Alle vier Jahre ereigneten sich in Griechenland, genauer gesagt 260 km südwestlich von Athen, in Olympia die "Olympischen Spiele". Bei diesen Wettkämpfen waren die sportlichen Ambitionen genauso wichtig wie die religiösen Handlungen. So lange dieses Fest dauerte, herrschte Frieden in der Umgebung des Heiligen Hains.
Zeus war der Göttervater und ihm zu Ehren wurden diese Wettkämpfe veranstaltet. Daher erging etwa um 470 v.Chr. in ganz Griechenland ein Spendenruf an Arm und Reich: Es galt, dem Zeus in Olympia einen Tempel zu erbauen, größer und prächtiger als irgendwo sonst in Griechenland. Und die Spenden kamen, alles was nur irgendwie dazu dienen konnte, dem Zeus ein Haus von nie gesehener Pracht zu bauen.
Der Tempel wurde 456 v. Chr. fertig gestellt und eingeweiht. Er erhob sich auf einem künstlichen, einen Meter hohen Hügel; der Unterbau, der fast unversehrt erhalten blieb, misst 64 x 27 m. Auf ihm standen insgesamt 34 je 10, 53m hohe Säulen aus Muschelkalk, die das schwere Dach aus Marmorplatten trugen.
Im Mittelpunkt des Tempels befand sich die Cella, der Kultraum, mit der Statue des Zeus, dem einzigen Weltwunder, das nicht unter freiem Himmel stand.
Der bekannte Bildhauer erschuf diese Statue zuerst in einem Atelier, das sich 80m vom Tempel entfernt befand, wo er die Cella nachbaute. Der größte Künstler der Antike errichtete zunächst ein Gerät aus Eisen, Holz und Gips, das in etwa der Statue entsprach. Dann wurden die unbekleideten Körperteile (Gesicht, Arme, Hände, Füße) mit modelliertem Elfenbein beschichtet, Haare, Gewand und Sandalen waren aus Gold. Berechnungen anhand anderer Statuen lassen vermuten, dass die Goldauflage ca. 200 kg schwer war, nach heutigem Preis ca. 42 Mio. Schilling.
Die Augen bestanden vermutlich aus faustgroßen Edelsteinen, wobei die Statue insgesamt 12 m hoch war. Nach der Fertigstellung wurde die Statue in ihre Einzelteile zerlegt, in die Cella gebracht und dort zusammengesetzt.
Diese Darstellung des Zeus war ganz anders als die anderen. Diese stellte Zeus nämlich als alten, weisen Mann mit gütigem Gesichtsausdruck dar, denn sonst waren die Götter immer als rachsüchtig, eitel, heimtückisch und grausam dargestellt worden. Damit stellte Phidias Zeus in einen anderen Blickwinkel, und der Göttervater wurde noch mehr verehrt als früher.
Phidias trug eine so vollkommene Auffassung von Schönheit in sich, dass er, ganz darauf ausgerichtet, seine Künstlerhände dazu anhalten konnte, ein wahres Abbild des Gottes zu fertigen. Marcus Tullius Cicero
Die Statue des Zeus saß auf einem Armsessel mit Rückenlehne. In der Linken hielt er ein Zepter als Zeichen seiner Macht, auf dessen Knauf ein Adler, sein heiliger Bote, saß. Auf der rechten offenen Hand stand Nike, die geflügelte Siegesgöttin, die später vom Christentum als Engel übernommen wurde. Der Kopf war mit Ölzweigen geschmückt und Zeus' Füße ruhten auf einem Schemel, der von zwei Löwen getragen wurde und die Inschrift "Phidias, Sohn des Charmides aus Athen, hat mich geschaffen" trug.
Nahezu 1200 Jahre lang wurden die Olympischen Spiele veranstaltet, bis diese im Jahre 393 n.Chr. durch Kaiser Theodosius verboten wurden, der sie als heidnischen Kult ansah.
Was aus der Zeus Statue wurde, ist und bleibt ungewiss. Fest steht, dass sie bei einem Erdbeben im 2. Jahrhundert n.Chr. schwer beschädigt wurde. Ob sie dann aber um 350 n.Chr. von Plünderern zerstört oder 475 n.Chr. nach Konstantinopel geschafft wurde und dort einem Brand zum Oper fiel, ist unbekannt.
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