Tomas lebt wie ein moderner Don Juan: immer auf der Jagd nach dem sexuellen Abenteuer. Wie dieser begehrt er die Frauen und erfährt im flüchtigen Liebesakt ein ebenso flüchtiges Glück. Angst und Verlangen vor den Frauen halten sich bei ihm die Waage und treiben ihn in Abenteuer, die aus Angst vor einer Bindung kurz und emotionslos sein müssen. Tomas ist der Meinung, es gibt zwischen Hitler und Einstein, Napoleon und Maria Theresia, zwischen den Tätern und Opfern kaum einen Unterschied. Wollte man diesen in Zahlen ausdrücken, so \"gäbe es zwischen ihnen ein Millionstel Unähnliches und neunhundertneunundneunzigtausenneunhunderneunundneunzig Millionstel Gleiches (190). Tomas ist davon besessen, dieses \"Millionstel Unähnliches\" im sexuellen Akt zu erfahren.
Der sexuelle Akt eignet sich besonders dazu, weil die Frau erst erobert werden muß und weil dieser Bereich der privateste und intimste ist. Der Erzähler vergleicht diese Ichsuche mit der Tätigkeit des Chirurgen: wie dieser will der Chirurg und Liebhaber Tomas die Oberfläche aufschneiden und sich dessen bemächtigen, was tief in ihrem Inneren verborgen liegt.
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