Kundera verwendet in seinen Werken das Stilmittel der Änderung des Erzähltempos in den verschiedenen Kapiteln. Das ergibt sich einerseits aus dem Verhältnis von der Länge des Werks zu den gliedernden Kapiteln, andererseits durch das Verhältnis von der Länge des Erzählens zur Länge der erzählten Zeit.
Der Autor hebt die Bedeutung der Beziehung zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit hervor. (So behandelt der fünfte Teil des Buches \"Das Leben ist anderswo\" ein ganzes Jahr im Leben des Dichters (96 Seiten), der sechste aber nur wenige Stunden im Leben des Vierzigjährigen (26 Seiten).
Wie wichtig die Erzähltempi für die Architektur seiner Romane sind, zeigt auch, welche emotionale Szenarien er in den Kapiteln schafft: Im sechsten Teil des gleichnamigen Romans baut er eine Atmosphäre der Geborgenheit, der Stille und des Mitgefühls auf, wogegen der siebente Teil eine hektische tragikomische Umgebung den Tod des Dichters unterstreicht.
Kundera selbst sagt, daß er die Kontraste der Tempi als außerordentlich wichtig erachtet. Schon oft gehören sie zu den ersten Vorstellungen, die er von seinem Roman habe, lange bevor er ihn schreibt.
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