1.Blütezeit: zwischen den beiden Weltkriegen.
Asimov, Bradbury, A.C.Clarke, R.A.Heinlein, C.Kornbluth,
S.Sturgeon, A.E.van Vogt, Weinbaum, Hans Dominik. Neben den
USA und England spielte und spielt die SF-Literatur auch in
Polen, der Tschechoslowakei und besonders in der Sowjetunion
(Dnjeprow, A.Tolstoi, Samjatin; heute: Dudinzwew, Nemzow,
Sawtschenko, die Brüder Strugazkij) eine große Rolle.
Kennzeichen dieser SF-Literatur ist die positive Sicht der
naturwissenschaftlich-technischen Entwicklung, die stets
positive menschliche Selbstverwirklichung, der Anthropozen-
trismus.
Nach 1945:
BRD: H.W.Franke.
Anfang der 60iger Jahre: Berücksichtigung des sozialen und
gesellschaftlichen Raumes, Anwendung experimenteller Dar-
stellungsformen: Aldiss, Ballard, Moorcock; Deutschland:
W.Jeschke, J.vom Scheidt.
\"Hohe Literatur\": Samjatin, Huxley, Orwell; England: Olaf
Stapledon (\"Last and first Men\", 1930).
Ausnahmestellung: Pole: Stanislaw Lem (\"Sterntagebücher\",
\"Solaris\", \"Der Pilot Pirx\", \"Der Unbesiegbare\", \"Roboter-
märchen\")
Einzelne Autoren: -> reclam, Lit_Spez
Rezeption:
Jährliche Wachstumsrate in der SF-Literatur wird auf 14 bis
15 % geschätzt.
Gründe für diese Entwicklung:
* das Abenteuerlich-Spannende der SF-Literatur
* das Gigantomanische des Dargestellten
* die wissenschaftlich-technische Entwicklung der Gegenwart
mit Raumfahrt und Mondlandung
* das Interesse an phantastischen, außerhalb unserer realen
Welt liegenden Erlebnissen, die aber denkmöglich sind
* das Interesse für technische und wissenschaftliche Phanta-
sien
* das von der gesellschaftlichen und politischen sowie der
realen persönlichen Situation Ablenkende dieser Literatur
* der Fortschrittsglaube und Wissenschaftsoptimismus, den
diese Literatur ausstrahlt
* das anthropozentrische Denken und die Demonstration mensch-
licher Überlegenheit im Vergleich zu außerirdischen Lebewe-
sen
* das happy end der meisten SF-stories und der gewaltige Lö-
sungs- und Bewältigungsoptimismus, den diese Geschichten
dem Leser demonstrieren
Funktionen:
Durch ihre Realitätsferne erfüllt die SF-Literatur in beson-
derer Weise
* Ablenkungs-,
* Unterhaltungs-,
* Traum- und Imaginationsfunktion.
Der Leser fühlt sich vom \"Diesseits seiner Probleme\" befreit,
in eine andere Welt versetzt. Insofern kann man die SF-
Literatur als \"Fluchtliteratur\" bezeichnen.
Vermittlung des Naturwissenschaftlich-Technischen:
* Stolz und Begeisterung bezüglich menschlicher Leistungsfä-
higkeit (Überlegenheit des Menschen)
* Ängste und Gefühle des Ausgeliefertseins (Technik und Fort-
schritt als \"Teufelswerk\").
Vermittlung von politischen Ideen und ihre Verwirklichung,
Staats-, Regierungs- und Gesellschaftsformen:
* Transportiert die SF-Literatur unreflektiert soziale, ge-
sellschaftliche und politische Vorstellungen und Realitäten
der Gegenwart in eine gänzlich andere Zukunft (durch Aben-
teuerlichkeit, Sensationsdarstellung, Erzeugung von Angst-
und Bedrohungsgefühlen verhindert sie eine sinnvolle, ra-
tionale Auseinandersetzung)
oder
* führt sie zur Bewußtwerdung und Bewältigung gegenwärtiger
und zukünftiger Probleme?
Literar. Analyse:
SF-Literatur stellt ein Geschehen dar, das unserer unmittelba-
ren gesellschaftlichen Realität enthoben ist.
Es spielt meistens in einer anderen Zeit (Zukunft), in einer
anderen Umgebung (Weltraum) und im Umgang mit außerirdischen
Lebewesen (Bewohnern anderer Planeten oder Sonnensysteme). ->
\"Literatur der erkenntnisbezogenen Verfremdung\".
Die außerird., der Menschheit zeitliche entfernte Welt und
die Außerirdischen dienen
* als Spiegel für den Menschen
* als Erkenntnisinstrument seiner selbst.
Dadurch wird Lesen, Reflektieren und Erkennen ohne individu-
elle Emotionalität ermöglicht. Durch die Verfremdung ergeben
sich die Möglichkeiten der Kritik, der offenen Entwürfe und
Denkmodelle.
SF ist futurologische Vorausschau. Sie ist Prognostik im Sinne
des Antizipierens zum Zwecke
* des Ausprobierens gedanklicher Möglichkeiten
* aufklärender Information
* warnender Argumentation
* abenteuerlichen Spiels.
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