Die stark kritisierten Lehrer sind für Wedekind Objekte einer bissigen Satire. Er karikiert die Lehrergestalten durch bildhaft "sprechende" Namen: Hungergurt, Knochenbruch, Affenschmalz, Knüppeldick, Zungenschlag, Fliegentod und Rektor Sonnenstich sind Namen, die man eher als Spitznamen aus Schülermund erwarten würde. Aber auch die anderen Autoritäten des Ortes werden namentlich aufgezogen: Pastor Kahlbauch, Medizinalrat Dr. von Brausepulver. Nicht zuletzt in der Lehrerkonferenz konstruiert der Dichter ein Exempel der verzerrten Groteske. Dass Wedekind gerade Zungenschlag, der als einziger die kritische Atmosphäre feinfühlig wahrnimmt, stottern lässt, ist kein Zufall. Der einzigen kritischen Stimme dieser unmenschlichen Lehrerkonferenz schreibt er den Mangel zu, schwer verständlich zu sein. Wedekind entindividualisiert die Lehrer, die innerhalb der Institution Schule lediglich zu funktionieren haben. Keiner von ihnen ergreift Partei für den Schüler, keiner deckt die verdrehten Beweggründe des Schulleiters auf; alle fügen sich seinem Diktat. Um dies herauszustellen, werden die Lehrer verzerrt und ohne Persönlichkeit präsentiert. Die gesellschaftliche Situation jener Zeit macht ein aktives Aufbegehren der Schülerschaft gegen autoritäre Instanzen (auch literarisch) unmöglich. Daher ist es umso verständlicher, dass Wedekind die böse Satire in Form der Groteske einsetzt mit dem Ziel einer "Auseinandersetzung mit einem Gegner, der [...] nur noch mit den Waffen des übertriebenen Spottes vernichtet werden soll." Stereotype Wendungen markieren die Lehrerkonferenzszene: Das ständige wiederholte "Sollte einer der Herren noch etwas zu bemerken haben?" oder die achtmalige dialogische Wiederholung
Sonnenstich. Habebald!
Habebald. Befehlen, Herr Rektor!
sowie
Melchior. Ich habe...
Sonnenstich. Sie haben...
Hier wird die unangefochtene Autoritätsposition des Rektors und die Hilflosigkeit Melchiors veranschaulicht.
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