Max Frisch lässt seinen Erzähler auf eine einfache Art und Weise sein Leben beschreiben. Die einzige Schwierigkeit beim Lesen war für mich die unchronologisch verlaufende Handlung. So ist der Roman nicht direkt \"zerstückelt\", jedoch würde ich ihn - mit all seinen Einschüben, Vorausdeutungen und Rückblenden - als ein Roman, der in einzelne Mosaikteilchen gespalten ist, bezeichnen. Dieser Stil erzeugt aber auch eine gewisse Spannung. So bleibt es dem Leser beispielsweise verwehrt, mehr über Sabeth zu erfahren, als Faber sagt: \"Vielleicht würde Sabeth noch leben.\" (S. 22). So muss sich der Leser das Umfeld die Person des Walter Faber Stück für Stück zusammensetzen.
Trotzdem die Themen Liebe und Leben bzw. Schuld und Tod immer mit aktuellen Inhalten assoziiert werden, sind es zeitlose Themen, die sich dem Menschen schon immer gestellt haben und auch immer stellen werden. Außerdem kann man das Kernthema \"Technik\" am zeitlosesten sehen, weil wir uns auch heute - 40 Jahre nach dem Erscheinen des Romans - immer noch im Zeitalter des Fortschritts befinden. Zwar bewegen wir uns heute auf vielfältigeren Gebieten der Forschung als das der Raumfahrt, Medizin oder der Nukleartechnik, doch heißt dies noch lange nicht, dass es weniger zu kritisieren gibt als damals. Man könnte heutzutage einen zweiten \"Homo faber\" schreiben und er hätte den gleichen Erfolg. Es war interessant zu lesen, wie sich ein Mensch gegen jeden Zufall \"abschottet\", wenngleich sein Leben nur eine Reihe solcher Zufälle ist. Der Aspekt der Wahrscheinlichkeit und Statistik wurde mehrmals erwähnt und kam mit passenden - eben auch teilweise absurden - Beispielen gut zum Ausdruck.
Für mich war die Erzählweise neu. Man liest praktisch die Tagebuchaufzeichnungen einer erdachten Person und kann sich somit besser in diese hineinversetzen, wenngleich es auch manchmal schwer war, die Auswege Fabers nachzuvollziehen.
Abschließend möchte ich sagen, dass es sich um ein desto interessanteres Werk handelt, je mehr man sich mit den Hintergründen und den Interpretationsansätzen beschäftigt.
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