Madagaskar, Republik im Indischen Ozean, die von der Südostküste
Afrikas durch die Straße von Moçambique getrennt ist. Die Demokratische
Republik Madagaskar, so die offizielle Bezeichnung, besteht aus
der Insel Madagaskar, der viertgrößten Insel der Welt, sowie einigen
kleineren Inseln. Insgesamt umfasst die Republik eine Fläche von
587 041 Quadratkilometern. Frankreich annektierte Madagaskar 1896.
Ab 1958 verwaltete sich die damalige Republik Malagassi innerhalb
der französischen Gemeinschaft selbst. 1960 wurde sie ganz unabhängig
und gab sich 1975 den Namen Demokratische Republik Madagaskar.
Antananarivo ist die Hauptstadt und zugleich größte Stadt.
Fläche: 587.041 km²
Einwohner: 15,8 Mio.
Bevölkerungsdichte: 27 Einw./km²
BIP: 4,2 Mrd. US-$
BIP/Einw.: 937 US-$
Landessprachen: Malagassi, Französisch
Staatsoberhaupt: Didier Ratsiraka
Regierungschef: Pascal Rakotomavo
Mitgliedschaft: UNO, OAU
Offizieller Name: Repoblikan'i Madagasikara - Republik Madagaskar
Nationalfeiertage: 26. Juni (Unabhängigkeit)
Zeitzone: MEZ + 2 h
Hauptstadt: Antananarivo (1,052 Mio. Einw.)
Währung: 1 Madagaskar-Franc (1 FMG)
Kurs: Mitte 1998 1 DM = 2992,68 FMG
Tel. Vorwahl: +261
Kfz-Zeichen: RM
Olympiakürzel: FMG
Land
Eine zentrale, gebirgige Hochebene prägt die Insel Madagaskar.
Die Hochländer sind teils vulkanischen Ursprungs und erheben sich
bis zu 2 876 Meter hoch auf dem Maromokotro im Norden. Die massiven
Ankaratraberge nahe der Stadt Antananarivo erreichen eine Höhe
von 2 643 Metern. Das Land fällt nach Osten steil ab zu einem
engen Tiefland, das an den Indischen Ozean angrenzt. Nach Westen
neigt es sich allmählich zu einer etwas breiteren Küstenebene
an der Straße von Moçambique. Der beste Boden findet sich an der
Küste und in den Flusstälern der zentralen Hochebene.
Flüsse und Seen
Die Hauptflüsse Madagaskars heißen Betsiboka, Tsiribihina, Mangoky
und Onilahy. Sie entspringen in den Hochländern nahe der Ostküste
und fließen in westlicher Richtung durch fruchtbare Täler zur
Straße von Moçambique. Die Flüsse, die in den Indischen Ozean
münden, sind dagegen kurz und schnellströmend und stürzen häufig
von den Hochlandgebieten in Wasserfällen herab. Der größte See
ist der Alaotrasee in der Nähe von Toamasina.
Klima
Der östliche Landesteil erhält viel Regen, der durch südöstliche
Passatwinde an die Küste transportiert wird. Der jährliche Niederschlag
übersteigt an einigen Orten 3 050 Millimeter. Die zentrale Hochebene
erhält viel weniger Regen; im Süden und Südwesten gibt es trockene
Gebiete mit weniger als 380 Millimetern Niederschlag im Jahr.
Der meiste Regen fällt zwischen November und April. Die Küstenregionen
sind im Allgemeinen das ganze Jahr hindurch heiß. In der zentralen
Hochebene herrscht ein gemäßigtes Klima mit warmen Sommern und
kühlen Wintern.
Flora und Fauna
Tropische Regenwälder mit wertvollen Harthölzern sind typisch
für den Osten Madagaskars. Savannen aus Wald- und Grasland bestimmen
die trockeneren Westgebiete. Im äußersten Südwesten gibt es eine
Wüstenvegetation. Die Tierwelt Madagaskars ist außergewöhnlich.
Ihre bekanntesten Vertreter sind die Lemuren, eine primitive Primatenfamilie.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl Madagaskars beträgt etwa 13 Millionen, die Einwohner
gehören verschiedenen ethnischen Gruppen an. Die durchschnittliche
Bevölkerungsdichte beträgt etwa 22 Einwohner pro Quadratkilometer,
wobei die Hochlandgebiete dichter besiedelt sind als die Küstenregionen.
Die größten ethnischen Gruppen im Landesinneren sind die Merina
(Hova), die etwa 27 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, und
die verwandten Betsileo (12 Prozent). Sie stammen hauptsächlich
von Einwanderern aus der Region des heutigen Malaysias und Indonesiens
ab, die vor rund 2 000 Jahren nach Madagaskar kamen.
Die Küstengebiete werden vorwiegend von Stämmen bewohnt, die gemischte
malaiisch-indonesische, schwarzafrikanische oder arabische Vorfahren
haben. Zu diesen Volksgruppen gehören die Tsimihety (7 Prozent),
Sakalave (6 Prozent) und die Antaisaka (5 Prozent).
Nur rund 22 Prozent der Gesamtbevölkerung ist städtisch. Die Hauptstadt
Antananarivo ist zugleich die größte Stadt mit etwa 802 000 Einwohnern.
Weitere wichtige städtische Zentren sind Toamasina (139 000),
Fianarantsoa (124 500), Mahajanga (122 000), Toliara (59 000)
und Antsiranana (53 000).
Sprache und Religion
Französisch und Madagassisch sind Amtssprachen, der Merinadialekt
von Malagassi ist malayisch-indonesischen Ursprungs. Ungefähr
41 Prozent der Bevölkerung sind Christen, rund 52 Prozent folgen
traditionellen Religionen und sieben Prozent gehören dem Islam
an.
Bildung und Kultur
1976 verabschiedete die Regierung ein Gesetz über eine sechsjährige
Schulpflicht. Mitte der achtziger Jahre war die Zahl der Menschen,
die lesen und schreiben konnten, auf 67 Prozent gestiegen; so
gut wie alle Kinder zwischen sechs und elf Jahren besuchten die
Grundschule. Etwa 21 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und
17 Jahren gingen auf weiterführende Schulen. Die Universität Antananarivo
(1961) ist die wichtigste Hochschuleinrichtung des Landes.
Kultureinrichtungen
Wichtige Bibliotheken mit Sammlungen madagassischer Geschichte,
Literatur, Kultur und Kunst sind die Nationalbibliothek und die
Bibliotheken der Universität und der Académie Malgache in Antananarivo.
Das Historische Museum und das Museum für Kunst und Archäologie
der Universität, ebenfalls in Antananarivo, zählen zu den wichtigsten
Museen der Republik.
Medien
Rundfunk- und Fernsehsendungen bieten die beiden staatlichen Sender
Radio-Télévision Malagasy und Radio Madagasikara an. Zu den einflussreichen
Tageszeitungen gehören die von der Regierung kontrollierte Madagascar-Tribune
und die oppositionelle mongo Vaovao, die beide in Antananarivo
herausgegeben werden.
Verwaltung und Politik
Gemäß der Verfassung von 1975 wurde Madagaskar von einem Präsidenten
regiert, der in öffentlichen Wahlen für sieben Jahre gewählt wurde.
Darüber hinaus gab es den Obersten Revolutionsrat mit 22 Mitgliedern,
den der Präsident ernannte, den Ministerrat unter Führung des
Ministerpräsidenten sowie die Nationalversammlung des Volkes,
die aus 137 Mitgliedern bestand. Im November 1991 wurde eine Übergangsregierung
gebildet, und im August 1992 eine neue Verfassung verabschiedet,
die die Machtbefugnisse des Präsidenten einschränkte.
Madagaskar ist Mitglied der Vereinten Nationen, der Organisation
für Afrikanische Einheit sowie verschiedener anderer internationaler
Organisationen. Es gehört zu den Unterzeichnern der zweiten Lomé-Konvention
(1979), einem Kooperationsvertrag zwischen der Europäischen Gemeinschaft
(jetzt Europäische Union genannt) und rund 60 Entwicklungsländern.
Judikative
Das Rechtssystem ist nach französischem Vorbild geformt. Dazu
gehören der Oberste Gerichtshof in Antananarivo, ein Berufungsgericht,
elf Gerichte der ersten Instanz sowie spezielle Wirtschafts- und
Strafrechtstribunale.
Kommunalverwaltung
Die Kommunalverwaltung ist in sechs Provinzen untergliedert, die
wiederum in Präfekturen, Unterpräfekturen und Kantone eingeteilt
sind. Die beherrschende politische Organisation Ende der achtziger
Jahre war die Avantgarde de la Révolution Malgache (AREMA). Sie
wurde 1977 durch den Zusammenschluss einiger Parteien gebildet.
Wirtschaft
Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Landwirtschaft
ist der größte Wirtschaftsfaktor. Fast 80 Prozent der Beschäftigten
arbeiten dort. Viele Betriebe, die von französischen Anteilseignern
beherrscht waren, wurden 1975 verstaatlicht. Der Staat kontrolliert
heute über 50% aller wirtschaftlichen Aktivitäten, darunter den
gesamten Grundstoffbereich (u.a. besteht ein Reisehandelsmonopol)
und den gesamten Dienstleistungssektor. In der Industrie sind
nur Klein- und Mittelbetriebe in privater Hand. Erzeugerpreise
und einige Verbraucherpreise sind staatlich festgesetzt. Rund
80% der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
Grundbesitz über 100 ha wurde 1979 verstaatlicht und in sozialistischen
Kooperativen überführt. Die Kleinbauern, aber auch Städter, wurden
ebenfalls zu kooperativen Gemeinschaften, sogenannte Fokonolona
(in Erweiterung der traditionellen madagassischen kollektiven
Hilfe auf dem Lande) , zusammengefaßt, von denen inzwischen 10.000
bestehen. Das Grundnahrungsmittel Reis muß jetzt in größeren Mengen
eingeführt werden, vor allem aus China.
Landwirtschaft
Aufgrund des gebirgigen Terrains werden nur fünf Prozent des madagassischen
Landes kultiviert. Zu den Haupterntegütern zählen Reis, Maniok,
Bohnen, Bananen, Mais, Süßkartoffeln, Kartoffeln und Taro. Diese
Güter werden hauptsächlich für den Eigenbedarf angebaut (Subsistenzlandwirtschaft).
Für den Verkauf angebaut werden Kaffee, Gewürznelkenbaum, Zuckerrohr,
Sisal, Tabak und rund 80 Prozent des Weltangebots an Vanille.
Die Viehwirtschaft umfasst vorwiegend die Haltung von Rindern,
Ziegen und Schweinen. !! Die landwirtschaftliche Nutzfläche (1995)
setzt sich aus 2,51 Mill. ha Ackerland und 490.000 ha Dauerkulturen
( zus. 5,1% der Staatsfläche) sowie aus 34,0 Mill. ha Weideland;
künstlich bewässert werden 460.000 ha Land. Die ackerbauliche
Nutzung erfolgt noch größtenteils in der traditionellen Landwechselwirtschaft
(15 Jahre Brache) mit Brandrodung. Für die im Osten und Nordwesten
der Insel kultivierte Vanille ist Madagaskar der größte Lieferant
am Weltmarkt. (Anteil: 70%); weltwirtschaftlich von Bedeutung
sind auch die anderen Gewürze: die auf der Ile Sainte-Marie und
an der stark beregneten Ostküste nördlich von Toamasina wachsenden
Gewürznelken sowie der hauptsache von der Insel Nosy-Be (vor der
Nordwestküste) stammende Pfeffer. Ätherische Öle liefern vor allem
Ylang-Ylang-Bäume auf der Insel Nosy-Be und der ihr gegenüberliegenden
Küstenzone, außerdem Basilienkraut und Zitronellgras. Unter den
Kaffee-Erzeugerländern der Erde stand Madagaskar 1996 an 15. Stelle.
Die Zahl der Haustiere ist pro Kopf der Bevölkerung eine der größten
der Erde, besonders bei der Zebuhaltung spielen allerdings kulturelle
Momente die Hauptrolle, die viehwirtschaftliche Leistung ist gering.
Forstwirtschaft und Fischerei
Der überwiegende Teil des Holzeinschlages dient als Brennstoff
für den heimischen Bedarf. Es gibt wenig kommerziellen Fischfang.
Der größte Teil der jährlichen Fangmenge wird im Land konsumiert.
Forstwirtschaft: 13,63 Mill. ha (1996) sind als Wald ausgewiesen.
Wichtigstes Exportprodukt der Waldnutzung ist Raphiabast.
Fischerei: Die Binnenfischerei umfaßt auch Teichwirtschaft. Nur
an der Westküste bestehen günstige Voraussetzungen für die Küstenfischerei,
an der Ostküste ist sie auf die Lagunen beschränkt.
Bergbau
Wichtige Bodenschätze Madagaskars sind Bauxit, Chrom und Nickel.
Außerdem kommen Graphit, Eisenerz, Kohle, Erdöl und Kupfer sowie
kleine Mengen an Salz, Granat und Glimmer vor.
Erdölvorkommen vor der Küste, die 1980 entdeckt wurden, sind bisher
noch nicht kommerziell genutzt worden. Bodenschätze: Für hochwertigen
Graphit ist Madagaskar führend am Weltmarkt; bei Toamasina lagern
noch ungenutzte Graphitvorkommen höchster Qualität. Im Südosten
der Insel sind bei Manantenina Bauxitvorkommen nachgewiesen (Reserven
100 Mill. t, Al-Gehalt etwa 40%); an der Küste finden sich Teersande.
In vier Steinbrüchen wird seit 1973 Marmor (Vorkommen von 120
x 10 km, eines der größten der Erde) abgebaut. Vorhanden sind
auch Nickelerz, Ilmenit, Zirkon und Uranerz.
Industrie
Wichtigste Fertigungsindustrie ist die Lebensmittelverarbeitung
(Fleischverpackung, Brauereien, Zuckerraffinerien). Die Erdölraffination
und die Montage von Motorfahrzeugen gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Außerdem werden in geringem Umfang Textilien, elektronische Geräte,
Glas sowie Druck- und Tabakerzeugnisse hergestellt. Industrie:
Die verarbeitende Industrie umfaßt außer der Erdölraffinerie von
Toamasina eine Zementfabrik, zwei Schuhfabriken, Betriebe der
Nahrungs- und Genußmittelindustrie, der Textilindustrie sowie
der Metallverarbeitung und Papierfabrikation; außerdem besteht
ein Lkw- und Omnibusmontagewerk. Hauptindustriestandorte sind
Antananarivo, Antsirabe, Toamasina und Mahajanga.
Fremdenverkehr
Hotels internationalen Standards (1996 zusammen 563 Zimmer und
34 Appartements) gibt es vier in der Haptstadt, vier auf Nosy-Be,
eines in Antsirabe. Die Deviseneinnahmen aus dem Fremdenverkehr
beliefen sich 1994 auf 43 Mill. US-$.
Währung und Bankwesen
Der Madagaskar-Franc zu 100 Centimes ist die offizielle Landeswährung.
Alle Banken wurden 1975 verstaatlicht und unterstehen der Aufsicht
der Zentralbank von Madagaskar (gegründet 1973).
Außenhandel
Madagaskar hat traditionell eine negative Handelsbilanz. Die wichtigsten
Exportprodukte sind Kaffee, Vanille, Zucker sowie Gewürznelken
und Nelkenöl. Importiert werden vor allem Chemikalien, Maschinen,
Erdöl, Fahrzeuge und Metallwaren. Haupthandelspartner sind Frankreich,
die Vereinigten Staaten, Deutschland und Japan.
Energie
Ungefähr 55 Prozent der Elektrizität werden durch Wasserkraft
produziert.
Bruttoinlandsprodukt und Entstehung (1997): 4,2 Mrd. US$, davon
37,1% aus Land-, Forstwirtschaft und Fischerei, 19,9% aus Bergbau,
Bau- und verarbeitender Industrie, 43,0% aus Handel und Verkehr.
Wichtige Agrarprodukte (1997): 2.11 Mill. t Reis, 128.000 t Mais,
242.000 t Kartoffeln, 310.000 t Bataten, 1,45 Mill. t Maniok,
55.000 t Bohnen, 28.000 t Erdnüsse, 17.000 t Baumwollsamen und
9.000 t entkernte Rohbaumwolle, 19.000 t Sisal, 7.000 t Gambohanf,
24.000 t Kokosnüsse und 6.000 t Kopra, 1,39 Mill. t Zuckerrohr,
95.000 t Kaffee, 85.000 t Apfelsinen, 270.000 t Bananen, 173.000
t Mangofrüchte, 55.000 t Ananas, 5.000 t Tabak, 4.400 t Gewürznelken,
2.500 t Pfeffer, 3.000 t Vanilleschoten.
Viehbestand (1995): 9,3 Mill. Rinder (davon 51.000 Milchkühe),
1,6 Mill. Ziegen, 630.000 Schafe, 750.000 Schweine, 2.000 Pferde,
14,8 Mill. Hühner, 2,45 Mill. Enten, 1,2 Mill. Truthühner.
Forstproduktion (1996): Laubholzeinschlag 6,1 Mill. m³, zu 86,8
% für Brennholz und Holzkohlegewinnung.
Fischfang (1996): 41.500 t Süßwasser-, 6.100 t Seefische, 5.700
t Krebstiere.
Wichtige Bergbauprodukte (1995): 146.529 t Chromerz, 9.906 t Graphit,
1.168 Glimmer, 3,1 t Granat, 2,9 t Jaspis, 923 kg Turmalin, 1,4
kg Gold.
Energiewirtschaft (1995): installierte Leistung der Kraftwerke
100 MW (davon 45 MW in Wasser- und 25 MW in Wärmekraftwerken für
die öffentliche Versorgung), Stromerzeugung 415 Mill. kWh (davon
81% in Kraftwerken für die öffentliche Versorgung).
Wichtige Industriegüter (1996): 119.000 m³ Motorenbenzin, 61.000
m³ Kerosin, 148.000 m³ leichtes Heizöl, 253.000 m³ schweres Heizöl,
60.000 t Zement, 18.000 t Seife, 79,2 Mill. m Baumwollgewebe,
2.082 t Wolldecken, 3,03 Mill. Paar Schuhe, 109.000 t Zucker,
4.000 t Speiseöl, 318.000 hl Bier, 96.000 hl Wein, 1,98 Mrd. Zigaretten,
2.042 t Kautabak.
Fremdenverkehr (1995): 11.500 Auslandsgäste (davon 34,6% aus Frankreich,
13,6% aus Italien, 5,0% aus Deutschland, 2,0% aus Japan).
Außenhandel ( 1996): Ausfuhr für 509 Mill. US-$ (45,5% Kaffee,
17,7% Gewürznelken, 4,4% Krebs- und Weichtiere, 3,7% Vanille,
3,5% Fleisch, 2,5% Schweröle, 2,2% Chromerz, 2,2% Baumwollgewebe,
2,1% Sisal und Gambohanf, 1,5% Graphit, 1,4% Kakao, 1,4 ätherische
Öle), Einfuhr für 629 Mill. US-$ (16,1% Maschinen, 11,6% chemische
Erzeugnisse, 10,7% Erdöl und Erdölprodukte, 8,1% Reis, 8,0% Flugzeuge,
7,7% Kraftfahrzeuge, 5,4% Eisen und Stahl); Wichtigste Außenhandelspartner:
EU-Länder (51,0% der madagassischen Einfuhren, 42,5% der Ausfuhren),
USA (10,7% der madagassischen Einfuhren, 14,7% der Ausfuhren),
Japan (5,7% bzw. 5,2%).
Verkehr (1995): 1.036 km Einbahnstrecken, 27.560 km Straßen, davon
8.680 km Nationalstraßen; Kfz-Bestand: 33.500 Pkws, 2.270 Omnibusse,
14.900 Lkws; Handelsflotte: 55 Handelsschiffe (ab 100 BRT) mit
zusammen 74.100 BRT, darunter 4 kleine Tanker, 384.000 t verladene
und 1,15 Mill. t gelöschte Güter im Auslandsverkehr; Leistungen
der nationalen Fluggesellschaft Air Madagascar im In- und Ausland:
348 Mill. Personenkilometer, 18,4 Mill. Frachttonnenkilometer.
Verkehrswesen
Antananarivo ist Mittelpunkt des Transportsystems, das recht begrenzt
ist. Das Eisenbahnnetz umfasst etwa 900 Kilometer, das Straßennetz
ungefähr 19 000 Kilometer (rund 30 Prozent davon sind befestigt).
Toamasina ist Haupthafen und wickelt 35 Prozent des Außenhandels
des Landes ab. Andere Hafenstädte sind Mahajanga, Toliara und
Antsiranana. Auf Madagaskar gibt es vier große Flughäfen, darunter
den internationalen Flughafen in Antananarivo. Air Madagascar
ist die nationale Fluggesellschaft. Die Verkehrserschließung ist
ungenügend. Die Hauptstadt liegt an der Bahnlinie Toamasina-Antsirabe
(Nebenlinie zum Lac Alaotra), vom Hafen Manakara führt eine Bahnlinie
nach Fianarantsoa. Wichtigste Seehäfen sind Toamasina und Mahajanga,
weitere sind Manakara, Toliary, Antsiranana, der Hafen der Insel
Nosy-Be und an der Südostküste Madagaskars der Hafen von Taolanaro.
Von den rund 200 Flug- und Landeplätzen (nur 10 mit asphaltierter
Landebahn) werden mehr als 50 planmäßig angeflogen. Internationaler
Flughafen ist der von Antananarivo.
Geschichte
Man nimmt an, dass die Volksstämme Madagaskars von Indonesiern
und Afrikanern abstammen. Bartolomeu Dias, ein portugiesischer
Seefahrer, der auf dem Weg nach Indien war, sichtete 1500 als
erster Europäer die Insel. Während des 17. Jahrhunderts versuchten
nacheinander die Portugiesen, die Engländer und die Franzosen
Madagaskar in Besitz zu nehmen.
Eindringen der Franzosen
Die Franzosen fassten 1642 vorübergehend Fuß auf der Insel, wurden
aber 1674 wieder vertrieben. Im folgenden Jahrhundert erwarben
sie schließlich einige Handelsstützpunkte an der Ostküste. Ihr
Einflussbereich war jedoch begrenzt, weil unter den Merina, einem
Volksstamm malayischen Ursprungs, in der zentralen Hochebene eine
mächtige Monarchie entstanden war. Von 1810 bis 1828, während
der Regierungszeit des Merina-Königs Radama I., der den Franzosen
feindlich gesinnt war, stiegen die Briten auf. Britische Offiziere
bildeten Merina-Truppen aus, und britische Missionare führten
Schulen und das Christentum ein. Nach dem Tode Radamas entwickelte
sich eine starke Reaktion gegen die europäische Kultur. Reformen
wurden abgeschafft, die Missionare verfolgt und die Handelsbeziehungen
mit Großbritannien erschwert. Mit der Thronbesteigung durch Radama
II. (regierte 1861-1863) wurden einige der früheren Reformen wieder
eingeführt. Radama II., der frankophil war, wurde schließlich
von der konservativen Splittergruppe am Merinahof ermordet. Wiederholte
Feindseligkeiten mit den Franzosen gipfelten 1895 in der Unterwerfung
der herrschenden Monarchin, Königin Ranavalona III. 1896 wurde
Madagaskar wegen öffentlicher Unruhen zur französischen Kolonie
erklärt; es wurde eine Militärherrschaft eingerichtet und die
Königin ins Exil geschickt.
Während der folgenden Jahrzehnte wuchs die Unzufriedenheit mit
der französischen Herrschaft. 1916 wurde eine geheime nationalistische
Gesellschaft verboten, und Hunderte ihrer Mitglieder wurden ins
Gefängnis geschickt.
Im Mai 1942, zwei Jahre nach dem Fall Frankreichs im 2. Weltkrieg,
entsandte die britische Regierung aus Angst vor einer Übernahme
Madagaskars durch die Japaner eine Expeditionstruppe auf die Insel.
1943 übergaben die Briten die Herrschaft an das Nationalkomitee
der Freien Franzosen.
Bestrebungen nach Unabhängigkeit
Gemäß den Bestimmungen der französischen Verfassung von 1946 wurden
Madagaskar und einige Dependancen Überseegebiete Frankreichs.
Die Verfassung sah wählbare madagassische Provinzversammlungen
mit begrenzter Macht vor. Im März 1947 fingen Nationalisten im
Osten Madagaskars einen bewaffneten Aufstand gegen die Franzosen
an, der erst im August unterdrückt werden konnte. Nach dieser
Revolte verstärkte die Regierung ihre Bemühungen, die Wirtschaft
zu verbessern, indem sie das Straßennetz ausbaute und Kohlevorkommen
systematischer abbaute.
Während der fünfziger Jahre ergriff Frankreich Maßnahmen, um die
Selbstverwaltung auf der Insel zu erweitern. Wahlen, die in den
Jahren 1951, 1952 und 1957 stattfanden, begünstigten im Allgemeinen
diejenigen, die den allmählichen Übergang zur Unabhängigkeit befürworteten.
Die Verfassung der französischen Fünften Republik wurde von 78
Prozent der madagassischen Wählerschaft in einer Volksabstimmung
am 28. September 1958 gebilligt. Ein anschließender Kongress der
Mitglieder der Provinzräte erklärte Madagaskar unter dem Namen
Republik Malagassi zum halbautonomen Mitglied der französischen
Gemeinschaft. Philibert Tsiranana, Führer der sozialdemokratischen
Partei, wurde als Präsident und Staatschef am 1. November ins
Amt eingeführt. Am 26. Juni 1960 wurde die Republik völlig unabhängig.
Im September wurde Madagaskar in die Vereinten Nationen aufgenommen.
Militärherrschaft
Nach einem Jahrzehnt politischer Stabilität machte Madagaskar
in den frühen siebziger Jahren wieder Unruhen durch, obwohl Tsiranana
im Januar 1972 ein zweites Mal gewählt worden war. Im Frühling
wuchs sich ein Studentenstreik zu einem allgemeinen Aufstand aus.
Tsiranana wurde gezwungen, die Macht an den Oberbefehlshaber der
Armee, General Gabriel Ramanantsoa, zu übergeben. Ramanantsoa
wurde von anderen Militärangehörigen zu Beginn des Jahres 1975
entmachtet; im Juni wurde Oberst Didier Ratsiraka zum Staatschef
ernannt. Am 30. Dezember wurde das Land umbenannt in Demokratische
Republik Madagaskar, und am 4. Januar 1976 begann Ratsirakas siebenjährige
Amtszeit als Präsident. Wirtschaftlicher Druck gegen Ende der
siebziger Jahre schürte die politischen Unruhen. Versuchte Regierungsumstürze
wurden 1977, 1980 und 1982 gemeldet. Ratsiraka, der im November
1982 und März 1989 wiedergewählt worden war, schlug einen weiteren
versuchten Staatsstreich im Mai 1990 nieder. Nach massiven Demonstrationen
gegen die Regierung versprach er im August 1991, demokratische
Reformen einzuführen. Im August 1992 wurde eine neue Verfassung
per Volksabstimmung angenommen. Albert Zafy besiegte Ratsiraka
in den Präsidentschaftswahlen durch eine Stichwahl im Februar
1993. Der Übergang zur zivilen Herrschaft ist gekennzeichnet durch
aufständische Truppen, die Anhänger von Ratsiraka sind, sowie
durch Konflikte mit dem Internationalen Währungsfonds hinsichtlich
des Wechselkurses des Madagaskar-Franc.
Präsident Zafy wurde im September 1996 vom Verfassungsgericht
abgesetzt; damit entsprach das Gericht einem Antrag der Nationalversammlung,
die dem Präsidenten Verfassungsmissbrauch vorgeworfen hatte. Bei
den Präsidentschaftswahlen vom Dezember 1996 setzte sich Didier
Ratsiraka durch und wurde erneut Staatsoberhaupt von Madagaskar.
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