Hermann Hesse, einer der berühmtesten Autoren der Welt, übertraf sich mit seinem Buch "Unterm Rad" wieder einmal selbst. Es ist eine komplett realistische Erzählung und rührt an das Wesentliche! Obgleich es eine tragische Geschichte ist, überzeugt sie in jeder Hinsicht und zeigt, dass auch die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts nicht einfach für die Jugend, besonders für die begabten Kinder, war. Deswegen begrüßte auch Athur Eloesser 1906 die Erstausgabe mit den Worten: "Der Roman enthält ungefähr eine Anleitung für Eltern, Vormünder und Lehrer, wie man einen begabten jungen Menschen am zweckmäßigsten zu Grunde richtet."
Diese 1903 in Calw entstandene Erzählung zeigt das Schicksal eines begabten Knaben, dem der Ehrgeiz seines Vaters und der Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufnötigen, die ihm nicht entspricht, die ihn "unters Rad" drängt.
Hans Giebenrath geht gern angeln und ist sehr talentiert in der Schule. Doch dieses wird ihm zum Verhängnis. Seit einem Jahr geht er nicht mehr angeln. Er hat jeden Tag so viele Zusatzstunden in Latein, Mathematik und Griechisch, dass er gar keine Zeit hat um seinen Hobbys nachzugehen. Und warum das alles? Nur weil er zum Landesexamen nach Stuttgart geschickt wird! Er ist nun mal der Intelligenteste vom Dorf und die Leute sind auch auf ihn stolz. Sein Vater will, dass einmal etwas aus ihm wird, doch er hat nicht genug Geld, ihm ein Studium zu finanzieren. Deswegen geht Hans zu diesem Landesexamen und besteht es auch als Zweitbester. So wird ihm eine vollständige Ausbildung zugestanden. Nach einem Monat
Ruhe und etwas Angeln zwischendurch, fährt
er in das Internat, um sich dort weiterzubilden. Doch dort lernt er den lebensfrohen Hermann Heilner kennen. Erst durch ihn, lernt er richtig zu leben, so beginnt auch eine Phase in der er in den Schulfächern sehr schlecht abschneidet und von seinem Vater Ermahnungen erhält. Doch nach dem plötzlichen Tod seines besten Freundes geschieht etwas, wohlgemerkt nichts Ungewöhnliches: Hans zieht sich immer mehr zurück, er wird auch nach Hause geschickt, aber dort wird es auch nicht besser! Sein Vater lässt ihn schlussendlich auch eine Lehre als Schlosser beginnen, obwohl Hans nicht sehr handwerklich begabt ist. Als Hans aber bei einer Feier im anderen Dorf früher nach Hause kehren muss, etwas angetrunken, geschieht etwas Schreckliches. Am nächsten Tag findet man ihn tot, im Fluss treibend, auf.
Zuerst richtet man ihn zu Grunde und dann findet er so einen Tod!
Dieses Buch hat mich zugleich fasziniert und erschüttert. Die tragische Geschichte über einen kleinen Jungen, dessen Vater in weitem Maße übertreibt und ihn förmlich zwingt, etwas Besseres zu werden, als er selber ist. Man kann nicht typisch für diese Zeit sagen, denn heutzutage findet man es vereinzelt auch noch.
Hesse erzählt so realistisch, dass ich alles direkt vor mir sehe: die Liebesszene, der so schüchternen Jungen, die Lehren der Professoren und die Vorträge des Vaters. Es ist einfach ein tolles Buch und jedem weiter zu empfehlen!
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