Übermässige Preissteigerungen / Geldentwertung
Die Inflation führt anfangs zu einer Erhöhung der Betriebsgewinne, da die Löhne und andere Kosten hinter den Preissteigerungen zurückbleiben und verstärkte Kapitalinvestitionen, Dividendenausschüttungen und Zinszahlungen nach sich ziehen.
Trotz zeitweiliger Gewinne verhindert die Inflation langfristig jedoch jede normale wirtschaftliche Aktivität. Bei der Festsetzung der Zinssätze wird meist die zu erwartende Inflationsrate berücksichtigt. Die Betriebskosten erhöhen sich, das Ausgabeverhalten der Verbraucher ändert sich und der Wert von Aktien und Anleihen wird gemindert. Die Inflation unterminiert die reale Kaufkraft der Einkommen und den Wert von Kapitalanlagen. Die Folge ist ein geringerer Verbrauch, weil die Verbraucher nicht willens oder einfach nicht in der Lage sind, auf Ersparnisse zurückzugreifen.
Das betriebliche Investitionsverhalten leidet unter der allgemeinen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, die Gewinne nehmen ab, da die Angestellten einen sofortigen Inflationsausgleich in Form einer Lohnanpassung an die Lebenshaltungskosten (auf der Grundlage des Landesindex) fordern.
Rationalisierungsmassnahmen und kostengünstigere Produktionsprozesse führen nicht mehr zu Preissenkungen. Das verhindert einen funktionierenden Wettbewerb.
Beeinträchtigung der Konkurrenzfähigkeit im Ausland
Im Vergleich zum Ausland stärker steigende Inlandpreise verteuern die inländischen Exportgüter. Höhere Ausfuhrpreise senken die Exportraten und bewirken dadurch Defizite
in der Handels- und Dienstleistungsbilanz.
Flucht in die Sachwerte
Nutzniesser der Inflation sind Eigentümer von Sachwerten. Bei Anlagen mit flexiblem Wert wie Grundstücke, Liegenschaften, Kunst oder Rohstoffen, sind die Auswirkungen der Inflation eher gering.
Deshalb steigt die Nachfrage nach Sachwerten; höhere Preise aller typisch wertbeständigen Sachwerte sind die Folge.
Verschiebung der Vermögens- und Einkommensverteilung
Die Inflation erschüttert den Leitsatz der sozialen Marktwirtschaft, Wohlstand für alle, weil es bei steigenden Preisen weiten Kreisen verunmöglicht wird, Eigentum an wertbeständigen Gütern zu erhalten. Beschäftigte mit relativ festem Einkommen, vor allem jene in Niedriglohngruppen leiden unter einer stärker werdenden Inflation. Andere, deren Einkommen auf flexiblen Verhandlungen beruht, können mit der Inflation Schritt halten oder sogar von ihr profitieren (Spekulationsgewinne, Kreditkauf von weiteren Sachwerten gegen Grundpfand usw.)
Dadurch verschiebt sich die Lorenzkurve in Richtung mehr Ungleichheit.
Nachteile für Gläubiger, Sparer, Fixbesoldete und Rentner
Die Inflation untergräbt den Sparwillen und die persönliche Selbstvorsorge. Wer von Wertanlagen mit einem festen Nennwert abhängig ist, etwa von Spareinlagen, Pension, Versicherungsprämien und langfristigen schuldrechtlichen Wertpapieren, muss einen Verlust seines Realvermögens hinnehmen.
Vorteile für Schuldner
Kreditnehmer profitieren im Allgemeinen von der Inflation, da die Schulden an Wert verlieren.
Die deutsche Hyperinflation von 1923
Schwindendes Vertrauen in die Währung und letztlich Zusammenbruch des gesamten Wirtschaftssystems!
Mit diesem Extremfall einer Inflation wollen wir unsere Arbeit abschliessen.
Die Hyperinflation zieht einen Zusammenbruch des gesamten Wirtschaftssystems nach sich. Die Hyperinflation in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg hatte zur Folge, dass sich die im Umlauf befindliche Geldmenge um das Siebenmilliardenfache erhöhte, während die Preise in einem Zeitraum von 16 Monaten um das Zehnmilliardenfache explodierten.
Motor solcher Entwicklungen sind Regierungen, die versuchen ihre steigenden Staatsausgaben mit zusätzlich gedrucktem Geld und somit der Erhöhung der Geldmenge zu begleichen.
Anders als Deutschland es sich zu Beginn des 1. Weltkrieg erhofft hatte, konnte es sich nicht an den Besiegten schadlos halten, sondern wurde seinerseits mit Forderungen der Sieger konfrontiert (Reparationsleistungen). Die Verschuldung wuchs unaufhörlich, die Notenpresse lief auf vollen Touren. Gleichzeitig schwächten die Ablieferungen von Verkehrsmitteln (Schiffe, Eisenbahnwagen, Lastwagen) an die Siegermächte die Rohstoffversorgung der ohnehin durch Streiks und politische Kämpfe geschwächte deutsche Wirtschaft. Die Produktion ging zurück, die Diskrepanz zwischen Warenangebot und Geldangebot vergrösserte sich und beschleunigte die Geldentwertung.
Der Wert der Mark war in erster Linie vom Vertrauen abhängig, das der einzelne in die Währung hatte. Das Ausland glaubte nicht an die innere Stabilität der jungen Republik. Die einsetzende Kapitalflucht leitete die Phase der Hyperinflation ein. Bis dahin hatte das Vertrauen in die Mark und die daraus resultierende Nachfrage nach dieser Währung trotz wachsender Geldmenge den Preisanstieg gebremst.
Spätestens im Herbst 1922 aber war klar, dass die Mark nicht länger die grundlegenden Geldfunktionen erfüllen konnte.
Die Reichsbank druckte Banknoten zu 10000 M und 50000 M, im Februar 1923 wurden erstmals Notenwerte von 1 Mill. M in Verkehr gebracht, und im September überschritt man die Milliarden-, Anfang November sogar die Billionen - Schwelle. Ein Kilo Brot kostete Ende Oktober 680 Million Mark.
1920 Febr. 847
1921 Jan. 1\'179
1922 Jan. 2\'041
Juli 5\'392
Sept. 13\'319
Okt. 22\'066
Nov. 44\'610
Dez. 68\'506
1923 Jan. 112\'000
Mai 381\'000
Juni 765\'000
Juli 3\'800\'000
Aug. 58\'600\'000
Sept. 1\'500\'000\'000
Okt. 365\'700\'000\'000
Nov. 65\'700\'000\'000\'000
Dez. 124\'700\'000\'000\'000
Quelle: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, Jg. 44, 1924/25
Literaturverzeichnis
Beck, Bernhard Wohlstand, Markt und Staat: eine Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Verlag Sauerländer,1997 (2. Aufl.)
Bohley, Peter Statistik: einführendes Lehrbuch für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler
R. Oldenburg Verlag München Wien, 1991 (4. verb. Aufl.)
Dubs, Rolf Volkswirtschaftslehre: eine Wirtschaftsbürgerkunde für höhere Schulen, Erwachsenenbildung und Selbststudium
Verlag Paul Haupt Bern - Stuttgart - Wien, 1998 (7.aktualisierte Aufl.)
Microsoft Encarta
North, Michael Das Geld und seine Geschichte: vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Verlag C. H. Beck München, 1994
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