Auf Betreiben der INIREB und eines privaten Grundbesitzers
wurde 1979 ein neues Projekt gestartet - um eine Verbindung
zwischen moderner und prä-hispanischer Technologie zu
schaffen.
Man plante die Zucht von Schweinen, Hühnern und Fischen,
die Errichtung einer Biogasanlage und die Anlage von vier
chinampas.
Die chinampas sollten in der Ausführung den prä-hispanischen
Beeten im Tal von Mexico entsprechen, ja man hatte sogar aus
den Problemen mit den kollektiven Arbeitsgruppen aus dem
ersten Projekt gelernt und ortsansäßige Arbeiter angestellt,
die von Studenten der technischen Landwirtschaftsschule in
Veracruz und einem chinampero aus dem Tal von Mexico
unterstützt wurden.
Trotzdem scheiterte auch dieses Projekt :
Man hatte wieder die Insekten und die unterschiedlichen
Wachstumsperioden der Gebiete unterschätzt.
Der See war für die Anlage von chinampas - mit Ausnahme
eines schmalen Sumpfstreifens - zu tief, wodurch die
Vergrößerung der Anlage in der Zukunft unmöglich gemacht
wurde.
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Das Gemüse konnte nicht als \"cash-crop\" mit den
Kaffeepflanzungen konkurrenzieren und war daher vom
Finanziellen her unattraktiv.
Die Interessen der Projektmanager und die Bauern ließen sich
nicht miteinander verknüpfen.
Die technischen Berater waren vor allem an der
Verwirklichung der modersten technischen Ideen
interesssiert, ohne auf die lokalen Gegebenheiten,
daß heißt, auf den sozialen, ökonomischen und politischen
Context in dem die Bauern lebten, besondere Rücksicht
zu nehmen.
Nachdem der Grundbesitzer plötzlich verstarb und sein Bruder
wenig Interesse an den Pläne zeigte, wurde das Projekt
fallengelassen.
Warum aber hatte das System im Tal von Mexico circa 200 Jahre
lang funktioniert und scheiterte im hochtechnisierten
20.Jahrhundert bereits nach wenigen Monaten ?
Die Idee der chinampas im Tal von Mexico waren nicht von
irgendwoher importiert worden, sondern ein genau auf die
naturräumlichen und sozialen Bedingungen abgestimmtes Modell.
Die Azteken hatten, wahrscheinlich durch genaue Beobachtung
und die Weitergabe von Information über Generationen
(sowohl mündlich als auch schriftlich), ein erstaunliches
Wissen über den Nährstoffbedarf der Pflanzen, den Wasserbau,
die Bevölkerungsentwicklung, die Bedeutung einer guten
Organisation - und die Fähigkeit die Natur als Ganzes zu sehen und Zusammenhänge zu erkennen.
Die Projekte 1 und 2 scheiterten daran, daß in der Planung
immer wieder gewisse Details übersehen wurden;
sei es die Erforschung der Marktlage, die richtige Schichtung
des Schlammes in den Inselbeeten, die Tradition der
Gebietsbevölkerung oder die komplexen ökologischen und
sozioökologischen Zusammenhänge - daß heißt, die teilweise
Unfähigkeit Dinge in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen.
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