Wie in der historischen Entwicklung des BVW aufgezeigt wurde, kam das BVW erst im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts auf.
Davor herrschte die handwerkliche-kleingewerbliche Produktion vor. Die Produkte wurden hier weitgehend ohne Maschinen und ohne große Arbeitsteilung hergestellt. Jeder Hand-werksmeister hatte seine Arbeitsweise und gab sie seinen Lehrlingen und Gesellen weiter. Somit wurden auch Verbesserungen jeglicher Art direkt bei der Herstellung von Produkten berücksichtigt und weitergegeben. Ein weiteres Merkmal der handwerklichen Produktion waren eine extrem dezentralisierte Organisation, die unter Einsatz von Allzweck-Werkzeugmaschinen kleine Losgrößen fertigten und Kundenwünsche bis ins kleinste De-tail erfüllten.
Die Industrialisierung, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam, entstand durch die rasante Entwicklung von dezentralen Kraftmaschinen und wachsenden Verkehrsnetzen. Das ober-ste Prinzip der Industrialisierung war es, die Kosten zur Herstellung von Waren drastisch zu reduzieren, in dem das zur Produktion benötigte menschliche Können durch Maschinen ersetzt wurde. Die daraus folgende Massenfertigung zeichnete sich durch eine hohe
Mechanisierung und Arbeitsteilung aus. Die Arbeitsteilung bezog sich nicht nur in der Zer-gliederung einzelner Arbeitsprozesse, sondern schloß auch die Trennung von "Kopf-" und "Handarbeit" ein. Der Arbeiter in der Produktion sollte nicht denken! Diese wurden von FORD als erster in der Produktion konsequent eingesetzt, der die niedrige Qualifikation seiner Arbeiter in einen produktiven Vorteil umwandelte, indem er die Prinzipien der
Arbeitsteilung von TAYLOR anwandte und mit seinem System der Fließarbeit koppelte. Mit der Trennung von ausführender und planender Tätigkeit wurden komplexe organisa-torische Strukturen und Abläufe erforderlich. Die sich in einem bürokratischen System und in einer klaren Hierarchie widerspiegelten. Dadurch, daß dem Arbeiter seine Aufgaben klar vorgegeben wurden und er dabei nicht denken sollte, waren Vorschläge zur Ver¬besserung der Verfahren oder des Produktes systembedingt unerwünscht. Da aber die Vor-gesetzten dieses Wissen um Verbesserungen nicht brach liegen lassen wollten, mußte in die bestehende Organisation eine Einrichtung integriert werden, die diese Vorschläge sam-melte und durch eine geeignete Instanz überprüfen ließ. Diese Einrichtung (BVW) zeich-nete sich dann durch dieselben Merkmale wie die Organisation der Unternehmung aus. Dies sind eine klare Hierarchie und Ablauforganisation, wie sie auch heute noch in einigen Unternehmungen anzutreffen ist. Und gerade in Unternehmungen, die Massengüter pro-duzieren, hat sich dieses System über Jahrzehnte bewährt, hierbei wurde es immer
wieder modifiziert. So hatte alleine die Automobilindustrie im letzten Jahr Einsparungen durch das BVW in Höhe von über 500 Millionen DM was bei knapp 500.000 Beschäftig-ten eine durchschnittliche Einsparung von über 1000,- DM ergibt.
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