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Argentinien - geschichte



Auf der Suche nach dem südwestlichen Durchgang zu den Ostindischen Inseln entdeckte der spanische Seefahrer Juan Díaz de Solís im Februar 1516 die weite Flussmündung des Río de la Plata; im Namen Spaniens beanspruchte er die umgebende Region. Sebastiano Caboto, ein italienischer Seefahrer im Dienste Spaniens, erreichte die Flussmündung im Jahr 1526. Nachdem Caboto und seine Mannschaft den Paraná flussaufwärts weitergesegelt waren, errichtete er in der Nähe des heutigen Rosario ein Fort. Die Funde von Silber (spanisch la plata), die Caboto während seines vierjährigen Aufenthalts machte, gaben dem Flusssystem und der umgebenden Region den Namen.

7.1 Frühe Besiedlung

Die Kolonisation der Region begann 1535 mit dem spanischen Soldaten Pedro de Mendoza. Als Militärgouverneur des gesamten Kontinents südlich des Río de la Plata gründete Mendoza im Februar 1536 Buenos Aires. Auseinandersetzungen mit den Indios zwangen ihn fünf Jahre später, die Siedlung aufzugeben.

Im Jahr 1538 gründete Domingo Martínez de Irala, einer von Mendozas Offizieren, die Stadt Asunción (heute die Hauptstadt von Paraguay), die erste dauerhafte Siedlung in der Region La Plata. Ausgehend vom Hauptquartier in Asunción erfolgte die schrittweise spanische Machtentfaltung über das Gebiet zwischen den Flüssen Paraná und Paraguay. Die kleinen Rinderherden, die aus Spanien eingeführt wurden, hatten sich in der Zwischenzeit über die Pampa ausgebreitet und bereiteten damit die Grundlage für eine stabile Agrarwirtschaft.

Santiago del Estero, die erste dauerhafte Siedlung auf argentinischem Boden, wurde 1553 von spanischen Siedlern aus Peru gegründet. Santa Fe entstand 1573, im Jahr 1580 begann die Neubesiedlung von Buenos Aires. 1620 war die gesamte Region La Plata verwaltungsmäßig dem Vizekönigreich von Peru unterstellt. Aufgrund der restriktiven Handelspolitik der spanischen Regierung erfolgte die Kolonisation der Region La Plata in den folgenden 100 Jahren nur langsam. Buenos Aires, ein blühendes Handelszentrum für Schmuggelware, wuchs beständig. In der Mitte des 18. Jahrhunderts lebten nahezu 20 000 Menschen in der Stadt. Im Jahr 1776 wurde das Territorium, das die heutigen Länder Argentinien, Chile, Bolivien, Paraguay und Uruguay umfasst, von Peru getrennt und als Vizekönigreich Río de la Plata vereinigt.

7.2 Patriotisches Erwachen

Im Juni 1806 wurde Buenos Aires ohne Zustimmung der britischen Regierung von einer britischen Flotte angegriffen. Die Angreifer besetzten die Stadt, wurden aber von den Bewohnern im folgenden August vertrieben. Ein Expeditionskorps, das anschließend von der britischen Regierung nach Buenos Aires entsandt wurde, musste 1807 kapitulieren. Diese Ereignisse hatten weit reichende Konsequenzen: Die spanischen Patrioten wurden bald in der Unabhängigkeitsbewegung aktiv, die im spanischen Südamerika begonnen hatte.

Nach der Absetzung von König Ferdinand VII. von Spanien durch Napoleon im Jahr 1808 erreichte die revolutionäre Stimmung in La Plata ihren Höhepunkt. Die Bevölkerung von Buenos Aires verweigerte Joseph Bonaparte, dem Bruder Napoleons, der zu dieser Zeit Inhaber des spanischen Throns war, die Anerkennung. Am 25. Mai 1810 stürzte eine Junta den Vizekönig und errichtete im Namen von Ferdinand VII. einen provisorischen Regierungsrat. Die provisorische Regierung brach kurz darauf mit den Repräsentanten von Ferdinand und unternahm einen Feldzug zur Befreiung des Hinterlandes von La Plata. Obwohl 1812 und 1813 mehrere kleine Siege gegen die angreifenden königstreuen Armeen errungen werden konnten, war die Aktion insgesamt zum Scheitern verurteilt. Der befreite Teil des Vizekönigtums wurde 1813 in 14 Provinzen unterteilt. Im Jahr 1814 wurde der Armeeführer José de San Martín Befehlshaber der nördlichen Armee, welche anschließend entscheidende militärische Erfolge gegen die spanische Herrschaft in Chile und Peru verzeichnen konnte.

7.3 Vereinigung der Provinzen

In den Jahren 1814 und 1815 entstand im befreiten Gebiet, das nominell noch immer der spanischen Krone unterstand, das Begehren nach völliger Unabhängigkeit. Vertreter der verschiedenen Provinzen versammelten sich im März 1816 in Tucumán. Am darauf folgenden 9. Juli erklärten die Delegierten die Unabhängigkeit von der spanischen Herrschaft und verkündeten die Vereinigten Provinzen von Südamerika (später Vereinigte Provinzen des Río de la Plata). Obwohl ein so genannter oberster Direktor zum Führer des neuen Staates ernannt wurde, war der Kongress nicht in der Lage, eine Einigung über die Regierungsform zu erzielen. Viele der Delegierten, besonders jene aus der Stadt und der Provinz von Buenos Aires (Unitarier), befürworteten die Errichtung einer konstitutionellen Monarchie. Diese Position, die später zugunsten eines stark zentralisierten republikanischen Systems modifiziert wurde, traf auf energischen Widerstand der Delegierten aus den anderen Provinzen, die ein föderales Regierungssystem befürworteten (Föderalisten). Die Spannung zwischen den beiden ideologischen Lagern wuchs zunehmend und entlud sich 1819 in einem Bürgerkrieg. Der Friede wurde 1820 wiederhergestellt, aber die Streitfrage der Errichtung einer Regierung blieb weiterhin ungeklärt. Im Verlauf des folgenden Jahrzehnts herrschte in den Vereinigten Provinzen ein Zustand der Anarchie, der in einem Krieg mit Brasilien (1825-1827) gipfelte, in dem Brasilien unterlag.

1829, nach der Wahl des Generals Juan Manuel de Rosas zum Gouverneur der Provinz Buenos Aires, beruhigte sich die innenpolitische Lage zusehends. Der Föderalist Rosas festigte die guten Beziehungen zu den anderen Provinzen, und erhielt dabei breite Unterstützung der Bevölkerung. Er dehnte rasch seine Macht über die Vereinigten Provinzen aus. Unter seiner diktatorischen Herrschaft wurden alle oppositionellen Gruppen unterdrückt.

7.4 Republikanisches Regime

Unter der Führung von General Justo Urquiza, einem ehemaligen Gouverneur der Provinz Entre Ríos, wurde das diktatorische Regime von de Rosas 1852 durch eine von Uruguay und Brasilien unterstützte revolutionäre Gruppe gestürzt. Im Jahr 1853 wurde eine föderalistische Verfassung angenommen, erster Präsident der Republik Argentinien wurde Urquiza. Nachdem sich die Provinz Buenos Aires geweigert hatte, die neue Verfassung anzunehmen und 1854 ihre Unabhängigkeit erklärte hatte, mündeten die Feindseligkeiten zwischen den beiden Staaten 1859 in einen Krieg. Die Republik Argentinien erzielte im Oktober 1859 einen raschen Sieg, Buenos Aires schloss sich schließlich der Föderation an. Die Provinz war jedoch 1861 das Zentrum einer erneuten Rebellion gegen die Zentralregierung. Angeführt von General Bartolomé Mitre besiegten die Rebellen im September des gleichen Jahres die nationale Armee. Der Präsident der Republik trat am 5. November 1861 zurück. Im Mai des darauf folgenden Jahres wählte der Nationalkonvent Mitre zum Präsidenten und machte die Stadt Buenos Aires zur Hauptstadt. Buenos Aires wurde die reichste und bevölkerungsstärkste Provinz der Union und übernahm zeitweilig die Kontrolle über den Rest des Landes.

Unruhen in Uruguay führten 1865 zu einer paraguayanischen Invasion auf argentinischem Territorium, was wiederum den Beginn des blutigen Krieges der Dreierallianz auslöste und 1870 mit dem Sieg von Argentinien, Brasilien und Uruguay endete. Im Lauf des folgenden Jahrzehnts war die Eroberung der Pampa bis zum Río Negro abgeschlossen. Dieser so genannte Wüstenkrieg (1879/80), geführt von General Julio A. Roca, machte ausgedehnte neue Gebiete als Weide- und Farmland zugänglich. 1880 wurde Roca zum Präsidenten gewählt. Nach seinem Sieg wurden Stadt und Provinz Buenos Aires politisch getrennt, die Stadt wurde zum Bundesdistrikt. Ein lang andauernder Grenzstreit mit Chile wurde 1881 beigelegt. Durch eine Übereinkunft beider Länder erhielt Argentinien die östliche Hälfte Feuerlands. Im Jahr 1895 wurde ein Grenzstreit mit Brasilien dem Schiedsgericht der Vereinigten Staaten unterbreitet, das Argentinien etwa 65 000 Quadratkilometer des betroffenen Gebiets zusicherte. Ein 1899 auftretender Konflikt zwischen Argentinien und Chile bezüglich des Grenzverlaufs von Patagonien wurde 1902 mit Großbritannien als Vermittler beigelegt.

Von 1880 an setzte in Argentinien eine Phase wirtschaftlicher Hochkonjunktur ein, auch im sozialen Bereich waren große Fortschritte zu verzeichnen. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts trat das Land als eine der führenden Nationen Südamerikas hervor und übernahm nach und nach eine wichtige Rolle in politischen Fragen der südlichen Hemisphäre. Während des 1. Weltkrieges blieb Argentinien neutral, spielte aber eine führende Rolle als Nahrungsmittellieferant für die Alliierten.

7.5 Depression und Aufruhr

Die im Jahr 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise hatte ernste Auswirkungen auf Argentinien. Arbeitslosigkeit und Armut verursachten enorme soziale und politische Spannungen. Unter der Verwaltung von General Augustín Justo verbesserte sich die wirtschaftliche Situation zwar wesentlich, dennoch nahmen die politischen Unruhen zu und entluden sich 1933 und 1934 in einem Aufstand der Radikalen. In der Periode, die den Präsidentschaftswahlen von 1937 voranging, wurden faschistische Organisationen verstärkt aktiv. Im Mai 1936, nach der Gründung einer Volksfront, vereinigten sich die rechten Parteien zur so genannten Nationalen Front. Letztere befürwortete offen die Errichtung einer Diktatur und unterstützte erfolgreich die Kandidatur von Finanzminister Roberto M. Ortiz für das Amt des Präsidenten. Entgegen den Erwartungen und Forderungen seiner Anhänger unternahm Ortiz wirksame Schritte zur Festigung der Demokratie in Argentinien. Die korrupte Wahlmaschinerie des Landes wurde einer gründlichen Überprüfung unterzogen. Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges verkündete Ortiz die Neutralität Argentiniens, kooperierte jedoch eng mit anderen Republiken des amerikanischen Kontinents hinsichtlich einer gemeinsamen Verteidigungsstrategie.

7.6 2. Weltkrieg

Aus gesundheitlichen Gründen überließ Präsident Ortiz im Juli 1940 das Amt des Staatsoberhaupts dem Vizepräsidenten Ramón S. Castillo. Als Konservativer brach Castillo mit der Außen- und Innenpolitik seiner Vorgänger. Auf der Panamerikanischen Verteidigungskonferenz, die im Januar 1942 in Rio de Janeiro abgehalten wurde, waren Argentinien und Chile die einzigen südamerikanischen Nationen, die sich weigerten, die Beziehungen zu den Achsenmächten zu lösen.

Castillo, der nach der Abdankung von Ortiz im Juni 1942 offiziell die Präsidentschaft antrat, wurde ein Jahr später vom Militär unter dem Kommando von General Arturo Rawson gestürzt. Nachdem Rawson zum Rücktritt vom Präsidentenamt gezwungen worden war, übernahm General Pedro Ramírez, einer der Anführer des Putsches, das Präsidentenamt übergangsweise. Kurz darauf verbot Ramírez alle politischen Parteien, unterdrückte oppositionelle Zeitungen und erstickte die Überreste der Demokratie in Argentinien. Im Januar 1944 trat eine vollständige Umkehr der Außenpolitik ein, indem die Regierung die Beziehungen mit Japan und Deutschland abbrach.

Am 24. Februar 1944 zwang eine Militärjunta Ramírez aus dem Amt. Zentrale Figur dieser Junta war Oberst Juan Domingo Perón, ein Mitglied der Regierung von Ramírez. Trotz der Sympathiebekundungen des Volkes für die Alliierten unterdrückte die Regierung weiterhin die demokratischen Aktivitäten und gewährte deutschen Geheimagenten Zuflucht. Im Juli klagte die US-Regierung Argentinien wegen seiner Unterstützung der Achsenmächte an. Am 27. März 1945 schließlich, als der Sieg der Alliierten in Europa feststand, erklärte Argentinien Deutschland und Japan den Krieg. Im folgenden Monat unterzeichnete die Regierung den Pakt von Chapultepec, einen Beistandspakt unter den amerikanischen Nationen. Im Juni wurde Argentinien Gründungsmitglied der Vereinten Nationen. Kurz danach wurden für Anfang 1946 Wahlen angekündigt.

7.7 Die Ära Perón

Mit dem Auftauchen einer neuen Gruppierung, den Peronisten, setzte in Argentinien eine neue Phase in der Politik ein. Ursprünglich als Arbeiterpartei organisiert, sicherten die Peronisten den ärmsten Gruppen der Bauern- und Arbeiterklasse, den Descamisados (den Hemdlosen), eine arbeiterfreundliche Sozialpolitik zu. Die am 24. Februar 1946 abgehaltenen Wahlen zeigten einen klaren Sieg Juan Peróns über seinen politischen Gegner, den Kandidaten einer progressiven Koalition.

Im Oktober 1945 heiratete Perón die ehemalige Schauspielerin Eva Duarte, die sich bis zu ihrem Tod 1952 um die Belange der Arbeiterschaft und die sozialen Dienste kümmerte. Im Oktober 1946 verkündete Präsident Perón einen Fünfjahresplan, der die Expansion der Wirtschaft vorantreiben sollte. Im Jahr 1947 deportierte er zahlreiche deutsche Geheimagenten und enteignete etwa 60 deutsche Firmen. Nach diesen Maßnahmen verbesserten sich die Beziehungen zwischen Argentinien und den Vereinigten Staaten von Amerika zunehmend.

7.8 Neue Verfassung

Im März 1949 verkündete Perón eine neue Verfassung, die dem Präsidenten der Republik gestattete, eine weitere Legislaturperiode im Amt zu bleiben. Unter Anwendung des neuen Gesetzes nominierte die Peronistische Partei im Juli 1949 Perón wieder als Präsidentschaftskandidaten für 1952. Die Kritik an der Regierung seitens der Oppositionsparteien und der Presse wurde zusehends größer. Mit der Mehrheit der Peronisten im Kongress wurde daraufhin im September desselben Jahres ein Gesetz verabschiedet, das die Inhaftierung jener Personen vorsah, die sich kritisch gegenüber der politischen Führung zeigten. Viele Regimegegner wurden in den folgenden Monaten inhaftiert. Der Kongress leitete weitere Vergeltungsmaßnahmen ein, im Besonderen die Beschneidung der Pressefreiheit.

Die führende unabhängige Tageszeitung La Prensa wurde im März 1951 unter starken Druck gesetzt. Im folgenden Monat stimmte der Kongress einem Gesetz zur Enteignung des Blattes zu. Vor den Nationalwahlen im November 1951 (ursprünglich festgesetzt auf Februar 1952) wurden strenge Restriktionen gegen die antiperonistischen Parteien verhängt. Präsident Perón wurde von einer großen Mehrheit wieder gewählt, die Kandidaten der Peronisten gewannen 135 von 149 Sitzen im Abgeordnetenhaus.

7.9 Zweite Amtsperiode

Im Januar 1953 verabschiedete die Regierung einen zweiten Fünfjahresplan. Entgegen dem Ziel des ersten Fünfjahresplanes sah dieser verstärkte landwirtschaftliche Produktion anstelle einer starken Förderung der Industrialisierung vor. Im Jahr 1953 schloss Argentinien wichtige Wirtschafts- und Handelsabkommen mit verschiedenen Ländern, darunter Großbritannien, Sowjetunion und Chile. Erstmals seit drei Jahren war die Handelsbilanz 1953 wieder positiv. Der inflationäre Druck, der die Lebenshaltungskosten seit 1948 um mehr als 200 Prozent in die Höhe trieb, nahm jedoch nicht ab.

Im November 1954 verklagte Perón eine Gruppe römisch-katholischer Geistlicher wegen angeblicher subversiver Aktivitäten gegen die Regierung. Trotz Protesten der Kirche verfügte die Regierung innerhalb der folgenden zwei Monate die Legalisierung der Scheidung sowie die Zuerkennung aller Rechte für uneheliche Kinder und die Legalisierung der Prostitution. Der Bruch zwischen Kirche und Staat vergrößerte sich in den darauf folgenden Monaten.

7.10 Umsturz

Am 16. Juni 1955 wagten politisch Andersdenkende innerhalb der argentinischen Marine und der Luftwaffe in Buenos Aires einen Aufstand. Die Armee blieb jedoch loyal, so dass die Rebellion schnell im Keim erstickt wurde. Die Spannung nahm in den darauf folgenden Wochen zu, als Splittergruppen innerhalb der Regierung und der Armee ein Manöver vorbereiteten. Am 16. September schließlich unternahmen die Rebellen aus allen drei Abteilungen der Armee einen gemeinsamen Aufstand. Nachdem während der ersten drei Tage des Bürgerkrieges annähernd 4 000 Menschen getötet worden waren, dankte Perón ab. Am 20. September trat der Rebellenführer Major General Eduardo Lonardi mit dem Versprechen, die Demokratie wiederherzustellen, das Amt des provisorischen Präsidenten an. Perón ging zunächst nach Paraguay und später nach Spanien ins Exil.

7.11 Provisorische Präsidenten

Die Regierung Lonardi wurde in weniger als zwei Monaten durch einen unblutigen Staatsstreich, an dessen Spitze Major General Pedro Eugenio Aramburu stand, beendet. Aramburu schaffte die Verfassung von 1949 ab und stellte den Status von 1853 wieder her, nach dem ein Präsident nicht zweimal hintereinander gewählt werden konnte. Ein Aufstand der Peronisten wurde im Juni 1956 niedergeschlagen. Tausende wurden verhaftet und 38 vermeintliche Peronisten hingerichtet.

Im Juli wurden die Wahlen für eine Verfassungsversammlung abgehalten. Die gemäßigte Radikalpartei mit Ricardo Balbín an der Spitze erhielt die meisten Stimmen, gefolgt von der linksgerichteten Radikalpartei mit Arturo Frondizi als Vorsitzendem. Die Peronisten, die als Partei verboten waren, wurden von ihrem Anführer aus dem Exil aufgefordert, bei den Wahlen leere Stimmzettel abzugeben. Diese Form des Wahlboykotts, die auch von einigen kleineren Gruppen unterstützt wurde, praktizierte etwa ein Viertel der Wähler.

7.12 Gewählte Präsidenten

Die Verfassunggebende Versammlung in Santa Fe nahm im September 1956 einstimmig die Verfassung von 1853 an, nachdem sich die Radikale Partei (Partido Intransingente) und einige andere distanziert hatten. Mit Unterstützung von Peronisten und Kommunisten ging Frondizi als Sieger aus der Präsidentschaftswahl im Februar 1958 hervor. Im Parlament erzielte die Radikale Partei eine Mehrheit. Die parlamentarische Regierung wurde am 1. Mai 1958 wiederhergestellt.

Trotz der Unruhen unter den Arbeitern und ständig steigender Lebenshaltungskosten, konnte Anfang 1959 mit Hilfe beträchtlicher ausländischer Kredite eine gewisse Stabilität erreicht werden. Argentiniens Mitgliedschaft in der 1960 gegründeten Lateinamerikanischen Freihandelsgesellschaft trug während der Jahre von 1960 bis 1980 zum Ausbau der Handelsbeziehungen mit anderen lateinamerikanischen Ländern bei.

Im Jahr 1961 verringerte sich Frondizis Popularität merklich. Bei den im März 1962 abgehaltenen Wahlen nahmen die Peronisten wieder teil und erhielten etwa 35 Prozent der abgegebenen Stimmen. Frondizi verbot zwar fünf erfolgreichen peronistischen Kandidaten, das gewählte Amt des Provinzgouverneurs anzunehmen, wurde aber aufgrund seiner nachsichtigen Haltung gegenüber den Peronisten Ende März seines Amtes enthoben. Gemäß der Verfassung wurde José María Guido Frondizis Nachfolger im Amt des Staatspräsidenten.

Die Regierungszeit Guidos wurde von den Streitkräften bestimmt. Im Juli 1963 wurden sowohl Peronisten als auch Kommunisten von den Nationalwahlen ausgeschlossen. Wahlsieger wurde Arturo Illía, ein gemäßigtes Mitglied der Radikalen Volkspartei. Illía verkündete ein Programm, dessen Ziel in der Sanierung der Wirtschaft und der Regulierung der Investitionen aus dem Ausland lag. Mittels Preiskontrollen und Mindestlöhnen versuchte er, der Preissteigerung, der Warenknappheit und den Unruhen in der Arbeiterschaft entgegenzuwirken.

7.13 Militärherrschaft

Bei den Wahlen 1965 erzielten die peronistischen Kandidaten deutliche Gewinne, trotzdem verblieb die Partei von Illía mit 71 Sitzen im pluralistischen Abgeordnetenhaus. Unruhen in der Arbeiterschaft dauerten bis zum Jahr 1966 an. Aus verschiedenen Nebenwahlen gingen die Peronisten weiterhin als Sieger hervor. Die innenpolitischen Spannungen führten im Juni 1966 zum Sturz Illías durch die Armee. Die Militärjunta, die anschließend die Macht übernahm, ernannte die nachfolgenden Präsidenten. General Alejandro Augustín Lanusse übernahm 1971 das Amt.

In den ersten Monaten seiner Regierung begann Lanusse, die Rückkehr zur zivilen Regierung vorzubereiten. Er setzte ein Wirtschaftsprogramm zur Bekämpfung der Inflation in Kraft und Nationalwahlen für März 1973 an. Im Jahr 1972 wurde das Land von Gewalt, Streik, Studentenunruhen und terroristischen Aktivitäten heimgesucht. Auch die Wirtschaft steuerte in eine neue Krise.

7.14 Rückkehr und Tod von Perón

Die Peronisten gewannen die Wahl im März 1973, Cámpora trat am 25. Mai das Amt des Präsidenten an. Der Terrorismus, dem sich jetzt rechte Gruppen anschlossen, eskalierte mit zahlreichen Entführungen, Lösegelderpressungen und Mordanschlägen. Differenzen zwischen gemäßigten und linken Peronisten führten zu weit verbreiteter Gewalt. Als Perón am 20. Juni nach Buenos Aires zurückkehrte, kamen bei einem Blutbad etwa 380 Menschen ums Leben.

Einen Monat später dankte Cámpora ab, und Perón wurde im September mit mehr als 61 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Seine dritte Frau, Isabel de Peron, wurde Vizepräsidentin.

Im Alter von 78 Jahren verstarb Perón am 1. Juli 1974. Als erstes weibliches Regierungsoberhaupt in einem modernen lateinamerikanischen Staat trat seine Frau die Nachfolge an. Während ihrer Präsidentschaft verschlechterte sich die politische und wirtschaftliche Lage rapide. Im Jahr 1975 führten terroristische Aktivitäten von rechten und linken Gruppen zum Tod von mehr als 700 Personen. Die Lebenshaltungskosten stiegen um etwa 335 Prozent, und es kam häufig zu Demonstrationen für höhere Löhne. Nach wiederholten Kabinettskrisen und einer fehlgeschlagenen Rebellion der Luftwaffe im Dezember 1975 ergriff eine Militärjunta, angeführt von Generalleutnant Jorge Rafael Videla, am 24. März 1976 die Macht. Die Junta löste die Gesetzgebung auf, verhängte das Kriegsrecht und herrschte durch Verordnungen.

7.15 Militärherrschaft und Falklandkrieg

Innerhalb der ersten drei Monate nach der Machtübernahme des Militärs wütete der Terrorismus, der aber nachließ, nachdem die Regierung Videla dem politischen Gegner mit eigenem Terror antwortete. Im Jahr 1977 beschuldigte die argentinische Kommission der Menschenrechte in Genf das Regime des Mordes an 2 300 politisch Verfolgten, mehrerer 10 000 politisch motivierter Verhaftungen und des Verschwindens von 20 000 bis 30 000 Menschen, von denen zahlreiche von der Militärjunta umgebracht und in namenlosen Gräbern begraben wurden.

Bezüglich der wirtschaftlichen Situation trat keine Besserung ein. Auf Videla folgte im März 1981 Feldmarschall Roberto Viola als Präsident, der wiederum im Dezember 1981 vom Oberbefehlshaber General Leopoldo Galtieri abgesetzt wurde. Im April 1982 sammelte Galtieris Regierung die Truppen und besetzte die von Großbritannien gehaltenen Falkland-Inseln (spanisch: Islas Malvinas). Nach dem kurzen Falklandkrieg eroberte Großbritannien im Juni die Inseln wieder zurück, Galtieri wurde durch Major General Reynaldo Bignone ersetzt.

Die 1980 gegründete Lateinamerikanische Integrationsvereinigung ersetzte die Lateinamerikanische Handelsvereinigung als eine lose definierte Einheit zur Reduktion von Handelstarifen im interkontinentalen Handel. Zwischen 1986 und 1990 unterzeichnete Argentinien zahlreiche Integrationsverträge zur weiteren Reduktion von Handelsbarrieren zwischen den lateinamerikanischen Staaten.

7.16 Neuere Entwicklung

Mit erheblichen Schulden und einer Inflationsrate von mehr als 900 Prozent fand im Oktober 1983 wieder eine freie Präsidentschaftswahl statt. Als Sieger ging der Kandidat der Radikalpartei, Raúl Alfonsín, hervor. Unter Alfonsín kehrte die Nation zur Demokratie zurück, die Streitkräfte wurden reorganisiert, frühere militärische und politische Führer sollten wegen Verletzung der Menschenrechte angeklagt und vor Gericht gestellt werden. Die Auslandsschulden wurden umstrukturiert, Finanzreformen (einschließlich einer neuen Währung) wurden eingeführt. Ein Vertrag mit Chile zur Schlichtung des Streites bezüglich der drei Inseln im Beagle Kanal wurde gebilligt. 1986 und 1987 erließ Alfonsín unter Druck des Militärs zwei Amnestiegesetze, die 1 000 bereits verurteilte Schergen der Militärregierung unbestraft davonkommen ließen.

Im Mai 1989 wurde der peronistische Kandidat Carlos Saúl Menem zum Präsidenten gewählt. Da sich Argentiniens Wirtschaftslage rapide verschlechterte, führte Menem ein Sparprogramm ein. Anfang der neunziger Jahre drosselte seine Regierung die Inflation, glich den Staatshaushalt aus, verkaufte Staatsunternehmen an private Investoren und schichtete die Staatsschulden auf Handelsbanken um. 1992 wurden sämtliche diplomatischen Beziehungen wiederhergestellt und halfen, die außenpolitischen Auswirkungen des Falklandkrieges zu überwinden. Im Jahr 1993 erzielte Präsident Menem ein Abkommen mit dem früheren Präsidenten Alfonsín zur Ergänzung der Verfassung, um die Wiederwahl des Präsidenten zu ermöglichen sowie die Amtsperioden der Präsidentschaft von sechs auf vier Jahre zu kürzen. Die Beschlüsse wurden von beiden Kammern angenommen. In den Wahlen zur Festlegung, welche Gruppen an der Erstellung der Nachtragsgesetze beteiligt sein würden, erzielte Menems Partei die Mehrheit.

Im Januar 1994 unterzeichnete das Land den Vertrag von Tlatelolco, mit dem in Lateinamerika eine atomwaffenfreie Zone geschaffen wurde. Der im März 1991 zwischen Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay geschlossene Vertrag von Asunción zur Gründung des gemeinsamen Marktes Mercosur trat im Januar 1995 in Kraft. Im Januar 1996 betonte Argentinien erneut den rechtlichen Anspruch auf die Falkland-Inseln.

Bei Teilneuwahlen zum Parlament verloren die Peronisten im Oktober 1997 ihre absolute Mehrheit. Das sozialliberal orientierte Wahlbündnis Alianza konnte seinen Stimmenanteil stark erhöhen. Nachdem sich ein argentinisches Wahlgericht gegen eine dritte Amtszeit Menems ausgesprochen hatte, verzichtete dieser 1998 auf eine neuerliche Kandidatur.

1998 unterzeichneten Argentinien und Chile in Buenos Aires ein Grenzabkommen, welches den letzten offenen Grenzkonflikt (um eine patagonische Gletscherzone) zwischen den beiden Nationen beilegte. Am 24. Oktober 1999 wurde Fernando de la Rúa zum neuen Staatspräsidenten von Argentinien gewählt. Der Bürgermeister von Buenos Aires, der sich als Kandidat des Wahlbündnisses Alianza um die Nachfolge des nach zwei Amtsperioden aus dem Amt scheidenden Carlos Menem bewarb, setzte sich klar gegen seinen peronistischen Rivalen Eduardo Duhalde durch. Bei den gleichzeitig abgehaltenen Wahlen zum Abgeordnetenhaus wurde die Alianza stärkste politische Kraft, verfehlte allerdings die absolute Mehrheit knapp.

Im März 2001 billigten die Mitglieder des Abgeordnetenhauses und des Senats einen Regierungsplan, dem zufolge Teile der legislativen Befugnisse des Parlaments auf den Präsidenten übergehen. Die damit verbundene Stärkung der Position des Staatsoberhauptes soll der allmählichen Beendigung der seit mehreren Jahren herrschenden Wirtschaftskrise dienen.

Aus den Teilwahlen zu Senat und Abgeordnetenhaus am 14. Oktober 2001 ging der oppositionelle Partido Justicialista (PJ), die Partei der Peronisten, als stärkste Kraft in beiden Parlamentskammern hervor. Im Senat behauptete der PJ dabei die absolute Mehrheit und errang nun 41 der insgesamt 72 Sitze; im Abgeordnetenhaus verbesserten sich die Peronisten von 99 auf 113 der insgesamt 257 Mandate, während das Parteienbündnis Alianza des Staatspräsidenten Fernando de la Rúa von 127 auf nur noch 90 Mandate abrutschte.

Proteste gegen die sich drastisch verschlechternde Wirtschaftslage weiteten sich Mitte Dezember 2001 landesweit zu schweren Unruhen aus. Angesichts dieser Entwicklung reichte Staatspräsident Fernando de la Rúa am 20. Dezember seinen Rücktritt ein. Am folgenden Tag ernannte das Parlament den peronistischen Senatspräsidenten Federico Ramón Puerta für 48 Stunden zum interimistischen Präsidenten, und am 23. Dezember wählte es den Gouverneur der Provinz San Luis, Adolfo Rodríguez Saá, ebenfalls ein Peronist, zum Übergangspräsidenten. Zugleich setzte es für den 3. März 2002 vorgezogene Präsidentenwahlen an.

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt kündigte Rodríguez Saá eine Reihe von Sofortmaßnahmen gegen die Wirtschaftskrise an. Dies löste neue Demonstrationen aus, die sich nun nicht mehr ausschließlich gegen die Regierung Rodríguez Saá, sondern gegen die gesamte, für korrupt gehaltene politische Klasse richteten. Diese neuerlichen Proteste sowie die mangelnde Unterstützung seitens der eigenen, in interne Machtkämpfe verstrickten Partei, bewogen Rodríguez Saá schon am 30. Dezember 2001, eine Woche nach Amtsantritt, wieder zum Rücktritt.

Das Präsidentenamt übernahm nun interimistisch der Präsident des Abgeordnetenhauses, Eduardo Camaño, ehe das Parlament am 1. Januar 2002 den früheren Gouverneur der Provinz Buenos Aires und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten der Peronisten, Eduardo Duhalde, zum neuen Präsidenten wählte. Er soll für den Rest der bis Ende 2003 laufenden Legislaturperiode als Staatsoberhaupt fungieren.

Noch im Januar 2002 verabschiedete das Abgeordnetenhaus ein Notstandsprogramm zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Zur Unterstützung des beginnenden Stabilisierungsprozesses gewährte der Internationale Währungsfonds einen Aufschub für fällig gewordene Rückzahlungen von Krediten. Die Weltbank machte die Gewährung neuer Kredite von Gesetzesänderungen zur Stärkung der Rechte der Gläubiger abhängig, gegen die es im Parlament zunächst massive Widerstände gab. Die wirtschaftliche und soziale Krise des südamerikanischen Staates verschärfte sich im Mai, als viele Banken Insolvenz anmelden mussten. Einen Höhepunkt erreichte die Finanzkrise im November 2002, als Argentinien vorübergehend die Rückzahlung eines Kredits der Weltbank einstellte.

 
 

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