5.1 Primärer Sektor
Landwirtschaft: Berlin liegt auf dem Bodentyp \"Parabraunerde\". Der Boden wird zu ca. 70 % als Wohngebiet genutzt. Auf den restlichen 30 % befindet sich Waldgbiet und wird Ackerbau betrieben. Außer dem Ackerbau wird in Berlin nur noch folgende Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte betrieben:
1.) milchverarbeitender Betrieb (Großmolkerei, Käserei)
2.) Großbrauerei.
Im Osten der Stadt, in Hohenschönhausen, wird auch noch ein klein wenig Obstanbau betrieben. Ansonsten hat die Industrie für Berlin eine viel größere Bedeutung. Fischerei und Bergbau sind ebenso für die Stadt nicht von Bedeutung.
5.2 Sekundärer Sektor
Berlin war vor dem Zweiten Weltkrieg eines der Wirtschaftszentren Deutschlands, doch nach dem Ende des Krieges hatte Berlin gegenüber der Vorkriegszeit 77% seiner Industriekapazität eingebüßt. Dennoch entwickelten sich beide Teile Berlins unter entgegengesetzten wirtschaftspolitischen Voraussetzungen zu bedeutenden Handels- und Industriestandorten. West-Berlin wurde zu einer der wichtigsten Industriestädte der BRD, Ost-Berlin wuchs zum Wirtschafts- und Planungszentrum und zum größten Industrieplatz der DDR heran. Mit der Vereinigung Deutschlands und Berlins hat die wirtschaftliche Attraktivität der Stadt schlagartig zugenommen.
Industrie: Das Hauptgewicht der industriellen Erzeugung liegt auf den Produktionsgütern. An erster Stelle steht die Elektrotechnik, deren Bandbreite von Motoren, Transformatoren (AEG), Nachrichtenwesen (Siemens, SEL, DeTeWe) bis zur Glühlampenproduktion (Osram) reicht. Zweitgrößter Industriezweig ist der metallverarbeitende Bereich mit Maschinenbau (Borsig, Bergmann-Borsig), Anlagenfertigung (Kraftwerk Union AG, Flohr-Otis) und Fahrzeugbau (BMW-Motorräder, Mercedes Benz). Eine ähnlich wichtige Stellung nimmt die Nahrungs- und Genußmittelproduktion ein, wobei die Tabakindustrie und das Brauwesen herausragen. Die chemische Industrie stellt vorwiegend Konsumgüter her (Schering, Schwarzkopf); die traditionsreiche Bekleidungsbranche fertigt hauptsächlich Damenoberbekleidung. Heute ist Berlin nach München zweitgrößte deutsche Verlagsstadt und verzeichnet annähernd 300 Betriebe der Druckindustrie. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Berlin jedoch führend im Druckgewerbe und im Verlagswesen. Institutionen wie das Berliner Innovations- und Gründerzentrum (BIG) sowie zahlreiche andere Forschungsinstitute machen die Stadt zu einem hervorragenden Ort für die Erforschung und Erprobung zukunftsträchtiger Technologien. So wurde in West-Berlin das erste flächendeckende Kabelpilotprojekt für Rundfunk und Fernsehen durchgeführt.
5.3 Tertiärer Sektor
Berlin war vor dem Zweiten Weltkrieg eines der Wirtschaftszentren Deutschlands, in dem die wichtigsten Banken, Versicherungen und Verbände ihren Sitz hatten.
5.3.1 Handel und Dienstleistungen
Handel und Dienstleistungsgewerbe werden im vereinten Berlin die wohl zukunftsträchtigen Wachstumszweige sein. Ost-Berlin war das Handelszentrum der DDR mit hervorragenden Kontakten in die osteuropäischen Länder, während West-Berlin überwiegend auf den Handel mit der BRD beschränkt war, gleichzeitig aber eine wichtige Rolle im innerdeutschen Handel spielte. Diese Konstellationen zusammengenommen lassen im Hinblick auf den sich öffnenden Osten große Chancen für Berlin als eine Handelsstadt von Weltrang erwarten. Als Indiz dafür kann die hohe Nachfrage nach Immobilien und Grundstücken seitens namhafter Firmen angesehen werden; erwähnt sei nur die Absicht der Daimler Benz AG, am Potsdamer Platz ein Dienstleistungszentrum für etwa 6000 Beschäftigte zu errichten. Doch nicht nur im internationalen Handelsgeflecht hat Berlin Zukunft; durch das nun wieder frei zugängliche Hinterland wird die Stadt auch zur wirtschaftlichen Metropole der Region aufsteigen.
Mit der Rückkehr der Hauptstadtfunktion nach Berlin wird auf dem Dienstleistungssektor die Anzahl der obersten Bundesbehörden - bisher Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen, Bundesgesundheitsamt, Bundeskartellamt, Bundesdruckerei, Bundesamt für Materialprüfung, Umweltbundesamt, Deutscher Entwicklungsdienst und Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung - sicherlich zunehmen.
5.3.1.1 Übersicht
- Banken: City Bank, Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Sparkasse
- Sportstätten: 3 Fußballstadien (z.B. Olympiastadion), 2 Eissporthallen, 2 Leichtathletikstadien, 1 Basketballsporthalle, 3 Pferderennbahnen, 2 Radrennbahnen, 1 Mehrzweckhalle, Sport- und Erholungszentrum (SEZ), Blub, und viele andere kleinere Sportstätten
- Gaststätten: hunderte mit Küchen aller Arten, internationale Restaurants im Überschuß
- viele teure und exclusive Hotels vor allem nahe dem Kurfürstendamm und dem Bahnhof Zoo
- Handelsplätze aller Art: z.B. Straßenhändler aller Nationen, Trödelmärkte, Wochenmärkte, Flohmärkte, Winterfeldplatz
5.3.2 Tourismus
Hatte die Zahl der Besucher West-Berlins seit Mitte der Achziger Jahre schon Jahr für Jahr neue Höchstmarken erreicht, so schlug der Besucherstrom nach der Öffnung der Grenzen alle Rekorde. Allein im Dezember 1989 wurden 1 Mio. Personenkraftwagen gezählt, die aus der DDR in den Westteil Berlins fuhren. Für die Zukunft wird eine Zunahme der Touristenzahlen sowohl aus dem vereinten Deutschland als auch aus der ganzen Welt erwartet, da nun alle Sehenswürdigkeiten Berlins ohne Probleme zugänglich sind und die Stadt sich auch als Ausgangspunkt für Besuche des attraktiven Umlandes anbietet. Bis zur Jahrtausendwende soll die Beherbergungskapazität von derzeit 33.000 auf 70.000 Hotelzimmer erweitert werden.
5.3.3 Messen
Durch das Internationale Congress - Centrum (ICC) und das daran anschließende Ausstellungs- und Messegelände ist Berlin ein herausragender Platz für Kongresse und Messen, von denen mit der Internationalen Funkausstellung, der Internationalen Tourismusbörse (TB), der Übersee - Import - Messe und der Grünen Woche nur die wichtigsten erwähnt seien.
5.3.4 Probleme der Wirtschaft
All die Erwartungen und Hoffnungen, die in wirtschaftlicher Hinsicht in das vereinte Berlin gesetzt werden, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Aufeinanderprallen zweier völlig konträrer Wirtschaftssysteme und die Umstellung der ehemaligen DDR - Wirtschaft immense Probleme aufwerfen. Die Betriebe im Ostteil der Stadt sind größtenteils völlig veraltet. Die Absatzchancen für ihre Produkte gehen gegen Null. Die Löhne und Gehälter sind nicht dem westlichen Niveau angepaßt, so daß die Ost - Berliner im Vergleich zu den West - Berlinern nur über eine erheblich verminderte Kaufkraft verfügen bei gleichzeitig gestiegenen Preisen und zu erwartenden Mieterhöhungen. Auch die Arbeitsmarktsituation wird sich in den kommenden Jahren wohl verschärfen, da mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Osten Berlins auf Grund von Entlassungen in unrentablen Betrieben zu rechnen ist.
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