Das Buch ist vor allem ein bedeutender Zeitroman, denn es bietet uns ein
breites Zeit- und Kulturbild des Dreißigjährigen Krieges. Anschaulich werden
alle mittleren und niederen Ge-sellschaftsschichten dargestellt: Soldaten,
Bauern, Bürger und Gelehrte. Die Schwächen der Zeit werden drastisch
geschildert: Aberglaube, Hexenwahn, Teufelsbündnisse, Mord, Brand und
wahnwitzige Grausamkeiten.
Der Erzähler flieht vor plündernden Soldaten in den Wald zu einem
Einsiedler, der, wie er später erfährt, sein wirklicher Vater ist. Er nennt
den Knaben wegen seiner Einfalt Simplicius. Nach dessen Tod gerät der Knabe
in die Gewalt der Soldaten und beginnt ein abenteuerliches Leben: er wird
Hofnarr, Soldat, kommt zu Reichtum und verarmt wieder, er heiratet zweimal,
verstrickt sich in weltliche Schuld und entkommt auch den Wirren des Krieges
nicht. Am Ende beschließt er als Einsiedler sein abenteu-erliches Leben.
Die Erzählungsform des Romans ist die einer Autobiographie. Simplicius
erzählt seine Le-bensgeschichte selbst, wobei der Dichter fast ganz hinter
der Gestalt des Helden verschwin-det. Der Roman ist nach dem "Parzival" der
zweite große Bildungsroman der deutschen Literatur, weil er die innere
Entwicklung eines Menschen von seinen unsicheren, im Ziele unklaren Anfängen
bis zu der in sich sicheren, um sein Ziel wissenden Reife führt.
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