Auch auf religiösem Gebiet hat die Aufklärung große Veränderungen hervorgerufen. Die beiden Kirchen, besonders die protestantische, waren in den Lehrsätzen (Dogmen) des 16. Jahrhunderts erstarrt, weshalb viele gläubige Menschen sich im Pietismus zusammenfanden, einer Bewegung, die eine Erneuerung des frommen Lebens erstrebte und die Kirche reformieren wollte. An die Stelle der kirchlichen Organisation sollte die Liebesgemeinschaft der ernsthaft gläubigen Christen treten. Ein starkes Gefühlsleben und große Empfindsamkeit sind für die unsichtbare Kirche des Pietismus kennzeichnend.
Die Aufklärer forderten an die Stelle der Offenbarungsreligion eine Vernunftreligion. Alle Glaubensinhalte sollten mit dem logischen Denken in Einklang zu bringen sein. Sehr energisch wandten sich manche Aufklärer gegen die Vormundschaft der Kirche und beanspruchten für den einzelnen die Möglichkeit freier religiöser Betätigung. Da man über die etablierten Kirchen und Konfessionen hinweg auf die religiöse Erlebnisfähigkeit des Menschen zurückgriff, war die Forderung nach Toleranz die zwingende Folge.
Unter Toleranz verstand man die öffentliche Duldung aller Religionen und religiösen Gemeinschaften. Der Maßstab für den Wert einer Religion lag für den Aufklärer in ihrer praktischen Wirkung, denn jede Religion hat die Aufgabe den Menschen zu bessern und ihn zu einem sittlichen Wesen zu machen.
Die Erziehung in der Aufklärung
Die Aufklärer waren zutiefst überzeugt, daß der Fortschritt der Menschheit auf der Bildung und Erziehung jedes einzelnen beruhe. Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht geht auf diese Überzeugung zurück. Das bestehnde Schulwesen wurde reformiert. Das Auswendiglernen von Lehrsätzen sollte durch verstehndes Lernen und durch eine lebenspraktische Ausrichtung des Unterrichts ersetzt werden. Man forderte, daß die Erkenntnisse des Verstandes praktisch anzuwenden seien, und dadurch das Leben vernünftig zu gestalten sein muß.
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