Was ist Philosophie? Um diesen Begriff zu erklären, sollte man zunächst einmal mit dem Wort "Philosophie" beginnen.
Es taucht erst spät in der Geschichte der Menschheit auf, nämlich vor rund zweitausendfünfhundert Jahren in Griechenland. Es setzt sich zusammen aus den beiden griechischen Wörtern "philos", welches Freund, Vertauter, Liebhaber bedeutet, und "sophía", das Weisheit meint. Ein Philosoph ist also einer, der mit der Weisheit befreundet oder vertraut ist.
Platon hat das Wort "philos" so gedeutet, dass der Philosoph insofern mit der Weisheit befreundet ist, als er sie noch nicht erlangt hat, sondern nach ihr strebt. Er lässt Sokrates zum jungen Mann Phaidros im Dialog mit demselbigen Namen sagen:
"Jemanden weise zu nennen, Phaidros, erscheint mir etwas Großes zu sein und auf Gott allein zu passen; aber mit der Weisheit befreundet oder so etwas dürfte ihm mehr ziemen und im Ton richtiger sein". Der Philosoph strebt nach der Weisheit. Entsprechend ist die Philosophie kein Zustand, sondern eine Bewegung. Sie, oder auch mit ihr der Philosoph bewegt sich von einem Wort zum anderen, aus der Höhle hinaus, um an Platons Höhlengleichnis anzuknüpfen.
Doch neben diesem schon aufgeführten Gleichnis gibt es auch weitere treffliche Vergleiche. In "Sophies Welt" heißt es:
"Einer der alten griechischen Philosophen, die vor über zweitausend Jahren gelebt haben, glaubte, dass die Philosophie durch die Verwunderung der Menschen entstanden sei. Der Mensch findet es so seltsam zu leben, dass die philosophischen Fragen ganz von selber entstehen, meinte er.
Das ist so, als wenn wir bei einem Zaubertrick zusehen: Wir können nicht begreifen, wie das, was wir sehen, möglich ist. Und dann fragen wir danach: Wie konnte der Zauberkünstler zwei weiße Seidenschals in ein lebendiges Kaninchen verwandeln?
Vielen Menschen kommt die Welt genauso unfassbar vor wie das Kaninchen, das ein Zauberkünstler plötzlich aus einem eben noch leeren Zylinderhut zieht. [...]
Was das weiße Kaninchen betrifft, so ist es vielleicht besser, es mit dem gesamten Universum zu vergleichen. Wir, die wir hier wohnen, sind das wimmelnde Gewürm tief unten im Kaninchenfell. Aber die Philosophen versuchen, an den dünnen Haaren nach oben zu klettern, um dem großen Zauberkünstler voll in die Augen blicken zu können."
Doch nicht nur die Außergewöhnlichen Dinge sind für Philosophen interessant zu hinterfragen. Es sind die Gewöhnlich Dinge, die für den Philosophen außergewöhnlich sind. Darüber staunt man im allgemeinen nicht mehr.
Sowenig wir ein Geräusch, wie z.B. das der Brandung des Meeres noch wahrnehmen, wenn wir es ständig hören, sowenig beachten wir das Gewöhnliche, weil wir uns eben daran gewöhnt haben.
Der Philosoph bewundert und hinterfragt also das Gewöhnliche.
"Er braucht kein anderes Wunder. Er ist damit geradezu der ,Spezialist' für das, was wegen seiner unscheinbaren Allgegenwart nicht mehr eigens beachtet wird.
Er hat zu sagen, was sonst niemand sagt. Er hat zu reden, wo sonst alles schweigt."(Vgl. "Philosophische Grundbegriffe)
Im Gegenteil, die meisten philosophischen Probleme lassen sich im Gespräch am besten lösen. So lässt Platon seine Figuren auch immer im Dialog auftreten.
Doch zunächst einmal muss man das Problem, mit dem man sich gerade beschäftigt, als Frage formulieren und sich in einem eigenständigen Monolog an sie herantasten.
Viele philosophische Fragen haben die Form solch allgemeiner Was-, Woher- und Warum- Fragen. Es sind im Grunde Kinderfragen.
Einige unter ihnen haben ganz besonders die Aufmerksamkeit der Philosophen erregt. Diese Fragen, die schon mehrere tausend Jahre "überdauert" haben, kann man auch als Grundfragen der Philosophie bezeichnen.
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