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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Niederschlag

Landwirtschaft

Landwirtschaft in der ddr seit 2.wk:



1.1. Grundlagen: In der DDR wurde das Prinzip des Marxismus - Leninismus auch in der Agrarwirtschaft eingeführt. In der Landwirtschaft war man überzeugt das ein wirtschaftlicher - technischer Fortschritt und eine Überlegenheit der Großbetriebe die Klein- und Mittelbetriebe verdrängen wird (Theorie von Karl Marx). Da die wirtschaftliche Macht in den Händen der SED lag war die Agrarwirtschaft eine Planwirtschaft.



1.2. Ziele der Agrarpolitik:

Die Hauptziele der Agrarpolitik waren hauptsächlich die weitgehende Versorgung der Be-völkerung mit Nahrungsmitteln, sowie die Belieferung der Industrie mit landwirtschaftlichen Rohstoffen aus einheimischer Produktion (=> hoher Selbstversorgungsgrad).
Der Import von Nahrungsmitteln sollte sich auf Produkte, die aus klimatischen Gründen nicht in der DDR erzeugt werden können, sowie auf die Einfuhr von Zuchtmaterial beschränken.


1.3. Entwicklungsetappen der Landwirtschaft:


1.3.1. Bodenreform (1945-1949):

Der Inhalt der Bodenreform war folgender: Sämtliche Betriebe mit mehr als 100 ha Betriebsfläche, einschließlich des gesamten Inventars und sämtliche Betriebe auch unter
100 ha, deren Eigentümer als aktive Vertreter der NSDAP bzw. als Kriegsschuldige oder Kriegsverbrecher eingestuft wurden, entschädigungslos zu enteignen. Die Durchführung der Bodenreform erfolgte, unter Anleitung der Länderverwaltungen (Kreis- und Gemeinde-verwaltung). Das Grundeigentum der Kirchen wurde von der Bodenreform nicht betroffen. Die enteigneten Flächen wurden überwiegend ehemaligen Landarbeitern, landarmen Bauern, Umsiedlern und Flüchtlingen zur Bewirtschaftung übergeben. Auf ca. 5% der Flächen wurden Volkseigene Güter (VEG) als staatliche Musterbetriebe eingerichtet. Die enteigneten Landmaschinen wurden in den Maschinen-Ausleih-Stationen von vielen Landarbeitern genutzt. Zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung wurde eine Ablieferungspflicht eingeführt.

Enteignung von Großgrundbesitz (Betriebe über 100 ha) in % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche

Mecklenburg 46
Brandenburg 35

Sachsen-Anhalt 29
Sachsen 20

Thüringen 14






1.3.2. Klassenkampf auf dem Lande
(1949-1952/53):

Das Ziel des Klassenkampfes war es, die Kleinbauern als Bündnispartner für die Agrarpolitik der SED zu gewinnen. Deshalb wurden die Kleinbauern auch gefördert. Gleichzeitig versuchte die SED die verbliebenen Groß- und Mittelbauern (mehr als 50 ha, später auch mit mehr als 20 ha Land) wirtschaftlich in Bedrängnis zu bringen.
z.B.: - durch höhere Gebühren für den Ausleih von Landmaschinen
- durch Einschränkung der Ersatzteilversorgung
- wer viel produzierte, muß die zu niedrigeren Erfassungspreisen abliefern
- Nichterfüllung der Abgabepflicht ist ein Wirtschaftsverbrechen
 die Landwirte wurden inhaftiert
- Selbsthilfeorganisationen der Bauern werden unter staatliche Kontrolle gestellt



1.3.3. Kollektivierung(1952-19960):

Die Kollektivierungsphase ist der Übergang von der privaten Landwirtschaft zur kollektiven Landwirtschaft. Diese Phase stand unter dem Motto "Freiwillige Vorbereitung des Sozialismus auf dem Lande". Um den Bauern den Zugang zur kollektiven Betriebsweise zu erleichtern, entstanden 3 Typen von LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft).
Typ I: genossenschaftliche Nutzung des eingebrachten Ackerlandes der Mitglieder
Typ II: die Mitglieder brachten nicht nur Land, sondern auch Tiere, Maschinen und Geräte
zur genossenschaftlicher Nutzung ein
Typ III: der gesamte Besitz floß in die kollektive Bewirtschaftung ein. Jedes LPG-Mitglied
konnte aber 0,5 ha privates Hofland bewirtschaften und eine begrenzte Anzahl von

Nutztieren halten
Die SED übte ständig massiven Druck aus, um die Bevölkerung vom Sinn der neuen Agrar- und Gesellschaftsordnung zu überzeugen. Viele Landwirte haben sich gegen den Eintritt in die LPG gewehrt.
 Durch die Gründung von LPG wird der "Klassenkampf auf dem Lande" auf alle privaten
Landwirtschaftsbetriebe ausgedehnt



1.3.4. Kooperation (1960-1968):

Das Ziel der Kooperationsphase war es die Produktionseinbrüche der vergangenen Jahre wettzumachen (=> höhere Ernteerträge und mehr tierische Produkte) und diese neuen Genossenschaften in gefestigte LPG des Typs III zu überführen. Außerdem war man bestrebt eine Vergrößerung der bestehenden Betriebe zu erreichen (z.B. durch Zusammenlegung einzelner LPG). Eine Zusammenarbeit der LPG mit der Industrie und den Dienstleistungs- sektor wurde von der SED erzwungen. In den nun entstehenden Kooperationsverbänden repräsentierte sich die "ökonomische Einheit von Erzeugern, Lagerung, Verarbeitung und Absatz der Agrarprodukte". Die Parteiführung schuf für die LPG günstige Rahmen-bedingungen bei der Produktionsmittelversorgung, der Subventions-, Preis-, und Steuerpolitik, die Entwicklung von Forschung, Lehre und Ausbildung. Wobei die LPG des Typen I und II in der Preisgestaltung und in den Finanzierungsmöglichkeiten gegenüber den LPG des Typs III benachteiligt wurden. Ab 1968/69 spezialisierte sich die Landwirtschaft. Es entstanden 2 Arten von LPG. Die einen waren auf die Pflanzenproduktion und die anderen auf die Tierproduktion spezialisiert. Außerdem entstanden 32 Kombinate für Industrielle Mast.
1.3.5. Industrialisierung in der Land-

wirtschaft (1968-1983):

Die industriemäßige Agrarproduktion sollte der letzte Schritt, des von den Klassikern des Marxismus - Leninismus vorgezeichneten gesetzmäßigen Entwicklungsweges, der Landwirtschaft sein. In der Landwirtschaft sollte gewährleistet werden, daß Handarbeit durch Maschinenarbeit ersetzt wird. Man will neuste Erkenntnisse der Gesellschafts-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften anwenden. Die wesentlichen Unterschiede in den Arbeits- und
Lebensbedingungen zwischen Stadt- und Landbevölkerung sollen endgültig beseitigt werden.
Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft wollte man unabhängig von negativen Witterungsbedingungen werden (darum Düngung, Pflanzenschutz, Mechanisierung, spezielle Züchtungen, Melioration). Durch Monokulturen wollte man die Vorteile der Massen-produktion nutzen. Außerdem war man ständig bestrebt die Stallkapazitäten zu erhöhen, um möglichst viel Fleischprodukte und Milchprodukte zu erhalten. Die landwirtschaftliche Produktion wurde in hochspezialisierte Arbeitsabläufe untergliedert. Durch die Arbeitsteilung entstanden in den LPG neue Spezialberufe, wie z.B. Melker, Maschinisten und Spezialisten für die Schädlings-bekämpfung. An die LPG wurden auch andere Betriebe angegliedert, deshalb waren auch noch andere Berufe in den landwirtschaftlichen Betrieben zu finden, das waren z.B. Maurer, Schlosser und Elektriker. Aber die Landwirtschaft übernahm auch Dienstleistungsfunktionen. Dies hat sich vor allem aus der neugestalteten Arbeitsorganisation ergeben, wie z.B. Schichtdienst, geregelte Arbeits- und Urlaubszeiten und Einbeziehung der Frauen in landwirtschaftliche Produktionsabläufe. Das machte eine Versorgung mit nichtlandwirtschaftlichen Dienstleistungen notwendig. Diese, wie z.B. medizinische Versorgung, Kinderbetreuung und Kultureinrichtungen, konnten auch von den Dorfbe-wohnern genutzt werden.


1.3.6. Richtungsänderungen (1983-1989):

Auf dem "Deutschen Bauernkongreß" in Berlin 1982 wurde die "Wiederherstellung der organischen Einheit von Pflanzen- und Tierproduktion" gefordert. In den nun folgenden Jahren wurde die Spezialisierung und Industrialisierung der Agrarwirtschaft wieder eingeschränkt. In den LPG wurden Neubauten eingestellt, auch die Stallkapazität der Betriebe wurde vermindert und die Pflanzen mußten wieder auf Standortbedingungen abgestimmt werden (weniger Dünger, Pestizide). Diese Richtungsänderungen haben die agrarökologische Situation verbessert. Seit die Agrarreform von 1984 mußten die Agrarbetriebe höhere Bezugspreise für Produktionsmittel bezahlen. Sie war eine Aufforderung zur Sparsamkeit, Kostensenkung und Steigerung der Produktivität.


Bezugspreise für landwirtschaftliche Produktionsmittel in der DDR, Preise in Mark
1982 1984

Traktor 113.000 162.000
Mähdrescher 70.000 130.000
Dieselkraftstoff (Liter) 0,55 1,40
Strom (kWh) 0,16 0,23
Dünger (-Preis pro kg) 0,70 1,45
Fischmehl (dt) 83,00 216,00


Veränderung der Erzeugerpreise durch die Agrarreform 1984 (Preis im Mark je dt)
1982 1984

Weizen 35,00 64,00
Roggen 45,00 66,00

Kartoffeln 27,00 47,00
Zuckerrüben 8,50 15,20

Aber die Waren sind im Handel nicht teurer geworden, weil der Staat sie subventioniert hat.

Einzelhandelsverkaufspreise für Nahrungs- und Genußmittel in der DDR (Preis in Mark)

Warenarten Einheit 1970 1980 1989
Weizenmehl 1 kg 1,32 1,32 1,32
Roggenmischbrot 1 kg 0,52 0,52 0,52
Weißbrot 1 kg 1,00 1,00 1,00

Vollmilch 0,5 l 0,36 0,36 0,34
Butter 1 kg 9,60 9,60 9,60

Eier Stück 0,34 0,34 0,34
Bohnenkaffe 1 kg 70,00 70,00 70,00

Tee 1 kg 24,00 24,00 24,00


1.4. Fazit:

Der Agrarsektor belastete den Staatshaushalt der DDR übermäßig. Durch die Subventionierung der Produktionsmittel und der Lebensmittel hatte der Staat jährlich mehrere Millionen Mark kosten. Verschiedene Faktoren haben auch zu Ertragseinbußen geführt.

z.B. - Wasser- und Winderosion
- ertragsmindernde Bodenverdichtung durch schwere Maschinen
- Ertragsminderung durch die teilweise nicht sachgerecht Entsorgung von Abfallstoffen
aus der Tierproduktion
Durch die extrem große Betriebsgröße hat man lange An- und Abfahrtswege, ca. 15 km. Der LPG wurden auch Planaufträge ohne Rücksicht auf Rentabilität erteilt. In der Landwirtschaft waren auch zu viele Arbeiter beschäftigt. Trotz der Probleme wurden die wichtigsten Ziele erreicht: - Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung
- landwirtschaftliche Betriebe konnten Löhne und Sozialleistungen erbringen, die fast
so hoch waren wie der der anderen Wirtschaftsbereiche
- soziale und kulturelle Einrichtungen, sowie eine gute Infrastruktur auf dem Lande

 
 

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