4.1 Einleitung
a) Zeitfaktor
Die ersten Minuten nach einem Lawinenunfall sind für die Überlebenschancen entscheidend. Die Lawinenverschüttung wird in vier Phasen eingeteilt:
1. Überlebensphase: Sie dauert bis 15 Minuten nach der Verschüttung. Die
Überlebenswahrscheinlichkeit ist mit ca. 93% höher als bisher angenommen. Die Sterbeursache ist in diesem Zeitabschnitt gering und fast ausschließlich auf tödliche Verletzungen zurückzuführen.
2. Asphyxiephase (Erstickungsphase): Zwischen 15 und 35 Minuten Verschüttungszeit fällt die Überlebenswahrscheinlichkeit wegen der Erstickungshäufigkeit von 93% auf 26% stark ab.
3. Latenzphase: Sie beginnt 35 Minuten nach der Verschüttung und dauert bis zum Zeitpunkt der Bergung. Bei genügend großer Atemhöhle befindet sich der Verschüttete in einer \"Phase relativer Sicherheit\". Wenn der Verschüttete den Zeitraum von 35 Minuten überlebt hat, kann man davon ausgehen, dass er über eine genügend große Sauerstoffreserve und ausreichende Thoraxfreiheit für die Atembewegung verfügt. Mit entsprechend großer Atemhöhle kann der Verschüttete noch stundenlang in \"relativer Sicherheit\" leben. Die langsame Abkühlung von ca. 3°C pro Stunde ist auf die isolierende Schneedecke zurückzuführen. Der Anteil dieser Langzeitüberlebenden ist aber gering (ca. 7%)
Bergungsphase: Während er Bergung bis zur Aufnahme in ein Krankenhaus besteht noch ein erhöhtes Risiko durch z. B. Zertreten der Atemhöhle und Nachkühlen bei Kälte und Wind mit Herzkreislaufstillstand. Die Verschüttungstiefe scheint nur einen geringen Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit zu haben. Vor allem eine längere Dauer bis zur Auffindung und Bergung erhöht das Risiko. Diese Untersuchung zeigt ganz deutlich, wie wichtig die rasche Bergung eines Lawinenverschütteten ist. Die schnellstmögliche Bergung kann nur durch die Kameraden erfolgen. Sie wird vor allem durch richtiges Verhalten beim Lawinenunfall, die Verwendung von VS-Geräten und die präzise Suche und Auffindung mit dem Gerät gewährleistet.
b) Einteilung der Suchverfahren
Früher gab es nur drei Suchverfahren nach Lawinenverschütteten:
- die Absuche der Oberfläche,
- die Suche mit der Lawinensonde und
- ausgebildete Hunde.
Erst spät nahm sich die Technik der Suchmethoden nach Verschütteten an und entwickelte elektronische Geräte, die irgendein Merkmal des Verschütteten verwenden, um Hinweise auf den Verschüttungsort zu geben.
Rettungsballon: Der Skifahrer trägt einen Rucksack bzw. eine Tasche auf seinem Rucksack mit einem aufblasbaren Ballon. Der Rucksack wird mit einem Klettergurt am Skifahrer fixiert. Wird der Skifahrer erfasst, muss er eine Reißleine ziehen, so dass sich der Ballon innerhalb von Sekunden aufbläst. Die Druckgaspatrone mit Stickstoff saugt Umluft in den Luftbeutel mit 150 Liter Inhalt. Durch das vergrößerte Volumen soll der Skifahrer auf der Lawinenoberfläche liegen bleiben. In Staubbereichen kann der Ballon von der weiterfließenden Lawine überdeckt werden. Leider besteht der Nachteil, dass der Ballon aktiv ausgelöst werden muss.
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