a) Selbsthilfebr /
1. Während der Bewegung der Lawine
Durch rudernde Bewegungen versuchen, an der Oberfläche zu bleiben und vor allem den Kopf oben zu behalten. Ein kämpfender Mensch bleibt länger an der Oberfläche. Der Erfolg hängt dabei von der Art der Lawine (hart oder weich) und von der Schneebeschaffenheit ab.
Möglichst beim Langsamerwerden der Lawine Strecklage vermeiden und Kauerstellung einnehmen (Boxerhaltung, Arme vor den Kopf, Gegendruck ausüben und dadurch Atemraum vor dem Gesicht schaffen).
2. Nach dem Stillstand der Lawine
Eigene Lage feststellen. Prüfen, ob Befeiung nach oben möglich ist. Ruhe bewahren und mit Kräften und Luft sparen. Sich selbst aufgeben kann den Tod bedeuten. Schreien ist zwecklos und kostet nur wertvolle Luft. Unter dem Schnee hört man Laute von oberhalb der Schneedecke kaum, wohl aber Schritte auf dem Schnee. Nur dann schreien, wenn Retter auf der Lawine stehen bleibt. Auf die Hilfe der Kameraden vertrauen. Das Schlafbedürfnis nicht bekämpfen, denn ein Schlafender verbraucht weniger Sauerstoff.
b) Kameradenhilfe = Soforthilfe
Die eigenen Kameraden können sofort und unmittelbar viel besser helfen und retten als eine wohlausgerüstet Rettungsmannschaft, die erst später eintrifft. Deshalb ist die Kameradenhilfe die erste und wichtigste Voraussetzung für eine Lebendbergung.
1. Hilfsmittel:
- Verschüttetensuchgeräte (VS-Geräte)
Mitführen und richtige Anwendung durch alle Teilnehmer der Gruppe
Rucksackschaufel:
Mit dem VS-Gerät gelingt es zwar, den Verschütteten in wenigen Minuten zu orten; ohne geeignetes Werkzeug vergeht aber mit dem Ausgraben wertvolle Zeit. Eine Behelfsschaufel sollte daher jeder Teilnehmer mitführen. Erfahrungsgemäß benötigt das Ausgraben ohne Schaufel fünfmal soviel Zeit.
Behelfssonde:
Sie dient zur genauen Lagefeststellung nach der Ortung mit dem VS-Gerät, um die Grabarbeit abzukürzen.
2. Durchführung der Kameradenhilfe:
a)Erfassungspunkt, Verschwindepunkt und Fließlinie werden markiert, um den vordringlichen Suchbereich abzugrenzen.
b)Unmittelbar nach dem Lawinenabgang ist festzustellen, wie viele Personen verschüttet wurden.
c)Oberflächensuche mit Auge und Ohr nach herausragenden Körperteilen und Ausrüstungsgegenständen. Dazu ist der Lawinenkegel quer und längs so rasch wie möglich zu begehen. Gelegentlich stehen bleiben und rufen, anschließend sofort, möglichst nahe der Schneeoberfläche horchen, denn eine Antwort ist nur knapp über dem Schnee hörbar. Gefundene Ausrüstungsteile liegen meist etwas weiter vorn als der Verschüttete. Fundstellen markieren.
d)Suche mit VS-Gerät.
Alle VS-Geräte werden auf Empfang und größte Lautstärke geschaltet. Bei Abgang einer Nachlawine schalten alle ihre Geräte schnell auf Senden und flüchten aus dem Gefahrenbereich.
Zur Suche wird das Gerät geschwenkt, um die günstigste Lage der Antenne zu finden.
Die Suchtaktik richtet sich nach der Größe und Art der Lawine, Geländeform, Zahl der Helfer und deren Standort beim Abgang der Lawine. Ist der Lawinenkegel sehr ausgedehnt und können mehrere Kameraden mit VS-Geräten suchen, stellen sie sich am unteren oder seitlichen Rand des Kegels im vordringlichen Suchraum mit je 20m Zwischenraum auf und suchen parallel vorrückend. 20m Abstand ergeben auch bei ungünstigen Verhältnissen noch ein ausreichendes Überlappen der Suchstreifen. Der Abstand der Suchstreifen vom Lawinenrand soll höchstens 10m betragen. Die bereits abgesuchten Geländestreifen sollten markiert werden. Die Grobsuche wird fortgesetzt, bis das erste Signal des verschütteten Gerätes empfangen wird. Sonden, Windschutz und ein Depot werden bereitgemacht. Beim ersten empfangenen Signal beginnt die Feinsuche. Der Suchende läuft dabei nach Empfang eines Signals so lange in der ursprünglichen Richtung weiter, bis die Lautstärke des Signals abnimmt. Er geht zurück zur Stelle des lautesten Empfangtones, reduziert mit dem Lautstärkeregler die Lautstärke und zweigt im rechten Winkel ab. Nun sucht er auf dieser Linie wieder die Stelle des lautesten Empfangs, bis keine Reduzierung der Lautstärke mehr möglich ist. Bei der abschließenden Punktortung wird durch Schwenken des Gerätes nahe der Oberfläche die Stelle des besten Empfanges festgestellt. Hier liegt der Verschüttete.
Eine andere Suchmethode benutzt die Richtungsempfindlichkeit der Antenne und wird Feldlinienverfahren genannt.
Das Gerät wird nach Empfang des ersten Signals mit dem ausgestreckten Arm horizontal geschwenkt, bis die beste Empfangsrichtung erkannt wird. Ist keine ausgeprägte Richtung zu erkennen, geben ein paar Schritte auf der Linie eines kleinen Kreises den Hinweis, in welcher Richtung man das stärkste Signal hört. In diese Richtung wird mit leichtem Schwenken des VS-Gerätes ca. 5m gegangen, die Lautstärke mittels Regler reduziert und wieder ,,gepeilt\". Man folgt dann wieder 5m der neuen Richtung. Sobald die geringste Lautstärkestufe erreicht ist, wird an der Schneeoberfläche die Punktortung wie beschrieben durchgeführt
e)Unfallmeldung: Nach erfolgloser Oberflächen -bzw . VS-Gerätesuche oder bei mehreren
Kameraden ist unverzüglich eine schriftliche Meldung zur nächsten Hütte oder Telefonstelle
zu senden. Es muss: Wann, Wo, Was enthalten: Namen, Zeit, genaue Ortsbeschreibung,
Angaben über den Unfall, außerdem Wetter- und Sichtverhältnisse für anfälligen
Hubschraubereinsatz.
f)Suche ohne VS-Geräte: Nach Oberflächensuche und Unfallmeldung setzen die Kameraden
mit Behelfsgeräten (z.B. Skistöcke) die Suche fort und markieren wichtige Punkte und
Suchfeldgrenzen. Bei Schneefall müssen auch die Grenzen des Lawinenkegels markiert
werden, bevor sie unkenntlich werden.
g)Ausgraben: Hatte die Suche Erfolg, ist durch vorsichtiges Sondieren die Lage und Tiefe des
Verschütteten möglichst genau festzustellen. Dabei bleibt das fündige Sondiergerät als
,,Richtsonde\" für das Graben bis zum Schluss stecken. Sie zeigt, wie tief mit der nötigen Eile
und ab wann langsam und vorsichtig zu graben ist, um das Opfer nicht zu verletzten. Nie
direkt von oben, sondern leicht schräg von der Seite auf den Verschütteten hinunter graben,
sonst steht man zum Schluss im engen Schacht auf dem Opfer. Außerdem benötigt man als
Arbeitsraum und zur vorsichtigen Bergung des Verunglückten ein genügend großes Loch.
Wenn der Verschüttete mit dem VS-Gerät nur ungenau geortet werden konnte, wird etwa
einen halben Meter neben dem Lautstärkemaximum mit dem Graben begonnen und die
Arbeitsrichtung mehrmals durch Punktortung überprüft. Sobald man auf den Verunglückten
stößt, lässt sich die Lage des Kopfes erahnen. Man muss nun vorsichtig, möglichst nur mit
der Hand, dorthin vordringen. Bei einer ausgeschmolzenen Atemhöhle steigt die Hoffnung
auf erfolgreiche Wiederbelebung. Gesicht und Kopf sofort freilegen und vor
nachrutschendem Schnee schützen. Mund und Nase von Fremdkörpern, Schnee und
Erbrochenem befreien.
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