Skepsis gegenüber \"verbrauchten\" Formen, Wiederkehr der alten als Parodie, Paradoxon (z.B. aristote¬lische Einheiten bei Dürrenmatt: \"Die Physiker\"). Aufbrechen der Grenzen zwischen den literarischen Gattungen: epische Komponenten im Drama, Dialog und Monolog im Roman; Lyrik ist häufig optisch ge¬gliederte Prosa. Das Hörspiel (Günter Eich, Ingeborg Bachmann) wird eine eigenständige Kunstform (innere Bühne, eher lyrisch als dramatisch).
Erfahrungen von Existenzphilosophie, Psychoanalyse werden aufgegriffen; Surrealismus wirkt nach - Neigung zum \"chiffrierten\" Text, der sich eindeutiger Entschlüsselung entzieht, als \"subjektive\" Wahrheit.
Einbeziehung von Technik und industrieller Erfahrungswelt.
Experimenteller Umgang mit der Sprache (Montagen, Einblendungen - Filmtechnik); das aus dem Kontext gelöste Detail erhält ein starkes Gewicht, gelegentlich beladen mit mythischem Bezug. Tendenz zur kleinen Form, zu Parabel, Exempel, Gleichnis, um Modellsituationen zu schaffen. Im Schauspiel an¬stelle der Tragödie die Groteske (Friedrich Dürrenmatt).
Einfluß ausländischer Literatur, vor allem auf das Erzählen; die Kurzgeschichte (Ernest Hemingway) entsteht nach 1945 in vielfacher Form. Entscheidende Nachwirkung Franz Kafkas: Überschneidung von Raum und Zeit, Verzicht auf eine durchstrukturierte Fabel zugunsten wechselnder Perspektiven; zykli¬sches Einkreisen mit ständig unterbrochener Bewegung.
In der Lyrik Anknüpfen an Expressionismus und Surrealismus. Neue Schreibweisen im hermetischen Ge¬dicht (Paul Celan), in der konkreten Poesie, in der umgangssprachlich gefaßten Alltagslyrik.
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