3.1 Richtlinien für die Nutzung des Parks
Strenge Regeln, die das Glücksspiel, das Halten von Reden und Musik am Sonntag verboten, hielten viele New Yorker dem Park fern. Die wohlhabende Bevölkerung New Yorks schaffte bald nach der Öffnung des Central Parks eine Art von Nutzungsrichtlinien, die zwar nicht schriftlich vorlagen, deren Einhaltung aber trotzdem erwünscht war. Sie legten fest, wer den Park wann und wofür nutzen durfte. Andere Regeln verboten es, Sträucher und Bäume zu beschädigen oder Vieh zum Grasen auf die Wiesen des Parks zu treiben. Diese Verbote sollten das hohe Niveau des Parks erhalten und ein Absinken in eine gewöhnliche oder minderwertige Anlage verhindern. Die Regeln wurden meist eingehalten. Zum Beispiel schrieb die Bankierswitwe A.M. Hall Ward, daß es wegen des \"anderen\" Publikums für sie nicht angenehm war, eine gute Stunde früher als gewohnt in den Park gefahren zu sein. 1864 verglich eine Zeitung den Central Park mit der New Yorker Oper. An beiden Plätzen kam die Highsociety zu einer bestimmten Zeit zusammen. Es gäbe nur diese zwei Vergnügungsmöglichkeiten für die begüterten Bürger. So wurden Besuche im Central Park zum Statussymbol der oberen Bevölkerungsschicht.3 Aber auch die Mittelklasse New Yorks nutzte den Park als Erholungsmöglichkeit bei einem Picknick, einer Bootsfahrt oder als Besucher von Konzerten. Nur Mitgliedern der Arbeiterschicht blieb der Park wegen ihrer Sechstagewoche und der für sie hohen Kosten der öffentlichen Verkehrsmittel, die sie zum Central Park gebracht hätten, nahezu verschlossen.
Im Laufe der ersten Jahre nach der Eröffnung jedoch wandelte sich der Park mehr und mehr in einen Veranstaltungsort für Sportwettkämpfe, Massenpicknicks und Militärparaden. Im Jahresbericht 1861 hieß es, man sollte alles vom Park fernhalten, was dessen Gesamtbild beeinträchtigen würde. Nach längerer Diskussion entschied man, daß nur noch wohlerzogene Schüler und später auch Schülerinnen die Sportplätze an jeweils drei Tagen der Woche nutzen durften. Massenpicknicks, wie sie im ersten Jahr nach der Eröffnung gang und gäbe waren, wurden untersagt, militärische Paraden verboten und \"The Parade\" einfach in \"The Green\" umbenannt. Eine ausgedehntere Nutzung des Parks für solche Aktivitäten würde dessen Hauptattraktion, die natürliche Schönheit, zunehmend zerstören.
3.2 Neue Parkpolitik: Gegenmaßnahmen
Im Jahre 1870 ging die Verwaltung des Central Parks durch die so genannte Tweed Charter vollständig in die Hände des New Yorker Bürgermeisters über, der daraufhin eine neue Parkkommission bildete. Es wuchs die Angst, das \"Kunstwerk Central Park\" könne durch Statuen und politische Kundgebungen unwiederbringlich zerstört werden. Die Ängste erreichten 1882 ihren Höhepunkt mit der Veröffentlichung eines Flugblatts von Frederick Law Olmsted - \"The Spoils of the Park\": Der Park sähe vernachlässigt aus, Politiker und die neu ernannten Kommissionsmitglieder seien nicht fähig, den Park zuverlässig zu verwalten. Sie hätten es versäumt, den Park unter die Aufsicht von Fachleuten zu stellen, die dessen Verwendung streng beaufsichtigen.
In den darauf folgenden Jahren jedoch begann die neue Kommission damit, angefangene Projekte im Central Park, wie das Karussell und Belvedere Castle, fertigzustellen. Wege und Straßen, die durch die Benutzung in Mitleidenschaft gezogen worden waren, wurden ebenso wieder instand gesetzt wie die Bepflanzung, die während der Bauzeit aus Kostengründen teilweise nur oberflächlich erledigt worden war. Dabei verfolgte die Kommission geänderte ästhetische Ziele im Vergleich zu den ursprünglich im Greensward Plan vorgesehenen. Ende 1870 wurden sogar die beiden Gestalter des Parks, Olmsted und Vaux, als Landschaftsarchitekten entlassen. Nachfolgend veränderte man den Park zunehmend: Wege wurden begradigt, die Sicht auf Brücken freigemacht, Felsen von Moos befreit, sogar die untersten Äste der Bäume entfernt, um den Besuchern neue Ansichten auf den Park zu eröffnen. Teile der natürlichen Vegetation wurden zu Gunsten von riesigen Blumenbeeten entfernt, Springbrunnen zwischen Blumenbeeten eingefügt und Musik-Pavillions errichtet.
Olmsted und Vaux verurteilten die Veränderungen, die durch die neue Parkkommission veranlaßt wurden. Sie forderten, daß die Leitung der Kommission in die Hände eines Mannes übergehen solle, der den eigentlichen Sinn des Parks richtig verstehe und danach handle. Nach einiger Zeit erreichte es Vaux, wieder als für den Park zuständiger Landschaftsarchitekt eingestellt zu werden und verschaffte seinem Partner Samuel Parsons jun. die Oberaufsicht über Anpflanzungen im Park, später sogar über den ganzen Park. Manchmal jedoch schien selbst Vaux vom Talent seines Zöglings Parsons nicht vollständig überzeugt zu sein.
Nach und nach wurden weitere Eingänge zum Park geschaffen, die trotz Bedenken Olmsteds mit Blumenbeeten verziert wurden, und Wege verbreitert. Außerdem forderten immer mehr New Yorker eine Beleuchtung der Wege im Central Park bei Nacht.
3.3 Enstehung eines Zoos
Im Greensward Plan war ein Zoo nicht vorgesehen, andere Planer jedoch hatten ihn mit einbezogen. Schon nach Erscheinen des Jahresberichts 1859, der einen privat geführten Zoo forderte, riefen einige der wohlhabendsten New Yorker, unter ihnen auch F. L. Olmsted, die \"American Zoological and Botanical Society\" ins Leben, die mit der Planung eines Zoos begann. Binnen weniger Monate wurde der Parkkommission die Bereitstellung eines Stück Parks für einen zoologischen und botanischen Garten genehmigt. Olmsted und Vaux gliederten den künftigen Zoo in das Randgebiet des Parks ein, nahe dem Manhattan Square. Schon als er dort nach einigen Verzögerungen provisorisch fertiggestellt worden war, begannen die New Yorker bereits, dem Zoo lebende Tiere zu schenken: so bekam er nach und nach Hirsche, Gänse, Alligatoren, Pfaue, Stachelschweine, Pelikane, Präriewölfe und Füchse. In den Jahren 1864 und 1865 kamen auf diese Weise 250 Tiere in den Zoo, im Sommer graste sogar ein Teil von ihnen auf einer Wiese außerhalb des Zoogeländes. 1870 wurde dem Zoo endlich ein dauerhaftes Zuhause in der Nähe des \"Arsenal\" gegeben, das aus fünf neu errichteten Ausstellungshallen bestand. Jetzt begann man auch gezielt, Tiere einzukaufen und wartete nicht mehr nur auf Spenden. Der Zoo entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer wirklichen Attraktion im Central Park. Durchschnittlich jeder vierte Besucher des Parks kam 1873 auch in den Zoo.
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