Soziales Drama in 5 Akten
Uraufführung am 20.10.1889 in Berlin
Inhalt:
Durch den Verkauf seiner Felder, auf denen man Kohle gefunden hat, wurde der schlesische Bauer Krause reich. Er beginnt aber zu trinken und erscheint zweimal auf der Szene. Beide Male torkelt er in der Früh johlend nach Hause. Seine ältere Tochter, verheiratet mit dem Ingenieur Hoffmann, der seine sozialistischen Jugendideen längst zugunsten rücksichtsloser Profitmacherei über Bord geworfen hat, ist ebenfalls alkoholsüchtig. Krause wird von seiner zweiten Frau betrogen, er selbst stellt seiner Tochter nach. Hoffmann giert nach Helene, der jüngeren Tochter Krauses, die, dem Wunsch ihrer verstorbenen Mutter entsprechend, in Herrenhut erzogen wurde und in ihrer Reinheit inmitten der Familie leiden muß. In dieses Milieu kommt Alfred Loth, ein Jugendfreund Hoffmanns, um eine sozialkritische Studie über das schlesische Kohlenrevier zu schreiben. Er glaubt immer noch an seine sozialistischen Jugendideen. Helene, die an Loth glaubt, hofft auf Befreiung aus ihrer verkommenen Welt. Als er vom Alkoholismus der Familie erfährt, verläßt er ohne Skrupel und Zögern Helene und zerstört die aufkeimende Liebe zwischen ihnen. Mit seinen Anschauungen über Vererbung und Rassenhygiene läßt sich dies nicht vereinbaren. Helene ersticht sich, da Loth ihre letzte Hoffnung war.
Mit "Vor Sonnenaufgang" gelingt Gerhart Hauptmann, aber auch dem Naturalismus, der Durchbruch auf der deutschen Bühne.
Aussage:
Vor dem düsteren Hintergrund der Kohlengruben und ihrer Arbeiter scheint sich eine Familientragödie abzuspielen. Helene ist nicht die Heldin, sondern das Opfer, das durch die Prinzipienstarrheit von Loth und durch die Familie, vor allem die Stiefmutter, in den Tod getrieben wird.
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