obwohl der gerade gewählte norwegische König Christian Frederik dem Schweden Karl XIV. den Platz räumen musste, respektierte Schweden die Verfassung des Landes. Damit wurde Norwegens Idee einer konstitutionellen Monarchie in die Tat umgesetzt.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Nationalgefühl der Norweger so stark, dass die Loslösung von Schweden nur noch eine Frage der Zeit war. Am 26. Oktober 1905 wurde die Union ohne Blutvergießen aufgelöst.
Nur einen Monat später, im November 1905, ging es um die Frage der zukünftigen Staatsform. Hier wollte die überwiegende Mehrheit die Monarchie anstatt einer Republik.
Der dänische Prinz Carl nahm um die 500 Jahre nach dem Tod Haakons VI. den Namen Haakon VII. an und, ein Jahr später, wurde er mit seiner Frau Maud zum Königspaar gekrönt.
Die ersten Jahre der norwegischen Unabhängigkeit waren von Reformen sozialer Natur geprägt. Unter anderem erhielten nun auch die Frauen das allgemeine Wahlrecht (1913), exakt 15 Jahre nach den Männern (1898).
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges trafen die drei skandinavischen Staaten eine Abmachung, in der sie sich gegenseitige Zusammenarbeit und die Einhaltung ihrer Neutralität zusicherten. Dennoch war Norwegen mehr vom Krieg betroffen als seine Nachbarländer, denn die Handelsflotte verlor mehr als die Hälfte ihrer Schiffe.
Die Weltwirtschaftskrise zu Anfang der 30er Jahre wurde von Norwegen relativ gut verkraftet und das Land entwickelte sich immer mehr in Richtung Wohlfahrtsstaat.

Am 9. April 1940 wurde Norwegen vom Deutschen Reich angegriffen, obwohl das Königreich von Anfang an versucht hatte, sich nicht in den Krieg einzumischen. Noch am selben Tag wurden die größten Häfen bis hinauf nach Narvik von den Deutschen besetzt und obwohl sich die Norweger wehrten, waren die norwegischen Kräfte relativ rasch überwältigt. Unterdessen flohen König Haakon VII. und die Regierung ins britische Exil, die erst 1945, nach der Kapitulation der Deutschen, wieder zurückkehrten, nachdem mehr als 35 000 Norweger getötet und zahlreiche Städte dem Erdboden gleichgemacht worden waren.
Das einzige Konzentrationslager wurde in Grini (Südnorwegen) errichtet.
Das Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen blieb aufgrund dieser Schreckensjahre gespannt. Eine Spannung, die noch bis in die 80er anhielt.

DIE WIRTSCHAFT NORWEGENS:
Norwegen gehörte keineswegs zu den ersten Ländern, in denen die industrielle Entwicklung stattfand.
Um 1900 lebte der größte Teil der Bevölkerung noch immer vom Ackerbau, der Forstwirtschaft und der Fischerei.
Der große wirtschaftliche Fortschritt lässt sich auf die Ankunft der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückführen. Die europäischen Länder, in denen bereits große Produktionsbetriebe existierten, verlangten dringend nach Skandinaviens Rohstoffen, vor allem nach norwegischem Holz für Grubenabstützungen, Eisenbahnschwellen, Telegraphenmasten und insbesondere für die Bauwirtschaft.
Außerdem bestand große Nachfrage nach norwegischem Fisch, um die Industriearbeiter Deutschlands und Großbritanniens damit zu ernähren.
Die Handelsexpansion führte zum Ausbau der Eisenbahnen und zur Modernisierung und Vergrößerung der Handelsflotte. Außerdem förderte sie die Einführung neuer Technologien, was zu einer starken Erweiterung der Holzindustrie führte.


DIE WASSERKRAFT:
Da das Land keine ausreichenden Kohlevorkommen besaß, um die mit Kohle geheizte Dampfmaschine anzutreiben, erschloss der Staat, dank seiner zahlreichen Wasserfälle, im Laufe der Zeit eine andere Energiequelle: Die Elektrizität aus der Wasserkraft, volkstümlich auch "weiße Kohle" genannt. Anfang des 20. Jahrhunderts gewannen die Norweger bereits zwei Drittel ihrer Elektrizität aus Wasserkraft.
Sie ermöglichte, unter anderem, die Kunstdüngerproduktion sowie die Herstellung von Kupfer und Aluminium.
Heute wird, trotz reicher Öl - und Gasvorkommen, fast die gesamte Elektrizität von Wasserkraftwerken produziert.
Um das Potential der Wasserkraft zu nutzen, wurden bereits zwischen 1896 und 1900 elf Kraftwerke errichtet, wenige Jahrzehnte später waren es jedoch schon um die 2000.
Heute besorgen wesentlich weniger Anlagen, zunehmend Großkraftwerke, die Elektrizitätsproduktion, durch die sich die Norweger den Luxus leisten können, ihre Wohnräume per Elektroheizung aufzuwärmen.
Rund ein Drittel des gesamten elektrischen Stroms wird in der elektrochemischen und elektrometallurgischen Industrie verbraucht.
Lange Zeit sind die möglichen ökologischen Begleiterscheinungen beim Ausbau der Wasserkraft vernachlässigt worden, weshalb der Widerstand gegen eine weitergehende Nutzung der "weißen Kohle" in den letzten Jahren deutlich größer geworden ist, da vielen die Bewahrung der Natur wichtig ist.
Unter schwierigsten Bedingungen müssen Kabel durch die Gebirgswelt verlegt werden, damit verschiedene Regionen elektrische Energie miteinander austauschen können. Diese Verlegung ist ein schwerwiegender Eingriff in das Ökosystem, weshalb es auch verständlich ist, dass die Norweger bisher auf die Nutzung von Atomkraft verzichtet haben.
Außerdem wäre diese Art der Energiegewinnung in einem Land wie Norwegen vollkommen überflüssig, da heute sowieso die Hälfte der Elektrizität den Wasserkraftreserven entnommen wird.
Vor einem Jahrhundert jedoch, besaß Norwegen, abgesehen von der Wasserkraft, wenige andere industrielle Rohstoffe, und so bestand das Problem darin, produktive Anwendungsbereiche für eine derart gewaltige Energiemenge zu finden. Doch dank des Erfindungsgeistes zweier Norweger wurde ein völlig neuer Industriezweig geschaffen: Die Herstellung von Kunstdünger.
Diese beiden Norweger, Professor Kristian Birkeland und der Physiker Samuel Eyde, entwickelten eine Methode, der Luft mittels elektrischer Energie Stickstoff zu entziehen. 1905 führte die Nutzung ihres Verfahrens zur Gründung der Norsk Hydro, die schon bald zum größten Industriekonzern Norwegens wurde.
Norsk Hydro ist noch immer Norwegens größtes Unternehmen und produziert noch immer chemische Düngemittel, die heute jedoch eher auf Erdöl als auf Stickstoff basieren.
Elektrische Energie wird daneben zur Herstellung einer breiten Palette weiterer Produkte verwendet, die von Aluminium und Magnesium bis hin zu Möbeln reicht.
Aufgrund Norwegens unerschöpflicher Wasserkraft produziert der Staat mehr Elektrizität pro Kopf der Bevölkerung als jedes andere Land der Welt.


DER WALFANG:
Ebenfalls im Jahre 1900 war Norwegens Handelsflotte bereits die drittgrößte der Welt und in der Fischerei und im Walfang waren mehr Norweger tätig als in der Industrie.
Auch hier spielte wiederum der Erfindungsgeist eine wichtige Rolle. So revolutionierte ein norwegischer Fischer 1864 den Walfang, als er eine Kanone entwickelte, die Harpunen mit Sprengköpfen abschoss.
Diese neuartige Methode des Walfangs und die daraus resultierende Steigerung der Fangmenge hatte zur Folge, dass einige Jahre später das erste Walfangschiff vom Stapel lief.
Aber angesichts der weltweit abnehmenden Walbestände zog Norwegen in den 1960ern den Großteil seiner Walfangflotte aus dem Verkehr.


DER FISCHFANG:
Im Jahre 1914 verdienten rund 50 000 Norweger ihren Lebensunterhalt mit Fischfang und rund 90 Prozent der Fangerträge wurden exportiert. Heute gibt es zwar nur noch 25 000 Berufsfischer, aber es werden immer noch 90 Prozent des Fanges (fast drei Millionen Tonnen), ins Ausland exportiert, was Norwegen zum größten Exporteur von Fisch und Fischereiprodukten in Europa macht.
Reiche Fischbestände infolge günstiger Strömungs - und Temperaturbedingungen sowie Laich - und Brutstätten bestimmen noch heute das Siedlungsbild des Landes. Technische Innovationen haben in den letzten drei Jahrzehnten dazu geführt, dass die Fischerei sich mehr und mehr zu einem spezialisierten Wirtschaftszweig entwickelt.
In den 70ern bedrohte eine gefährliche Überfischung die Existenz der norwegischen Fischerei, weshalb der Bewahrung der Hering -, Makrelen -, Kabeljau -, Lodde -, Flunder -, Heilbutt und Lachsbestände seit Jahren vorrangige Bedeutung zukommt.
Nationale und internationale Einschränkungen der Fangquote haben inzwischen wieder dafür gesorgt, dass vor allem der Hering - und Kabeljaubestand rasch zunimmt.
Seit 1977 hat Norwegen seine Fischereizone auf 200 Seemeilen ausgedehnt, wenig später galt diese Zone auch für die Svalbard - Inselgruppe und Jan Mayen.
Obwohl Norwegen unter den fischfangenden Nationen an 7. Stelle steht, bietet die Fischerei lediglich 2 Prozent der Landesbevölkerung ganze oder teilweise Beschäftigung.
In den nordnorwegischen Provinzen Nordland, Tromsö und Finnmark leben hingegen bis zu 20 Prozent der Beschäftigten vom Fischfang und seiner Verarbeitung.
Ein wesentlicher Teil der dort ansässigen Menschen findet in Industriezweigen und Dienstleistungsbereichen Arbeit, die es ohne die Fischereiwirtschaft gar nicht geben würde, wie
z. B. die Fischmehlindustrie, Reparaturwerften oder Transportunternehmen.

DER LACHS:
Die Norweger haben den Lachs, den sogenannten König der Fische "gezähmt".
Um den Fischreichtum der Flüsse zu steigern, hilft der Mensch nach, indem er dem bis zu 40 kg schweren Tier Lachstreppen baut, um schwierige Flussabschnitte problemlos überwinden zu können.
Da die Nachfrage des Marktes nach Lachs schon lange nicht mehr befriedigt werden kann, begann man in den 60ern westlich von Bergen mit der Lachszucht. Von rund 70 000 Tonnen gezüchtetem Lachs stammen auf dem Weltmarkt ca. 50 000 Tonnen allein aus norwegischen Anlagen.


NORWEGENS LANDWIRTSCHAFT:
Da Norwegen eines der gebirgigsten Länder Europas ist, sind die Voraussetzungen für die Agrarwirtschaft alles andere als günstig.
Die einzigen Gebiete, in denen Landwirtschaft möglich ist, sind die Ebenen Tröndelags (südliches Mittelnorwegen), Rogalands (Südwestnorwegen) und Ostnorwegen.
Nur 3 Prozent der Gesamtfläche des Landes sind landwirtschaftliche Nutzfläche, weshalb auch nur 6 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in der Land - und Forstwirtschaft tätig sind.
Rund die Hälfte aller Betriebe sind Kleinbetriebe, die weniger als fünf Hektar bebaute Fläche haben.
Norwegens Agrarwirtschaft ist in der Lage, das Land zu etwa 40 Prozent mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Sie liefert Haustiererzeugnisse, einige Gemüsesorten und Beeren sowie einen Teil des erforderlichen Getreides.
Pelztierfelle (Fuchs, Nerz) gehen direkt in den Export, auch knapp ein Drittel der Käseproduktion.
Die Erzeugung von Milch und Milchprodukten stellt die wichtigste Einzelproduktion dar. Da ist es auch kein Wunder, dass die Norweger mit durchschnittlich 200 Litern Milchkonsum pro Jahr die Weltrangliste anführen.
Importiert werden müssen hingegen vor allem Zucker und Brotgetreide sowie Futtermittel und Obst.
Die Überlebensversicherung der norwegischen Landwirtschaft ist ein generelles Importverbot für Nahrungsmittel, die im Land selbst produziert werden können.
Außerdem greift der Staat erheblich in das Marktgeschehen ein, damit die Beschäftigten in der Landwirtschaft unter gleichen sozialen Bedingungen leben wie die Industriebeschäftigten. Allein von 1972 bis 1982 erhöhte das Land die staatlichen Finanzhilfen um das Doppelte.
Dennoch muss mehr als die Hälfte aller Lebensmittel importiert werden.
Die wichtigsten Außenhandelspartner Norwegens, mit denen das Land sowohl Export als auch Import betreibt, sind die Staaten der EU, die Skandinavischen Länder, die USA und Japan.


ERDÖL UND ERDGAS:
Erdöl und Erdgas sind die Eckpfeiler der Wirtschaft, die das Königreich zu einem der reichsten Länder Europas gemacht haben.
Als man in den Jahren 1969 und 1970 die ersten Vorkommen in der norwegischen Zone der Nordsee entdeckte, war Öl keineswegs Mangelware, weshalb zu dieser Zeit auch keineswegs an ein "Ölwunder" gedacht wurde. Die extrem schwierigen Förderbedingungen und der damals niedrige Ölpreis ließ keine Freude aufkommen, was sich allerdings quasi über Nacht ändern sollte: Es kamen nämlich die 70er Jahre der OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries = Organisation der Erdölexportierenden Staaten) und der Ölpreisschocks, was Norwegen auf einmal buchstäblich im Reichtum schwimmen ließ.
Im Laufe der Zeit entdeckte man immer wieder neue Öl - und Gasfelder, was die kühnsten Erwartungen übertraf.
Vor rund 30 Jahren hatten Erdöl und Erdgas so gut wie keine volkswirtschaftliche Bedeutung, heute beträgt das Einkommen aus der Öl - und Gasförderung rund ein Fünftel des BIP. Mitte der 80er, als die Fördermenge auf mehr als 50 Millionen Tonnen pro Jahr angestiegen war, exportierte das Land im Norden etwa das Achtfache des Eigenverbrauchs der beiden Rohstoffe.
Das Interesse der europäischen Staaten am norwegischen Erdgasvorkommen ist heute größer denn je, zumal die Norweger das Gas kaum selber nutzen können, aber über drei Viertel der gesamten Erdgasvorräte der Nordsee verfügen.
Allein die Produktion aus dem Troll - Feld, dem größten Vorkommen der Nordsee, nordwestlich der Stadt Bergen, könnte den Verbrauch eines Landes wie Deutschland für vier Jahrzehnte lang decken.
Der Reichtum an Öl und Gas führte auch dazu, dass der Lebensstandard drastisch in die Höhe getrieben wurde, was Norwegen zu einem ungemein teuren Stadt machte.
Schätzungen zufolge liegt die Gesamtmenge von Öl und Gas bei um die vier bis fünf Milliarden Tonnen. Eine Menge, die das Land mit der Schweiz um den höchsten Lebensstandard der Welt wetteifern lässt.
Die Beschäftigung in der Ölindustrie, einschließlich des Baus von Bohrinseln, ist jedoch mit gegenwärtig nur drei Prozent der Erwerbstätigen verhältnismäßig gering.

Die Währung des Landes ist die Norwegische Krone (NKr), die in 100 Öre unterteilt wird.
Eine Norwegische Krone entspricht umgerechnet etwa dem Wert von 13 Euro - Cent (=1, 72 ATS). Somit entsprechen acht Norwegische Kronen genau einem Euro.


STAAT UND REGIERUNG IN NORWEGEN:
An der Spitze des norwegischen Staates steht König Harald V., der das Land seit 1991 regiert. Norwegen ist gemäß seiner Verfassung eine konstitutionelle Erbmonarchie.
Die Exekutive liegt formal beim König, sie wird aber tatsächlich von der Regierung ausgeübt. Der König erteilt Auftrag zur Regierungsbildung und bestätigt die Ministerliste des zukünftigen Ministerpräsidenten.
Ansonsten kommen dem König überwiegend repräsentative Aufgaben zu.
Zur Zeit wünschen über die Hälfte der Norweger eine Volksabstimmung über die Zukunft der Monarchie, denn Kronprinz Haakon hat die allein erziehende Mutter Mette - Marit geheiratet. Obwohl Haakon den Segen von König Harald und Königin Sonja hatte, waren viele Norweger entschieden dagegen.


DER REGIERUNGSCHEF:
Seit September 2001 hat Norwegen unter dem Konservativen Kjell Magne Bondevik eine neue Regierung.
Derzeitiger Außenminister ist Jan Petersen.


DAS PARLAMENT:
Das norwegische Parlament mit Sitz in Oslo heißt Storting und besteht aus einer Kammer. Alle vier Jahre im September werden 165 Abgeordnete in das Storting gewählt. Stimmberechtigt sind alle norwegischen Bürger und Bürgerinnen ab 18 Jahren.
Norwegen ist in 19 Wahlkreise eingeteilt, die den 19 Verwaltungsgebieten (Fylker) entsprechen. In einem komplizierten Wahlsystem errechnet jedes Fylke sein eigenes Wahlergebnis und bestimmt die Abgeordneten.
Da die dünn besiedelten Regionen im Norden Norwegens verhältnismäßig stärker repräsentiert werden sollen als die dichter besiedelten im Süden und Osten des Landes, wiegt eine Stimme in Finnmark, dem nördlichsten Fylke, fast doppelt so viel wie eine Stimme aus Oslo.
Im Gegensatz zu anderen Parlamenten kann das Storting im Laufe seiner vierjährigen Amtszeit nicht aufgelöst erden.
Die Plätze im Parlament werden nach den verschiedenen Regionen, von denen die verschiedenen Parlamentarier entsandt wurden, gruppiert und nicht, wie etwa im österreichischen Parlament, nach Parteizugehörigkeit.

DIE VERFASSUNG:
Die norwegische Verfassung ("Grunnloven") ist nach der der Vereinigten Staaten die älteste geschrieben Verfassung der Welt. Am 17. Mai 1814 wurde sie in Eidsvoll, 70 km nördlich von Oslo, von der Reichsversammlung verabschiedet.
Die Verfasser ließen sich von den Ideen der amerikanischen und französischen Verfassung inspirieren und übernahmen das Prinzip der Volkssouveränität, das der Gewaltenteilung sowie die Bürgerrechte.
Bis heute ist der 17. Mai in Erinnerung an die verfassungsgebende Versammlung der Nationalfeiertag Norwegens.


WESENTLICHE INHALTE DER VERFASSUNG:
Die Verfassung ist in 5 Teile (A - E) gegliedert.
Im ersten Abschnitt sind die konstitutionelle Monarchie als Staatsform und die evangelisch - lutherische Kirche als Staatskirche festgeschrieben.
Abschnitt B regelt die Exekutive, die Regierung und König inne haben.
Abschnitt C regelt die Legislative, die beim Storting liegt, Abschnitt D die Judikative, die der Oberste Gerichtshof ausübt.
Der letzte Teil E umfasst allgemeine Bestimmungen wie die Pressefreiheit, die Wehrpflicht und den Schutz der samischen Minderheiten in Norwegen.
Änderungen der Verfassung bedürfen einer Zweidrittelmehrheit des Stortings.


DIE GESETZGEBUNG:
Beim Gesetzgebungsverfahren teilt sich das Storting in zwei Gruppen: In das Odelsting (drei Viertel aller Parlamentarier) und in das Lagting (ein Viertel aller Parlamentarier)
Jede Gesetzesvorlage muss zunächst dem Odelsting zur Abstimmung vorgelegt werden. Wird die Vorlage dort angenommen, wird sie in das Lagting weitergereicht, das nun seinerseits darüber abstimmt. Bei Zustimmung wird der Gesetzesbeschluss dem König übermittelt, der den Beschluss zum Gesetz macht.
Lehnt das Lagting hingegen eine Gesetzesvorlage ab, reicht es die Vorlage mit Anmerkungen an das Odelsting zurück, das die Vorlage nun fallen lassen oder es erneut an das Lagting zustellen kann.



DIE WICHTIGSTEN PARTEIEN NORWEGENS:
 Die Christliche Volkspartei
Christliche und ethische Grundsätze bestimmen auch heute die Politik der Partei.
 Die Zentrumspartei tritt vor allem für die Stärkung der Landwirtschaft ein und ist gegen einen EU - Beitritt des Landes
 Die Sozialdemokratische Partei (Arbeiterpartei) tritt mehrheitlich für einen EU - Beitritt ein und stützt den Sozialstaat
 Die Konservative Partei ("Rechts")
Setzt sich ebenfalls verstärkt für einen EU - Beitritt des Landes ein
 Zwei kommunistische Partien: Die Kommunistische Partei Norwegens und die Rote Wahlallianz. Politisch gesehen sind sie aber nahezu bedeutungslos.

Die populärsten Parteien sind die Sozialdemokraten und die Konservativen.

DIE RELIGIONEN IN NORWEGEN:
Die Mehrheit der Bevölkerung ist evangelisch (88%), etwa 85 Prozent gehören der Staatskirche, der Evangelisch - Lutherischen Kirche Norwegens an.
Daneben gibt es im Königreich kleinere protestantische Gemeinschaften (3%) sowie um die 30 000 Katholiken und ungefähr 20 000 Muslime.

BILDUNG IN NORWEGEN:
Selbstverständlich ist der Schulbesuch kostenlos, wobei eine Schulpflicht von neun Jahren besteht.
Dem Besuch einer sechsjährigen Unterstufe schließt sich eine dreijährige Oberstufe an, nach der die Jugendlichen an Weiterbildende Schulen wechseln und so Berufsqualifikationen oder die Zulassung für eine Universität erwerben können.
In Norwegen gibt es vier Universitäten (Oslo, Bergen, Tromsö und Trondheim), wovon die Osloer Uni die größte darstellt, gefolgt von Bergen, Trondheim und Tromsö.
Darüber hinaus gibt es zehn Fachhochschulen mit Universitätsrang, deren Lehrangebot jedoch auf bestimmte Fächer begrenzt ist.
1999 ging knapp eine Million der 4 500 000 Norweger zur Schule, 81 000 Jugendliche gingen einem Studium nach.
Englisch ist in den Schulen erste Fremdsprache, weshalb auch die überwiegende Mehrheit der norwegischen Bevölkerung der englischen Sprache mächtig ist.



NORWEGENS SPRACHEN:
Die Amtssprache ist Norwegisch, das in die Schriftsprachen Nynorsk und Bokmal unterteilt wird. Als Gegensatz zu Bokmal, das sich stark ans Dänische anlehnt, entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts Nynorsk aus der Verschmelzung zahlreicher regionaler Dialekte, die noch am wenigsten vom Dänischen "verdorben" waren.
Alle Versuche, die beiden Sprachen zu einer zusammenzufassen, misslangen, weshalb heute auch die Zweisprachigkeit offiziell ist.
Andere Sprachen, auf die man in Norwegen trifft, sind Englisch, Samisch und Finnisch.


NORWEGEN UND DIE EUROPÄISCHE UNION:
Warum soll eines der reichsten Länder der Welt in die EU? Das fragen sich auch die Norweger, seit ihr neuer Regierungschef Kjell Magne Bondevik das Land, übrigens der fünftgrößte Handelspartner der EU, zum Beitritt drängt.
Bereits 1972 hatte es eine Volksabstimmung bezüglich eines EU - Beitritts des Königreiches gegeben, in der sich aber die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dagegen aussprach.
Exakt 22 Jahre später, am 28. November 1994, erteilten 52, 6 % der Norweger dem EU - Beitritt zum zweiten Mal eine Absage.
Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass vor allem die Bevölkerung in den peripheren und vom primären Sektor geprägten Regionen mit "Nein" gestimmt hat, da die von der norwegischen Regierung ausgezahlten Subventionen deutlich über den EU - Zahlungen liegen.
Die Bedenken der Nordländer bestehen vor allem darin, dass das Land mehr Kosten als Nutzen davon hat, da man als Nettozahler in die Gemeinschaft gekommen wäre. Norwegen schwimmt im Öl und somit auch im Geld, weshalb es sich auch leisten kann, der Union nicht beizutreten. Allein für das heurige Jahr rechnet die Regierung mit einem Haushaltsüberschuss von 130 Milliarden Kronen (16 Milliarden Euro = 220 Milliarden ATS).
Darüber hinaus sind keine direkten Nachteile einer Nichtmitgliedschaft zu erwarten, da Norwegen sowieso dem EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) und der EFTA (Europäische Freihandelszone) angehört.
Für Kjell Magne Bondevik sind das keine Argumente, denn wegen des akuten Arbeitskräftemangels müsse sich das Land wirtschaftlich öffnen. Den Norwegern fehlt qualifiziertes Personal im verarbeitenden Gewerbe und in der Ölindustrie, weshalb der Staat schon fast unter der Vollbeschäftigung leidet (Arbeitslosenquote 2001: 3,2%). Mit dem EU - Beitritt könnten Unternehmen einfacher als bisher auf ein riesiges Angebot an Arbeitskräften zurückgreifen, außerdem würden engere Firmenkontakte hinzukommen.
Vor allem aber will der Regierungschef in Europa mitbestimmen, denn den Gas - und Fischereirichtlinien folgen die Norweger ohnehin längst.
Aber ohne aktive Stimme bleibt die Integration zweitklassig, was Herr Bondevik schleunigst zu ändern versuchen wird, obwohl er sich bewusst ist, dass das Thema "EU - Beitritt" sein Volk spaltet und auch weiterhin spalten wird.

Andere wichtige Organisationen und Vereinigungen, denen Norwegen angehört, sind:

 Europarat
Der Europarat überwacht hauptsächlich die Achtung der Grundrechte in den 41 europäischen Mitgliedstaaten.
 FAO (Organisation für Welternährung)
 IBRD (Weltbank)

 ILO (Arbeitsorganisation)
 IWF (Internationaler Währungsfonds)
 NATO (Norwegen war eines der Gründungsmitglieder in Bretton Woods 1949)
 Nordischer Rat
Die Mitglieder des Nordischen Rats (Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Island) versprechen sich gegenseitig, entstehende Konflikte friedlich zu lösen und auf kriegerische Handlungen untereinander zu verzichten.
 OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
 OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa)
 UN (Vereinte Nationen)
 UNCTAD (Handel - und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen)
 UNIDO (Organisation für Industrielle Entwicklung)
 EFTA (Europäische Freihandelszone)
Nach dem Austritt Österreichs, Schwedens und Finnlands 1995 besteht die EFTA seitdem nur noch aus Liechtenstein, Norwegen, Island und der Schweiz.

 
 

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