Der von mir vorgestellte Roman "Sofies Welt" ist der erste mit durchschlagenden Erfolg behaftete Roman des unabhängigen norwegischen Schriftstellers Jostein Gaarder, der in diesem Roman die Welt der Philosophie in faszinierender und spannender Weise so vermittelt, wie es ein normales Philosophiebuch nicht bewerkstelligen könnte.
Jostein Gaarder wurde im Jahre 1952 in der norwegischen Hauptstadt Oslo als Sohn eines Schulleiters und einer Lehrerin, die auch Autorin zahlreicher Kinderbücher ist, geboren. Nach erfolgreichem Absolvieren der Schule beginnt Gaarder ein Studium der Philosophie, Theologie und der Literaturwissenschaft in seiner Geburtsstadt Oslo.
Im Alter von 29 Jahren zieht er mit seiner Familie in die südnorwegische Hafenstadt Bergen und unterrichtet dort zehn Jahre lang Philosophie an einem Gymnasium.
In der Zwischenzeit entdeckt auch er seine Neigung zum Schreiben und veröffentlicht 1986 sein erstes Buch. Im Jahre 1991 gibt Gaarder nun seinen Beruf als Philosophielehrer auf und konzentriert sich von nun an ganz auf das Schreiben und wird freiberuflicher Schriftsteller.
Im gleichen Jahr erschien nun in Norwegen ein Roman mit dem Titel "Sofies verden" (Originaltitel). Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand den Erfolg, der später auf Jostein Gaarder länderübergreifend zukommen sollte. Es war nun eben dieses Werk, "Sofies Welt" wie es im deutschen heißt und mittlerweile in über vierzig Sprachen übersetzt wurde, dass ihn innerhalb kürzester Zeit auf lange Sicht weltbekannt macht.
Er verfasst einen Roman, wie es ihn bislang vergleichbar nicht gab, in dem er die Geschichte der Philosophie aufrollt und uns mit Hilfe eines vierzehnjährigen norwegischen Mädchens eine Fantasiewelt erfahren lässt.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf mit einem Zettel im Briefkasten von Sofie Amundsen, der zentralen Figur in diesem Buch. Er steckt in einem Umschlag ohne Briefmarke.
Auf diesem steht, "Wer bist du ?". Sie macht sich über diesen Zettel ihre Gedanken und es packt sie langsam die Neugier. Aber woher kommt er?
Es soll die erste Lektion eines ausgedehnten Philosophiekurses sein, von dem Sofie aber in diesem Moment noch nicht die geringste Ahnung verspürt.
Nachdem in den nächsten Tagen regelmäßig Umschläge mit verschiedenen Fragen in das Haus der Amundsens gebracht werden, stellt sich der Briefschreiber auf neugierigem Drängen von Sophie vor.
Es ist ein gewisser Alberto Knox. Dieser möchte Sofie mit Hilfe dieses Kurses die lange und für die Menschheit bedeutungsvolle Geschichte der Philosophie nahe bringen. Die ersten Kapitel verfasst er in Briefform, die er ihr mit Hilfe seines Hundes Hermes zukommen lässt. Um ein Kapitel anschaulicher zu machen benutzt Alberto Knox ein Video, das ihn auf mysteriöse Weise im alten Athen zeigt.
Nun wird Sofie erst recht neugierig und beginnt dem geheimnisvollen Briefschreiber nachzuspionieren.
Eines Tages läutet das Telefon und Alberto meldet sich. Er bittet Sophie um ein Treffen mitten in der Nacht an einer alten Kathedrale.
Das war der Grundstein für die darauffolgenden Treffen an verschiedenen Orten, um mit ihr zusammen Kapitel für Kapitel der Philosophiegeschichte aufzudecken.
All dies nimmt Sophie emotional sehr mit und geht natürlich nicht spurlos an einem vierzehnjährigem Mädchen vorüber. Das bemerken auch ihre Mutter, ihre beste Freundin Jorunn und zuletzt auch ihre Lehrer.
Zusätzlich zu dem Kurs kommen noch seltsame Postkarten und Botschaften von einem UN-Beobachter mit Namen Albert Knag dazu, die jener Mann aus dem Libanon seiner Tochter Hilde schickt. Doch jedes Mal erhält Sofie die vordatierten Glückwünsche für Hildes Geburtstag.
Dieser Mensch scheint irgendwie die Vorgänge, die in Sophies Umgebung ablaufen, steuern zu können. Sophie findet die Postkarten auch teilweise zufällig auf der Straße, und als sie eines Morgens einen ihr unbekannten Schal unter ihrem Bett entdeckt, auf dem Hildes Name steht, und ihr etwas später in ihrem Traum eine Halskette von Hilde erscheint, und sie diese dann mit in die Realität nimmt, stellt sich heraus, dass doch mehr hinter den Postkarten stecken muss, als Sophie zuerst vermutet hat. Nun beginnt sie zusammen mit Alberto Knox, dieses Mysterium Schritt für Schritt aufzuklären.
Aus den Karten erfährt sie, dass Hilde praktisch die gleichen Merkmale wie sie selbst besitzt. Hilde ist am selben Tag geboren und ihre Väter haben den gleichen Beruf.
Sofie und Alberto entschlüsseln das Geheimnis, nachdem sie die komplette Philosophievergangenheit aufgearbeitet haben und nun mit ihrem Kurs der Neuzeit beginnen. Den beiden wird von nun an bewusst, dass sie nur Figuren einer von Albert Knag erfundenen Geschichte sind. Er möchte dieses Buch seiner Tochter Hilde zum Geschenk machen.
Alberto stellt nämlich wegen der zahlreichen Ereignisse eine gewagte These auf. Er meint, dass sie alle nur erdachte Figuren in einer Geschichte seien. Aber wer von den Beiden hätte geglaubt, dass diese Behauptung sich letztendlich als die unumgängliche Wahrheit herausstellt.
Auch Hilde bekommt von dieser Art der Überraschung ihres Vaters etwas mit und spielt ihrem Vater nun kleine Streiche, wie zum Beispiel auf dem Flughafen von Kopenhagen.
Nun endlich nähert sich Sofies Geburtstag, auf dem sie ein lang geplantes Gartenfest veranstaltet und dieses nutzen möchte, um ihren derweil viel geschätzten Philosophielehrer vorzustellen.
Im Laufe der Feier kommt es durch eine Rede von Alberto Knox zum Eklat.
Er berichtet über ihre Recherchen der letzten Wochen auf diesem Fest.
"....Hier und jetzt wollen wir verkünden, was dabei herausgekommen ist. Wir werden das tiefste Geheimnis unseres Daseins verraten."
Es wurde still um den Tisch.
".....fanden wir heraus, dass wir unsere Leben nur im Bewusstsein eines Majors leben. Er befindet sich zur Zeit als UN- Beobachter im Libanon und hat für seine Tochter zu Hause in Lillesand ein Buch über uns geschrieben. Sie heißt Hilde Knag und ist am selben Tag wie Sophie fünfzehn geworden. Das Buch lag auf ihrem Nachttisch, als sie am 15. Juni erwachte. Genauer gesagt, handelt es sich um einen großen Ordner. In diesem Augenblick kitzeln die allerletzten Seiten ihren Zeigefinger."
Die Tischgesellschaft wurde spürbar nervös.
" Unser Dasein ist also nicht mehr und nicht weniger als eine Art Geburtstagsunterhaltung für Hilde Knag. Denn wir sind allesamt nur als Umrahmung des philosophischen Unterrichts ersonnen worden, den der Major seiner Tochter erteilt. Das bedeutet zum Beispiel, das der weiße Mercedes vor der Tür keine fünf Öre wert ist. Er ist nicht mehr wert als alle weißen Mercedesse im Kopf des UN- Majors, der sich soeben in den Schatten gesetzt hat, um keinen Sonnenstich zu bekommen. Im Libanon ist es nämlich heiß, ihr Lieben."
Den Vater von Jorunn packte die Wut, beschimpfte Alberto und wollte diese haarsträubenden Aussagen einfach nicht wahrhaben. Die jüngeren Besucher waren da aufgeschlossener, benahmen sich aber anschließend allesamt ungewöhnlich daneben und stahlen den weißen Mercedes von Jorunns Vater, fuhren mit diesem gegen einen Apfelbaum, der sogleich unreife Äpfel abwarf. Im nächsten Moment waren Sophie und Alberto aus dieser Fantasiewelt verschwunden.
Sie gelangen in die reale Welt, wo die beiden neben anderen Gestalten aus der Literatur in einer unsichtbaren Dimension weiterleben.
Jostein Gaarder stellt uns eine vierzehnjährige Sophie vor, die in einem Alter ist, in dem man beginnt, sich intensiv mit seiner Umwelt auseinander zu setzen. Da erscheint der Philosophiekurs genau zum richtigen Zeitpunkt.
Bis zum Beginn dieses Kurses ist Sophie ein ganz normales Mädchen, dass in einem norwegischen Dorf aufwächst.
Ihre offene und spontane Art kommt dem Vorhaben von Alberto sehr entgegen.
Sie ist von Anfang an wissbegierig und ihre Neugier ist nicht zu bremsen. Bei Sophie stellt sich bei manchen der zahlreichen Philosophieepochen ein regelrechter Drang nach Wissen ein. Groß ist dieser bei der Entwicklung der Frauen im Laufe der Geschichte.
Nachdem sie von einigen Themen sehr begeistert ist, gibt es in ihrem Kurs auch Kapitel, die sie ganz und gar nicht ansprechend findet. Diese Abneigung gegenüber einzelnen Philosophen hält sie nicht im verborgenen.
Dass Sophie nicht nur in der Theorie alles verarbeitet, sondern auch praktisch veranlagt ist, erkennt man daran, dass sie alles erlernte sofort im wirklichen Leben anwendet.
Ihr Lehrer Alberto Knox ist das Ideal des klassischen Philosophen. Er unterrichtet Sophie nach antikem Vorbild und ist sehr daran interessiert, bei ihr die philosophische Ader zu treffen. Fakten aus seinem persönlichen Leben gibt er nicht preis. Man kennt ihn nur in der Rolle des Lehrers.
Er ist ausgeglichen und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, selbst wenn es nicht immer leicht mit seiner Schülerin ist, da sie ihm nicht immer den nötigen Respekt entgegenbringt, der ihm gebührt.
Da Sophie ja nur in der Traumwelt existiert, muss es ja auch eine Parallelfigur in der realen Welt geben, und diese heißt Hilde Knag, die Tochter des
UN- Beobachters Albert Knag. Sie ist mit den gleichen Eigenschaften ausgestattet und in ihrem Verhalten Sophie sehr ähnlich.
Voller Begeisterung liest sie in dem außergewöhnlichen Philosophiebuch ihres Vaters und entwickelt eine richtige Beziehung zu Alberto und Sophie. Sie lebt geistig mit ihnen und entwickelt im Laufe der Geschichte Mitgefühl und Mitleid.
Die gewählten Namen der Hauptdarsteller lassen einige interessante Interpretationen offen.
Zum Beispiel Sophia, kommt dieses Wort doch ursprünglich aus dem griechischem und bedeutet Weisheit. Kombiniert man Sophie nun mit dem griechischen Wort für Liebe, nämlich Philia, entsteht aus dieser Wortverbindung der Begriff Philosophie, was man mit Liebe zur Weisheit übersetzen kann. Sophies Nachname lautet Amundsen und könnte auf den seit 1928 verschollenen norwegischen Polarforscher Roal Amundsen anspielen.
Alberto Knox, dieser Name ist eine italienisch- amerikanische Kombination. Mit ein wenig Phantasie ist daraus eine Verbindung der Kontinente Amerika und Europa und eine Einheit der Welt zu erkennen.
Seinen Nachnamen Knox kann man aber auch von dem englischen Wort ´know = wissen´ ableiten und daraus den Philosoph als Wissenden betrachten. Eine andere Theorie wäre eine Abwandelung von (Karl) Marx. Ihm widmete er ein ganzes Kapitel, weil auch er eine ganz wichtige Rolle in der Philosophie spielt.
Knox schrieb in seinen Aufzeichnungen: "...ein Gespenst geht um in Europa." Gemeint war das kommunistische Manifest.
Man kann sich mit einer kleinen Gedankenspielerei der Nachnamen eine Verbindung aufbauen, die vor allem durch das " x " am Ende begründet wird und damit die Verbundenheit zwischen diesen beiden Personen kennzeichnet.
Dem Autor, dieses für mich und allen anderen interessierten Leser sehr lehrreichen Buches, liegt es offensichtlich sehr am Herzen, die Geschichte und die Inhalte der Philosophie in all seiner Vielfalt seiner Leserschaft näherzubringen. Jostein Gaarder behandelt und erklärt vor allem die gedankliche Weiterentwicklung der Gelehrten und die Einflüsse der jeweiligen geschichtlichen Hintergründe und Zusammenhänge.
Er bezieht sich auch ganz besonders auf die Auffassungsunterschiede von Ideen einzelner Philosophen einer Epoche und berichtet auch von Kritik an ihren Theorien, sowie der Bestätigung einiger guter Gedanken und auch das Anzweifeln von Einstellungen lässt er nicht außen vor.
Der verständnisvoll erzählende Lehrer Alberto verhält sich bei seinen Ausführungen immer objektiv und sachlich, lässt aber bei den vermehrt vorkommenden forschenden Fragen seiner Schülerin immer wieder auch seine eigenen Ansichten mit einfließen.
Wie schon geschrieben, hatte Gaarder mit dem Buch ein Anliegen. Er versucht den Menschen kritisches Denken und die Auseinandersetzung mit der Umwelt und ihren Gesetzen näher zubringen.
Wertet man den geschichtlichen Überblick thematisch auf, beginnt Gaarder mit dem Garten Eden und der Stunde Null, klärt uns anschließend über das Wesen der Philosophie auf:
"Ein weißes Kaninchen wird aus einem leeren Zylinder gezogen. Weil es ein sehr großes Kaninchen ist, nimmt dieser Trick viele Milliarden Jahre in Anspruch. An der Spitze der dünnen Haare werden alle Menschenkinder geboren. Deshalb können sie über die ungewöhnliche Zauberkunst staunen. Aber wenn sie älter werden, kriechen sie immer tiefer in den Kaninchenpelz. Und da bleiben sie. Da unten ist es so gemütlich, dass sie es nie mehr wagen, an den dünnen Haaren im Fell wieder nach oben zu klettern. Nur die Philosophen wagen auf die gefährliche Reise zu den äußeren Grenzen von Sprache und Dasein.
Einige von ihnen gehen unterwegs verloren, aber andere klammern sich an den Kaninchenhaaren fest und rufen den Menschen zu, die tief unten im weichen Fell sitzen und sich mit Speis und Trank den Bauch voll schlagen."
"Meine Damen und Herren," rufen sie, "wir schweben im leeren Raum! Aber keiner der Menschen unten im Fell interessiert sich für das Geschrei der Philosophen."
Dieser tiefgründige Ausspruch hat mich persönlich sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht. Sagt er doch in all seiner Kürze etwas über die Entwicklung der Menschen im Laufe ihres Lebens aus und zeigt auf, wie bequem und lebensverneinend viele Menschen mit dem Alter werden. Sie gehen oft gleichgültig mit Umwelt um, sind mit ihrem Dasein zufrieden und legen keinen Wert auf einen Rat oder eineVeränderung.
Ein enttäuschendes Zeugnis wie ich finde. Aber jeder ist seines Glückes Schmied.
Dann geht Knox nahtlos in die Naturphilosophie von Sokrates und seinem Schüler Platon sowie dessen Schüler Aristoteles über. Ihr Anliegen war es, die Philosophie mit Hilfe der Mathematik anschaulich und begreifbar zu machen.
Nachdem nun ein Zeitsprung vollzogen wurde und geschichtliche Epochen wie das Mittelalter, die Renaissance und das Barock durchsprochen wird, wechseln im Laufe der Zeit die Gebiete von der Religion, die unter anderem das Judentum und Jesus näher bringt, die Rolle der Frau, die ganz besonders Sophie interessiert und auch die technische Entwicklung.
Auch die Politik wird nicht außer Acht gelassen. Man spricht ebenso über die Sexualität und die Evolution des Menschen und die Theorien des Evolutionsforschers Charles Darwin.
Er redet mit Sophie auch über Philosophen aus der noch nicht zu lange zurückliegenden Zeit. Ich spreche hiermit Georg W.F. Hegel an, einem Kind der Romantik. Ein anderer ist Siegmund Freud. Sein Gebiet waren die Psychoanalyse und das Triebverhalten der Menschen. Vergessen sollte man auch nicht Immanuel Kant, der mit seinen Theorien das Fundament des christlichen Glaubens zu retten versucht. Schlussendlich kommt man nach dieser gewaltigen Zeitreise in die Neuzeit, in der über tägliche Probleme gesprochen wird.
Diese vielen Strömungen in der Geschichte zeigen uns besonders gut auf, wo die Interessen und Schwerpunkte der einzelnen Zeitabschnitte lagen.
Dieses Buch, das bekanntlich über den Wechsel der philosophischen Geschichte und den damit verbundenen Weltbilder berichtet, ist schwierig in eine präzise Schublade eines dieser Weltbilder zu schieben. Sofies Welt ist die komplette Geschichte der Philosophie, jedoch geschickt in eine Rahmenhandlung eingebunden.
Denn Sofies Welt ist teils Sachbuch und teils Roman.
Besser ist es da zu fragen, wo das Motiv des Autors liegt.
Jostein Gaarder vermittelt uns eine Vorstellung davon, dass es möglich sei, dass jeder Mensch philosophieren kann. Es sei demnach auch wichtig, dass man sich mit Hilfe von Fragen über die Welt Gedanken macht und nicht gedankenlos, sondern neugierig durch die Welt geht. So vermittelt Gaarder verschiedene, oft widersprüchliche Ansätze, wo man später selber anknüpfen kann.
Die verschiedenen Themen werden zumeist wertfrei und objektiv behandelt, was auf eine weltoffene, kosmopolitische Einstellung des Schriftstellers schließen lässt.
Sofies Philosophielehrer verwendet einige Methoden und Medien für seinen Unterricht.
Beginnt er mit einem einfachen Zettel und einer Frage, schreibt er danach schon Seitenweise Briefe. Als der persönliche Kontakt zustande kommt, redet er dann öfter mit Sofie am Telefon oder persönlich in seiner Wohnung oder einem zum Thema passenden Ort.
Schlussendlich hält Knox auch eine Rede an Sofies Geburtstagsfest im Garten.
Knox als Lehrer zieht es vor, mit seiner Schülerin die Themen und Probleme gemeinsam zu behandeln und dazu eine bestmögliche Lösung zu suchen und zu finden. Auf keinem Fall möchte Knox aber Sophie zu seiner Ansicht überreden, sondern bietet logische Möglichkeiten an.
In dem Buch kommt es auch zu einem Wechsel der erzählenden Personen. Die Briefe an Sophie spricht ein Erzähler, doch mischen sich Sofie und Hilde als Kommentatoren und natürlich Alberto als Lehrer ein.
Man muss sagen, dass Gaarder die verschiedenen Erzählperspektiven nach charakteristischen Stilen ordnet. Sofie und Hilde sprechen in einer für Jugendliche passenden Sprache. Sofie stellt bohrende Fragen. Sie unterbricht immer wieder Albertos Vorträge mit "Erklären" oder "Wie meinst du das?", und fängt an, aus ihrer Sicht heraus zu philosophieren.
Alberto kommuniziert mit Sofie in einer sehr vertrauten, fast freundschaftlichen Weise, doch sobald er über die Philosophie zu sprechen beginnt, verfällt er in einen sachlichen, ja fast lehrertypischen Tonfall, bringt aber auch oft sehr anschauliche Beispiel in den Unterricht ein.
Hilde kommentiert auch, vergleichbar mit Sofie, oft das Gelesene und stellt sich, nachdem sie von der Existenz Sophies erfahren hat auch philosophische Fragen, wie:
"Ob sie gerne in Norwegen erwachen möchte, ohne zu wissen, wo genau und wann? Im Mittelalter zum Beispiel - oder in einer Steinzeitgesellschaft vor 10.000 Jahren?\"
Sofies Mutter spielt auch im sprachlichen Ausdruck die Rolle eines einsichtigen, aber besorgten Elternteils. Gerade weil sie eine starke Veränderung Sofies mitbekommt und ihre Tochter am Ende aufgeben muss.
Insgesamt gesehen ist das Buch ein Lehrbuch der Philosophie, das den Leser durch die packende und faszinierende Geschichte ständig zum weiterlesen motiviert und dadurch bekommt er einen guten, wenn auch nicht sonderlich detaillierten, denn das würde den Rahmen sprengen, Überblick über die Geschichte der Philosophie spannender und interessanter vermittelt, als das es ein normales Philosophiebuch jemals könnte.
Beim Lesen dieses Romans sind mir wirklich viele verschieden Gedanken durch den Kopf gegangen, weil "Sofies Welt" annähernd jedes Thema behandelt und mir nahe gebracht hat. Gaarder schaffte es, zusammen mit dem mir bisher dargelegten Philosophieunterricht die Scheuklappen zu entreißen und Gedanken anzuregen, damit man das Leben und die Welt neu entdeckt und sie mit anderen Augen zu betrachten vermag.
Die Vielfältigkeit dieses Werkes machte es mir nicht immer einfach, alles mit Begeisterung zu lesen, aber die Vorfreude auf spannendere und interessantere Themen ließ mir keine Ruhe, denn schließlich sind die Interessen des Lesers und die des Autoren nicht immer deckungsgleich.
Kaum ein Buch war für mich so informativ und spannend wie Sofies Welt. Es vermittelt die Grundideen der Philosophie, von denen doch schon jeder einmal etwas gehört haben sollte und wenn nicht, kann ich diesen Leuten nur nahe legen dieses Buch schnellstens zu lesen und damit die Wissenslücke für immer der Vergangenheit angehören zu lassen.
|