Zur Zeit gibt es in Deutschland zwischen 2000 und 50000 Straßenkinder. An der schwankenden Zahl erkennt man, dass die sog. "Dunkelziffer" sehr hoch sein muss. Das Phänomen "Straßenkind" wurde in Deutschland erst durch die Situation der Straßenkinder in den südamerikanischen und osteuropäischen Staaten bekannt. Im Gegensatz zu dem Begriff Straßenkinder handelt es sich bei dieser Gruppe hauptsächlich um Jugendliche und Heranwachsende (nach Kinder- und Jugenhilfegesetz §7 Absatz 1: "Kind ist, wer noch nicht 14 Jahre alt ist, Jugendlicher, wer 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist, junger Volljähriger, wer 18 aber noch nicht 27 Jahre alt ist"). Die Straßenkinder in Deutschland sind meist Kinder und Jugendliche, die von zu Hause weglaufen und dadurch aus ihren sozialen Bezügen herausgelöst werden. Sie verstossen damit gegen die elterliche Autorität und gegen die Normen der Gesellschaft, wie z.B. das Gebot der Sesshaftigkeit, die gesellschaftliche Forderung nach Arbeits- bzw. Lernbereitschaft und häufig verstoßen sie auch gegen das Gebot der sexuellen Enthaltsamkeit im Jugendalter. Fast allen Straßenkindern ist eine mehr oder weniger vollzogene Trennung von der Familie, die Hinwendung zur Straße und der Aufenthalt an "jugendgefährdenden" Orten wie Bahnhofs-, Drogen- und/oder Prostitutionsszene gemeinsam. Sie leben oftmals am Rande oder in der Illegalität und sind von einem dauerhaften Verbleib in dieser Lebenssituation bedroht. Man unterscheidet zwischen "Ausreißern" und "Trebern". Die "Ausreißer" entfernen sich nur kurzzeitig aufgrund von Überforderungen aus ihren Familien. Dieser Vorgang dient lediglich als Kommunikationsversuch zu ihren oftmals zerstörten Familien. Die "Treber" haben jeglichen Kontakt zu ihrem Elternhaus aufgrund massiver Konflikte abgebrochen und halten sich ohne festen Wohnsitz und ohne geregelte Einkünfte häufig illegal in subkulturellen Szenen auf. Der Übergang zwischen Ausreißer und Treber ist fließend. Außer den dauerhaft auf der Straße lebenden Kindern und Jugendlichen zählen auch jene, die die Straße als vorwiegenden Sozialisationsort betrachten, zu den Straßenkindern.
Für das "typische Straßenkind" gibt es in Expertenkreisen keine trennscharfe und einheitliche Definition. Es gilt als soziales Phänomen, das nicht klar abgegrenzt und von unbestimmter Dauer ist.
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