Nach dem 1. Weltkrieg ist die USA als stärkste Wirtschaftsmacht hervorgegangen, und wäre noch zur größten Militärmacht geworden, hätte der Krieg länger gedauert. Doch nach dem erfolgreichen Versuch, in den Friedensvertrag von Versailles liberale Grundsätze aufzunehmen, haben sich die USA außenpolitisch zurückgezogen.
Dafür gibt es zwei Gründe: Zunächst erkannte man nicht, über welches Machtpotential Amerika verfügte, und als man es erkannte, war die öffentliche Meinung dagegen, diese Macht auszuüben.
Die Vorherrschaft der USA zeigte sich am deutlichsten auf wirtschaftlichem Gebiet. Auf Grund der hohen Rohstoff- und Lebensmittelpreise nahm die amerikanische Wirtschaft einen raschen Aufschwung - auch die Industrieproduktion stieg um 37%.
Den einzigen Nachteil, den die Amerikaner in Kauf nehmen mußten, war der Verlust der Märkte in Österreich und Deutschland. Doch diese Verluste wurden durch die umfangreichen Kriegslieferungen an Frankreich und Großbritannien mehr als ausgeglichen. Die Alliierten waren aber nicht in der Lage ihre Schulden mit Exporten auszugleichen, aus diesem Grund verkauften sie amerikanische und europäische Wertpapiere und nahmen bei den USA Kredite auf. - Schließlich kam es so weit, daß 1918 die Europäer den USA 7 Mrd. USD schuldeten plus 3,3 Mrd. USD für den Wiederaufbau. - Aus dem Schuldnerland Amerika wurde der größte Kreditgeber der Welt. Die Tatsache, daß aus den USA ein Gläubigerland geworden war, hatte schwerwiegende Auswirkungen auf Handel und Finanzen. Das machte die Wiederbelebung der erschöpften europäischen Volkswirtschaften außerordentlich schwierig.
Im Krieg hatten viele ehemaligen Agrarländer eigene Industrien aufgebaut, die nach dem Krieg weiter betrieben wurden anstatt zu ihren traditionellen Lieferanten zurückzukehren. Dieser \"wirtschaftliche Nationalismus\" machte die Wiederherstellung der Handelsbeziehungen v.a. in Osteuropa (Nachfolgestaaten der österreichisch -ungarischen Monarchie) besonders schwierig. Um aus dieser ernsten wirtschaftlichen Lage einen Ausweg zu finden, brauchte Europa Kapital, das es sich von den USA als der einzig ernstzunehmenden Quelle beschafften. Die USA trugen deshalb nun eine große wirtschaftliche Verantwortung. Doch um die amerikanische Prosperität auf Europa zu übertragen, mußte ein wesentliches Hindernis überwunden werden. Denn im 19. Jahrhundert war die Weltwirtschaft vom Austausch Industriegüter - landwirtschaftliche Produkte abhängig gewesen. Doch das war jetzt unmöglich geworden, wenn der größte Agrarstaat nun selbst zum größten Industriestaat geworden war. Außerdem war die amerikanische Bevölkerung ihrem Ursprung nach europäisch, d.h. sie hatte dieselben Ansprüchen und denselben Geschmack.
Die amerikanische Wirtschaft produzierte 1918 billigere Lebensmittel und billigere Industriegüter - und das in Massen, die ihren Bedarf überragten, d.h. sie waren von nichts abhängig. Die Folge davon war, daß die USA riesige Mengen an Gold erwarben, was wiederum Europa schädigte. Dieser Zusammenhang, der eine Art Teufelskreis war, war schlußendlich auch der Hauptgrund für die ständigen wirtschaftlichen Probleme in den 1920er Jahren und Grund dafür, daß die Depression in den 30er Jahren so schnell von den USA auf Europa übergriff und so verheerende wirtschaftliche Ausmaße annahm.
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