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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Treibhauseffekt

Interviews mit vertretern der einzelnen wirtschaftssektoren



Um einen möglichst authentischen Ausblick auf die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftssektoren zu geben, wurden mit drei repräsentativen Vertretern Interviews zum Thema Wirtschafts- und Währungsunion geführt. Die ersten 14 Fragen waren für alle gleich, die übrigen versuchten jeweils auf die einzelne Situation des Unternehmens einzugehen.

LANDWIRTSCHAFTSSEKTOR
Am Samstag, dem 1. Februar 1997, wurde Karl Krenn, vlg. Dichtlbauer in Neufahrn, einer Ortschaft in der Gemeinde Neumarkt am Wallersee, zum Thema Wirtschafts- und Währungsunion befragt.
Glauben Sie an das Zustandekommen der Währungsunion?
"Ich glaube schon, daß sie zustande kommen wird, weil es mit dem EU-Beitritt allein nicht getan war. Wenn man A sagt, muß man auch B sagen. Ich glaube, wenn man das gemeinsame Europa will, dann macht es keinen Sinn, wenn man nicht auch eine gemeinsame Währung hat."
Was erwarten Sie sich von einer Währungsunion für Ihr Unternehmen?
"Wir haben einen landwirtschaftlichen Betrieb und haben durch die Währungsturbulenzen, beziehungsweise durch die Abwertungen der Italiener im letzten Jahr sehr viele Nacheile in Kauf nehmen müssen. Sie haben die Möglichkeit gehabt, sich durch Abwertung Vorteile zu verschaffen. In einer Währungsunion soll das nicht mehr möglich sein. Das wird sich für die Landwirtschaft positiv auswirken."
Welch Vorteile oder Nachteile sehen Sie?
"Die Landwirtschaft fordert, daß wir alle in der Währungsunion auf einer gleichen Ebene sind. Man muß in dieser Sache persönliche Abneigungen in den Hintergrund stellen und die wirtschaftliche Seite sehen. Nachteile sehe ich für die privaten Sparer, denn es wird befürchtet, daß bei der Umwechslung gerundet wird. Ein weiterer Nachteil könnte sein, daß die mediterranen Länder, die immer eine Weichwährungspolitik verfolgt haben, die Hartwährungspolitik nicht durchhalten. Uns werden sie dann mitziehen, und der Euro wird gegenüber den anderen Währungen absacken. Das wäre für Europa sicher nicht positiv."
Welche Umstellungen sind für Ihr Unternehmen zu erwarten?
"Für uns als Bauern werden sich wahrscheinlich die gleichen Umstellungen ergeben, die jeder Staatsbürger hat. Zuerst einmal die Umrechnerei in der Übergangszeit. Wer war nicht schon einmal im Ausland und hat gerechnet? Jetzt wird man das beim täglichen Einkauf tun müssen, es wird aber auch in der Umstellungsphase, wenn man Betriebsmittel dazukauft oder verkauft nicht einfach sein, aber das liegt in der Natur der Sache."
Welche Vorbereitungen treffen Sie, und wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen?
"Wahrscheinlich müßte man ein Hellseher sein, damit man gerade jetzt das Richtige macht. Wenn man Geld hat, ist man eher versucht, dieses jetzt sinnvoll auszugeben oder zu investieren. Ich habe auch schon mit Leuten gesprochen, die momentan kein Geld haben und trotzdem investieren wollen, in der Hoffnung, daß die Rechnung aufgeht. Ich glaube, daß man, nicht einmal wenn man viel darüber weiß, das Ganze richtig abschätzen kann."
Wie hoch schätzen Sie zu diesem Zeitpunkt die Kosten für die Umstellung in Ihrem Unternehmen ein?
"In der Landwirtschaft sind wir noch nicht soweit, daß wir ein Datenverarbeitungssystem umstellen müßten. Wir rechnen alles noch im Kopf, aber es wird doch eine gewisse Zeit brauchen, bis wir uns auf die neue Situation einstellen."
Wie würden Sie Ihr Konzept beurteilen?
"Wenn's ums Geld geht, soll man vorsichtig sein. Wie man aus den Erzählungen der Eltern weiß, ist schon manches passiert. Ich bin kein hemmungsloser Optimist, der annimmt, daß das nie wieder passieren wird."
Wie wollen Sie die Dualitätsphase, in der sowohl Euro, als auch Schilling als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, bewältigen?
"Es wird sicher nicht einfach sein. Die jungen Leute werden wahrscheinlich eher zurechtkommen als die älteren, aber es wird uns nichts anderes übrigbleiben. Es wird so sein, daß man wie bisher schon neue Banknoten ausgeben und die alten einziehen wird."
Wie beurteilen Sie die Verwendung einer Chipkarte in bezug auf die Dualitätsphase?
"Die Banken werden sicherlich Probleme in diese Phase haben, weil man die Automaten umstellen muß. Es macht einen Unterschied, wenn man in diesem halben Jahr sein Geld in Schilling beheben will, oder schon in Euro. Wir haben keine Chipkarte und auch keine Bankomatkarte. Das ist wahrscheinlich berufsbezogen, weil man nicht so leicht in Versuchung kommt wie ein Angestellter, etwas zu holen, wenn man es braucht. Auf einem Bauernhof sind eher nur größere Summen mit Erlagscheinen zu bezahlen, und das Geld, das man täglich braucht, hat man daheim. Es wäre in meinem Fall sogar komplizierter, wenn ich jedes Mal nach Neumarkt zum Bankomat fahren müßte."
Wie sehen Sie die Auswirkungen des gemeinsamen Marktes auf Ihr Unternehmen?
"Im landwirtschaftlichen Bereich gibt es, was den grenzüberschreitenden Verkehr betrifft, makabere Auswüchse. Kartoffeln werden aus Norddeutschland nach Italien zum Waschen gefahren, und in Hannover werden wieder die Chips daraus gemacht.
Wir sind biologisch wirtschaftende Bauern und gehören dem Ernteverband der Biobauern an. Wir sehen darin gewisse Chancen, weil Österreich im biologischen Landbau eine Vorreiterrolle hat. Das liegt daran, daß wir oft keine anderen Möglichkeiten von der Struktur oder der früheren Wirtschaftsweise her haben. Bei uns hat fast nichts geändert werden müssen, damit wir den biologischen Kriterien und Richtlinien entsprechen konnten. In Ländern, die schon länger in der EU sind, sind die Strukturen durch die Marktentwicklung und den harten Konkurrenzkampf so stark verändert, daß ein Zurück zur ökologischen und biologischen Wirtschaftsweise nur sehr schwer möglich ist. Dort ist es in den Massentierhaltungen und durch große Stallungen nicht möglich, ohne die prophylaktische Verabreichung von Antibiotika und Hormonen die Tiergesundheit aufrechtzuerhalten."
Wenn Sie einen Teil Ihrer Produkte im Ausland vertreiben, welche Auswirkungen erwarten Sie in diesem Bereich?
"Wir verkaufen unsere Produkte nicht direkt ins Ausland. Selbst die Firma Woerle, an die wir unsere Milch liefern, hat es schwer, dort "in die Regale zu kommen", wie man so schön sagt. Ich habe allerdings die Hoffnung, daß es auf der "Biowelle" laufen könnte, weil das ein Segment ist, das andere nicht bedienen können."
Sehen Sie in einem größeren Wirtschafts- und Währungsraum einen härteren Qualitäts- oder Preiskampf für österreichische landwirtschaftliche Produkte?
Den harten Qualitäts- und Preiskampf haben wir seit der Teilnahme am Binnenmarkt, beziehungsweise seit dem EU-Beitritt. Es kann durch die Währungsunion besser werden, weil dann eine gewisse Waffengleichheit herrscht, weil Währungsdifferenzen oder Währungsturbulenzen wegfallen."
Wie beurteilen Sie die Konkurrenzfähigkeit der im europäischen Verhältnis relativ kleinen und extensiv genutzten landwirtschaftlichen Betriebe, besonders nach dem Ende der Übergangszeit bei den Subventionen?
"Wenn nichts passiert, dann sind wir nicht mehr konkurrenzfähig. Das Europäische Parlament müßte reagieren und eine klare Willenserklärung abgeben, daß man nicht will, daß unsere Höfe vor die Hunde gehen. Man spürt einfach die starke Lobby der Westeuropäer, die schon lange bei der EU sind und sehr große Strukturen haben. Wir Österreicher haben nur einen sehr kleinen Anteil an der Verwaltung und der Produktion. Es ist notwendig, daß sich nicht nur Österreich lautstark bemerkbar macht, sondern daß gesamteuropäisch ein Umdenken stattfindet. Auch ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb ist eine Arbeitsstätte."
Woher beziehen Sie ihre Informationen zur EWU? Werden Sie ausreichend informiert?
"Momentan ist die Information eher dürftig. Es gibt sehr viele Propheten und selbsternannte Fachleute, die alle etwas anderes sagen. Ein gesunder Hausverstand und eine unkomplizierte Sicht der Dinge sind wichtig. Ich denke dabei an meinen Lehrer zurück, der gesagt hat: "Wenn ihr euch nicht auskennt und in eurem Hirn alles durcheinander geht, dann bringt alles auf einen möglichst einfachen Nenner und versucht, es in ganz kleinen Einheiten durchzudenken." Wenn man jetzt vom Staat, der so kompliziert ist, auf die kleinste Zelle, die Familie reduziert und alles durchleuchtet, wird es viel leichter. Alle Bürger werden sich eine Meinung bilden müssen, aber vieles kann man jetzt noch gar nicht sagen. Aus meiner persönlichen Sicht der Dinge kann ich sagen, daß der Beitritt zu EU eine Währungsunion nach sich ziehen muß, sonst haben wir als Hartwährungsland auf Dauer einen Nachteil. Diesen Nachteil können wir als Bauern nur etwa zwei bis drei Jahre aushalten.
Fühlen Sie sich gut beraten oder unterstützt?
"Wir bekommen Informationen von der Landwirtschaftskammer. Sie sind mir zuwenig kritisch und zu stark wirtschaftsorientiert. Bei der EU-Abstimmung waren sie vielleicht parteipolitisch bedingt zu euphorisch. Es ist viel Glaubwürdigkeit dadurch verlorengegangen. Die Bauern sind so ein Volk, das man sogar zweimal anlügen kann, aber dann reicht es."
Wie ist die allgemeine Stimmung unter den Landwirten zu diesem Thema?
"Die meisten Bauern sind eher skeptisch, weil schon die Informationen zum EU-Beitritt nicht gestimmt haben und vielleicht sogar mit einer bestimmten Naivität der bäuerlichen Bevölkerung gerechnet wurde. Die Bauern sind aber nicht mehr so wie vor 100 Jahren, wo man ihnen noch etwas vormachen konnte. Die Bauern, die ich kenne, sind fleißige Fachzeitschriftenleser und interessieren sich sehr für das, was im Land passiert, vielleicht sogar mehr als andere Berufsgruppen. Es war ein Trugschluß, nicht objektiv zu informieren, sondern ein "Wischiwaschi", ein "es wird schon gut gehen" und "da müssen wir hinein". Man hätte einfach klipp und klar sagen müssen: "Das sind eure Vorteile, das sind eure Nachteile." Genauso könnte man bei der Währungsunion nach dem gleichen Schema vorgehen."
Sehen Sie eine Chance in der Spezialisierung ihrer Produktion?
"Es ist sicher notwendig, daß wir uns auf ein bestimmte Richtung festlegen. Die Form der Großbetriebe wie in unsren Nachbarländern findet aber praktisch keine Akzeptanz bei den Konsumenten. Dies Zeiten sind längst vorbei. Wir haben den Vorteil, daß wir den Weg der ökologischen und biologischen Produktion eingeschlagen haben. Das allein ist europäisch gesehen schon eine Spezialisierung. Diese Richtung birgt bestimmt große Chancen auf dem europäischen Markt."
INDUSTRIE
Am Montag, dem 3. Februar 1997, wurde Mag. Wolfgang Stier, ehemaliger Geschäftsführer der Firma Kaindl und jetziger Gutsverwalter der Graf Moÿ'schen Güter interviewt.
Glauben Sie an das Zustandekommen der Währungsunion?

"Ja!"
Was erwarten Sie sich von einer Währungsunion für Ihr Unternehmen?
"Ich erwarte mir eine Kostenreduktion, eine bessere Vergleichsmöglichkeit der nationalen Volkswirtschaften und auch ein politisches Zusammenrücken der europäischen Teilnehmer."
Welche Vorteile sehen Sie?
"Es ist von Vorteil, daß es zu einer starken Budgetdisziplin in den bisherigen Weichwährungsländern kommen muß. Das bedeutet, daß es auch eine europäische Oberorganisation geben muß."
Welche Nachteile sehen Sie?
"Von Nachteil wäre, daß genau das nicht eintritt und daß es dadurch zu starken politischen Spannungen kommen könnte. Daraus ergibt sich, daß der Euro im Außenwert sicher nicht mehr so stabil sein würde wie heute. Wir würden einen inflationären Trend bekommen."
Welche Umstellungen sind für Ihr Unternehmen zu erwarten?
"Rein technisch gesehen bei der Preiskalkulation, aber das betrifft jeden. Es wird besonders im Einkauf, wenn man Rahmenverträge abschließt, auch keine Kurssicherung mehr geben, wenn man sich gegen das Auf und Ab der Wechselkurse schützen möchte."
Welche Vorbereitungen treffen Sie und wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen?
"Unsere Vorbereitungen sind überwiegend EDV-technischer Natur, die sicher im März 1998 finalisiert sein werden."
Wie hoch schätzen Sie zu diesem Zeitpunkt die Kosten für die Umstellung in Ihrem Unternehmen ein?
"Ich halte die Kosten für geringfügig. Eine Bank hat sicher höhere Kosten als ein exportierendes Unternehmen."
Welche Auswirkungen werden die Strategien gegebenenfalls auf einzelne Bereiche haben?
"Es wird eine einfachere internationale Vergleichsmöglichkeit, speziell auf der Personalseite, geben. Die Euro-Einführung wird sicherlich ein Anstoß zur Vereinheitlichung der europäischen Sozialpolitik. Bei der Buchhaltung halte ich das für eine Rundungsproblematik, je nachdem, wie man es strategisch anlegt, werden die Preise geringfügig erhöht oder sie fallen."
Wie würden Sie Ihr Konzept beurteilen?
"Ich würde mein Konzept eher aktiv nennen aber nicht offensiv, weil die Firma Kaindl schon international tätig ist und keine Umstellung zu erwarten hat."
Wie wollen Sie die Dualitätsphase, in der sowohl Euro, als auch Schilling als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, bewältigen?
"Die Dualitätsphase wird meiner Einschätzung nach ganz kurz sein, vielleicht nur einen Monat. Dann erfolgt die Umstellung."
Wie beurteilen Sie die Verwendung einer Chipkarte in bezug auf die Dualitätsphase?
"Das kommt für die Industrie nicht in Frage."
Wie sehen Sie die Auswirkungen des gemeinsamen Marktes auf Ihr Unternehmen?
"Eigentlich wurde vieles schon mit dem EWR erreicht. Es wird eine Vereinfachung über die gemeinsame Währung geben. Die Transparenz der Konkurrenzsituation wird größer und stabiler sein. Heute weiß ich nicht, wie ein italienischer Konkurrent in fünf Monaten über seine Währung kalkulieren kann. Bei einer gemeinsamen Währung geht das nicht mehr. Es wird vermutlich keine Veränderung in der Kundenstruktur geben, weil sie heute schon international ist. Es kann sogar sein, daß bei Kunden, die bisher auf Distanz mit dem Ausland gegangen sind, weil sie nicht so vertraut damit waren, die Hemmschwelle, im Ausland einzukaufen, fällt. Das kann von Vorteil oder von Nachteil sein."
Wenn Sie einen Teil Ihrer Produkte im Ausland vertreiben, welche Auswirkungen erwarten Sie in diesem Bereich?
"Keine, weil wir schon heute eine hohe Exportquote haben."
Wie hoch schätzen Sie den Auslandsanteil an Ihrem Unternehmen?
"Bei Kaindl beträgt der Auslandsanteil 75%. Wir haben vierzehn Werke im europäischen Ausland. Der Umsatz in Österreich beträgt 2,3 Mrd. Schilling, alle Werke in Ost und West haben zusammen einen Umsatz von 15,6 Mrd. Schilling."
Kann die Abwanderung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer durch die EWU gebremst werden?
"Nein, es sei denn, daß sich die EU Außenzölle schafft, was ich fast annehme. Man wird sich wegen innereuropäischer sozialer Konflikte schützen müssen, weil die Wirtschaftspolitik dem Druck nicht standhalten kann. Der Gegensatz dazu ist der amerikanische Handelsliberalismus in Form des GATT-Abkommens. Es wird also eine Interessensausgleich zwischen amerikanischen und innereuropäsichen Interessen geben müssen. Die Billiglohnländer werden sich auf längere Sicht an unsere Sozialstandards anpassen und teurer werden. Wenn das nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre stattfindet, wird die EU sicher eine Steuer für diese Länder einführen."
Erwarten Sie für Ihr Unternehmen günstigere Finanzierungsmöglichkeiten durch den größeren Kapitalmarkt?
"Auf jeden Fall, weil ich internationaler selektieren und transferieren kann als heute. Die Frage ist nur, wie es gehandhabt wird, wenn die Budgetdisziplin nicht eingehalten wird. Dann kann eine italienische Staatsanleihe höher verzinst sein als eine deutsche, obwohl beide die gleiche Währung haben."
DIENSTLEISTUNGSSEKTOR
Am Donnerstag, dem 30. 1. 1997, hatte ich die Gelegenheit, mit Günter Lange, Feinkosthändler in Neumarkt am Wallersee, über die Erwartungen, Befürchtungen und Veränderungen im gemeinsamen Markt und in der EWU zu sprechen.
Glauben Sie an das Zustandekommen der Währungsunion?
"Ich glaube schon an das Zustandekommen der Währungsunion. Österreich darf sich auf keinen Fall ausschließen, weil meiner Meinung nach rund die Hälfte aller Österreicher Vorteile daraus ziehen wird."
Was erwarten Sie sich von einer Währungsunion für Ihr Unternehmen?
"Ich erwarte mir viel zusätzliche Arbeit im Geschäft, besonders, was die Aufklärung der Kunden betrifft."
Welche Vorteile oder Nachteile sehen Sie?
"Ich hoffe nur, daß nicht wie bei der EU die Vorteile hochgespielt werden und daß nachher die Nachteile für viele zum Tragen kommen."
Welche Umstellungen sind für Ihr Unternehmen zu erwarten?
"Im Lauf der nächsten Jahre muß ich sicherlich mein Kassasystem auf Computer umstellen. Die Übergangsphase kann ich nicht mit meinem bisherigen System, also dem händischen Eintippen der Preise, bewältigen."
Welche Vorbereitungen treffen Sie und wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen?
"Ich werde innerhalb der nächsten zwei Jahre beginnen, meine Kunden zu informieren und das Kassasystem zu installieren, um zu garantieren, daß in der Umstellungsphase dann alles perfekt und reibungslos abläuft. Jeden Tag später bin ich nur Zweiter."
Wie hoch schätzen Sie zu diesem Zeitpunkt die Kosten für die Umstellung in Ihrem Unternehmen ein?
"Grob geschätzt werden zwei neue Kassen 300.000 Schilling kosten. Dazu kommt noch die Umstellungsarbeit, wie das neue Auspreisen der Ware und die Information der Kunden, wozu ich wahrscheinlich noch eine weitere Kraft einstellen muß."
Welche Auswirkungen werden die Strategien auf einzelne Bereiche haben?
"Wegen des neuen Kassasystems brauche ich eine besser ausgebildete Kraft, und die kostet natürlich mehr. Die Buchhaltung wird von meinem Steuerberater gemacht und vorgegeben. Ich kann mir vorstellen, daß sich aufgrund der nötigen Fortbildung auch dafür die Kosten erhöhen."
Wie würden Sie Ihr Konzept beurteilen?
"Ich würde mein Konzept am ehesten als offensiv bezeichnen, weil ich sofort dabei bin. Wie gesagt, jeden Tag später bin ich nur Zweiter. Dennoch muß ich vorsichtig sein."
Wie wollen Sie die Dualitätsphase, in der sowohl Euro, als auch Schilling als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, bewältigen?
"Für einen kleinen Betrieb wie meinen wird auch viel Organisation notwendig sein und wegen des neuen Kassasystems und der doppelten Auspreisung der Waren viel kosten. Da hat es eine ganze Kette, in der alles von der Zentrale festgelegt und gelenkt wird, natürlich leichter. Aber man wird zu einem Kompromiß kommen. Zum Teil wird die Doppelbeschriftung der Preise ja heute schon verlangt: Bei Tiefkühlkost und Dosen muß neben dem Stückpreis auch der Kilopreis angegeben werden. Ich muß also zum Beispiel für eine 45-Gramm-Dose Sardellenringe zu zwölf Schilling auch den Kilopreis angeben, obwohl fast niemand darauf schaut und auch niemand ein ganzes Kilo kauft. Diese Preise werden für den Einzelhändler von den Einkaufsgruppen kalkuliert. Wie gesagt, werden die Personalkosten steigen, da ich eine zusätzliche Kraft für die Warenannahme und die Auspreisung brauchen werde, um Fehler zu vermeiden."
Wie beurteilen Sie die Verwendung einer Chipkarte in bezug auf die Dualitätsphase?
"Eine Kassa für die Chipkarte würde mich zuviel kosten, und auch die Bankomatkassa lehne ich ab. Cash ist Cash."
Wie sehen Sie die Auswirkungen des gemeinsamen Marktes auf Ihr Unternehmen?
"Als Kleiner kann ich die Vorteile, die der Binnenmarkt den Großen bietet, nicht oder nur begrenzt nutzen. Ich bin zum Beispiel als Kaufmann dazu verpflichtet, für jede Flasche Wein, die ich aus Italien importiere, 97 Groschen ARA-Entsorgungsgebühr zu zahlen. Ein Privater darf jedoch pro Tag 90 Flaschen Wein einführen, ohne diese Entsorgungsgebühr zu zahlen. Wer zahlt deren Entsorgung? Für mich bedeutet das aber weniger Gewinn."
Wenn Sie einen Teil Ihrer Produkte im Ausland vertreiben, welche Auswirkungen erwarten Sie in diesem Bereich?
"Ich verkaufe zwar sehr wenig ins Ausland, aber seit zwei Jahren fahre ich wöchentlich nach Italien, um dort einzukaufen, und das ist in letzter Zeit schwieriger für mich geworden, weil die Lira aufgewertet und die Waren teurer wurden. Zusammen mit der Straßenmaut schätze ich, daß es rund ein Viertel mehr kostet als früher. Eine Währungsunion mit Italien, Deutschland und Frankreich wäre wegen des Direktbezugs der Waren ideal für mich. Ich würde schon sagen, daß sich durch den größeren Markt und die neuen Produkte eine neue Kundenstruktur gebildet hat. Denn durch den Direkteinkauf in Italien kann ich Produkte besorgen, die der unmittelbare Nachbar nicht anbieten kann."
Wie hoch schätzen Sie den Auslandsanteil an Ihrem Unternehmen?
"Ich kaufe 7-10% meiner Waren selbst in Italien ein. Es könnt mehr sein, aber ich mache das nur für mich und mein LKW kann nur eine Tonne laden. Pro Einkauf brauche ich 45.000 Schilling, wobei das Auto, das Personal, die Zeit und die Maut etwa 8-10% der Kosten ausmachen."
Durch die einheitlichen Preise wird sich eine größere Preistransparenz ergeben. Zu welcher Preisentwicklung kann das Ihrer Meinung nach in Ihrem Bereich führen?
"Für eine volle Preistransparenz wären gleiche Mehrwertsteuersätze in den einzelnen Ländern erforderlich. In Italien unterscheidet sich zum Beispiel der Mehrwertsteuersatz für rohe und gekochte Wurst, in Österreich ist das alles gleich. Nun wird mir das in Italien abgezogen und in Österreich ganz anders angerechnet. Generell wird es keine einheitlichen Preise geben, weil durch die Mischkalkulation der großen Importeure, also bei den großen Ketten, jeder dort billig sein wird, wo es ins Auge sticht, und es anderswo draufschlagen."
Rundungsproblematik: Durch die ungeraden Wechselkurse ergeben sich besonders in der Dualitätsphase Probleme bei der Umrechnung. Sehen Sie eine Lösung?
"Es ist nicht vorgegeben, wie man die Ware verkaufen muß, es wird also jeder anders umrechnen, sofern nicht ein Regelung vorliegt."
Werden Sie professionelle Hilfe von Softwarefirmen oder den Automatenherstellern für die Umstellung in Anspruch nehmen? Wie wird sie durchgeführt und von wem?
" Ich werde sicher jemanden brauchen, der mich und mein Personal an den neuen Kassen schult und hilft, bis es funktioniert."
Erwarten Sie Veränderungen im Wareneinkauf?
"Im Wareneinkauf wird sich nichts ändern, das liegt bei den Händlern."
Wird sich durch die Währungsunion etwas an Ihrem Warenangebot ändern?
"Es wird sich insofern nichts ändern, da ich schon vor zwei Jahren mit meinen Italienfahrten begonnen habe und sich damals schon mein Angebot verändert und verbessert hat."
Wie beurteilen Sie die ausländischen Aktivitäten in Österreich?
"In den nächsten drei bis vier Jahren werden die Deutschen ganz stark kommen, das hat aber mit der Währungsunion nichts zu tun. Die Deutschen suchen einfach Absatzländer, und die Österreicher suchen Partner, um stärker zu sein."
Wird es Branchengewinner- und Verlierer geben?
"Die Großen werden sicherlich gewinnen und die Kleineren verlieren, weil der Kleine moralisch härter denkt als der Große. Wenn einem Großen die Konditionen nicht passen, setzt er seine Lieferanten unter Druck und außerdem ist es für ihn viel leichter, im Ausland neue Lieferanten zu finden. Der Kleinere hat diese Möglichkeit nicht und ist deshalb viel "treuer"."
Werden Ihre Kunden damit zurechtkommen?
"Die Kunden werden damit zurechtkommen müssen, die Jungen sicherlich leichter als die Älteren. Als Hilfestellung für den Kunden kann ich nur informieren und aufklären. Ich werde ihnen über einen längeren Zeitraum persönlich eine Vergleichsmöglichkeit bieten, ihnen die Umrechnung erklären und die Relationen mitteilen. Das persönliche Gespräch ist dabei sehr wichtig. Wir werden auf längere Zeit vorbereiten und etwa ein Jahr vor dem neuen Geld beginnen, um es zu perfektionieren und den Kunden ein Gefühl für das neue Geld zu geben. Dieses Service wird uns von den großen Ketten aufgezwungen, weil sie perfekter sind als wir. Wie gesagt, das Gefühl für den Wert des Geldes ist wichtig. Ein Kundin fragte mich einmal, wieviel ein Kilo Fisolen kostet. Ich antwortete ihr: "66 Schilling," worauf sie meinte, daß das viel zu teuer sei und daß sie geglaubt habe, daß ein Packerl nur 9,90 Schilling kostet. Trotz meiner Versicherung, daß 150 Gramm Fisolen, die für ein Essen reichen, sehr wohl 9,90 Schilling kosten, hat sie dieses "teure Gemüse" seitdem nie mehr gekauft. So kann es vielen auch beim Euro gehen, da sie die Wertvorstellung fürs Geld verlieren."

 
 

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