In dem Sonett "Menschliches Elende" von Andreas Gryphius aus dem Jahre 1639 geht es um die Bedeutung des menschlichen Lebens.
Er beginnt sein Gedicht mit der rhetorischen Frage "Was sind wir Menschen doch!" Beantwortet wird diese Frage durch das lyrische Ich und zwar mit einer Reihe von Metaphern, die das menschliche Sein durch und durch mit etwas negativen in Verbindung bringen. In Gryphius Sonett kommt das Vanitas - Motiv "memento mori" sehr stark zum Ausdruck, da das gesamte Gedicht von der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens handelt.
Wenn wir uns nun der Formanalyse widmen so erkennen wir, dass das Gedicht streng nach der von Martin Opitz festgelegten Sonett-Struktur gegliedert ist. Der 14-zeilige Text besteht aus zwei Quartetten, mit umarmendem Reim abba, und aus zwei Terzetten, welche durch einen Schweifreim verbunden sind, nach dem Schema ccd, eed. Betrachtet man das Metrum, so erkennt man schnell, den für Sonette oft verwendeten, 6 hebigen Jambus mit Mittelzäsur, auch Alexandriner genannt. Diesem Metrum sind die Kadenzen wmmw, wmmw, wwm, wwm zugeordnet.
Wenn wir nun zum Inhaltlichen kommen, so sehen wir, das nach der rhetorischen Frage "Was sind wir Menschen doch!"(Z.1) eine Aufzählung von Metaphern kommt, die die Meinung des lyrischen Ichs widerspiegelt. Gleich im ersten Quartett werden die Motive des Gedichtes deutlich. Das lyrische Ich meint, dass das Leben durch Schmerzen geprägt sei. Dies wird verdeutlicht durch die Metapher "Wohnhaus grimmer Schmerzen"(Z.1) und gleichzeitig durch die Darstellung des Lebens als "Wohnhaus" welche eine Allegorie ist. Seine zweite Phrase "Ball des falschen Glücks" (Z. 2) drückt aus, dass jegliche Glücksgefühle der Menschen unbedeutend sind. Schließlich heißt es ja, das spielen mit einem Ball, bereitet dem Menschen Freude, doch anscheinend ist selbst dies in dieser schweren Zeit nichts weiter als ein "falsches Glück". Gryphius nächste Metapher "Irrlicht dieser Zeit" beschreibt das menschliche Leben als kurzen Lichtpunkt, der jedoch schnell wieder verschwindet und nichts zurücklässt, als "ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid". In den weiteren Zeilen des Sonetts, beschreibt er, das Leben fleuche davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
Dieser Vergleich drückt wieder die Nichtigkeit des Lebens aus, denn wer erinnert sich
schon an einfaches Geschwätz und Scherze aus früherer Zeit. Der "schwache Leib" (Z.6) in seinem Gedicht verkörpert die damaligen Lebensumstände während des Dreißigjährigen Krieges: Krieg, Hungersnöte und schwere Krankheiten. Während die Toten verrotten, genießen die Lebenden den Rest ihrer Zeit. Den Verstorbenen wird nicht mehr gedacht "sind uns aus Sinn und Herzen. (Z8), denn sie haben keine Bedeutung mehr für die Lebenden.
Im ersten Terzett geht A.Gryphius wieder auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens ein, da er einmal von dem "eitel Traum" der "leicht aus der Acht hinfallt" (Z.9) und
den "Nam, Lob, Ehr und Ruhm"(Z.11) spricht, der mit der Zeit verschwindet. Es scheint sicht eine Meinung herauszukristallisieren, die die Nichtigkeit des Menschlichen Lebens anspricht. Dies wird in den weiteren Zeilen des Gedichtes noch einmal verdeutlicht. "Was itzund Atem holt, muss mit der Luft entfliehn"(Z.12) und "Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn"(Z.13) All dies sind Hinweise auf die Vergänglichkeit des Menschens.
Gryphius letzte Sonettzeile wird ebenso wie die erste durch eine rhetorische Frage eingeleitet. Dies symbolisiert möglicherweise das Leben, denn so wie es beginnt hört es auch auf. Das lyrische Ich kommt zu dem Schluss, dass die Menschheit vergeht "wie Rauch von starken Wunden" ein weiteres Bild der Vergänglichkeit.
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