Die Erzählung ist um den Zweiten Weltkrieg herum aufgebaut. Auf der einen Seite wird die Brutalität des faschistischen Systems dieses Krieges dargestellt, verkörpert in der Person das Herrn Centovic, auf der anderen Seite steht Dr. B., der bewusst Widerstand leistet gegen das System, das keine Ausreißer und Widersacher zulässt. Dr. B. verkörpert überdies hinaus den menschlichen, sensiblen Typen. Herr Centovic hingegen versucht \"Ungeschickt und geradezu schamlos plump [...] zum Gaudium und zum Ärger seiner Fachkollegen aus seiner Begabung und seinem Ruhm mit einer kleinlichen und sogar oft ordinären Habgier herauszuholen, was an Geld herauszuholen [ist].\" (S. 16)
Die Darstellungen der Hauprfiguren lässt folgende Charakterzüge erkennen:
Mirko Centovic Dr. B.
die nationalsozialistische Gesinnung Die abendländische Kultur
ungebildet gebildet, intelligent
stumpfes, bäuerliches Erscheinungsbild organisiert
geldgierig, arrogant bescheiden, freundlich
verbissen locker
einseitige Qualität (roboterhaft) umsichtig
diktatorisch leise, sensibel, stottrig
kühl einfühlsam; unruhig
(alle Adjektiva wurden der Novelle entnommen)
Stellt man diese beiden Personen in eine Beziehung so erhält man, wie beim Schachspiel, eine Schwarz - Weiß Gruppierung, wobei Schwarz symbolisch für das Negative (Herr Centovic) steht, Weiß symbolisiert das Positive (Dr. B.).
Für Dr. B. stellte das Schachspiel einst während seiner Gestapohaft die Rettung in der Not dar. Rasch erlernte er alle Regeln und Künste dieses königlichen Spieles. Schach wurde für ihn zu einer wunderbaren Waffe gegen die erdrückende Monotonie des Raumes und der Zeit. (vgl. S. 64) \"das Schachspiel besitzt den wunderbaren Vorzug, durch Bannung der geistigen Energien auf ein engbegrenztes Feld selbst bei anstrengendster Denkleistung das Gehirn nicht zu erschlaffen, sondern eher seine Agilität und Spannkraft zu schärfen.\" (S. 64) Leider, da Schach ja seine einzige Ablenkung von der Realität war, verfiel Dr. B. in ein Schachfieber. Und jetzt, da er schon wieder einige Monate frei ist, will er nichts mehr vom Schach wissen. Er schwört sich, nie ein Schachbrett anzurühren. Zu groß ist seine Angst, neuerlich in ein Schachfieber zu verfallen.
Erst durch das Zusehen bei der Schachpartie Centovic gegen McConnor und seine Freude entsinnt er sich, dass die Chiffren, mit denen er sich während seiner Exerzitien immer beholfen hat, doch nur Ersatz gewesen sind und Symbol für richtige, hölzerne Schachfiguren. (vgl. S. 80) Er merkt, dass ihn das Schachspiel doch noch immer nach all den Geschehnissen in seinen Bann zieht und fasziniert. Auf das Bitten und Betteln des Chronisten hin lässt sich Dr. B. letztlich doch zu einer Schachpartie allein gegen Herrn Centovic überreden, doch er bemüht sich gleich, keine großen Erwartungen unter den begeisterten Zuschauern zu wecken: \"..., erwarten sie wirklich nicht zu viel. [...] ich zweifle jetzt immer mehr daran, ob jene [...] Partien, die ich gespielt habe, tatsächlich regelrechte Schachpartien waren und nicht bloß eine Art Traumschach, ein Fieberschach, ein Fieberspiel, in dem wie immer im Traum Zwischenstufen übersprungen wurden.\" (S. 81)
Als Herr Centovic nach der ersten Partie, die Dr. B. klar gewinnt, anfragt, ob noch eine Partie gewünscht ist, bejaht Dr. B. sofort. Der Chronist sieht das Funkelnde, Fieberhafte in seinen Augen und macht sich ernsthafte Gedanken, ob es für Dr. B. nicht gescheiter wäre, es bei dieser einen Partie bewenden zu lassen. Schon in der Endphase des ersten Spiels wird der krasse Gegensatz, die vollkommene Unterschiedlichkeit der beiden Spieler klar: Dr. B., der locker und unbefangen spielt und wohl auch um Etliches schneller kombiniert als sein Gegenüber und auf der anderen Seite Herr Centovic, der stumme, schwerfällige Spieler: \"Nachdenken schien bei ihm eine geradezu physische Anstrengung, die alle seine Organe zu äußerster Konzentration nötigte.\" (S. 83)
Dr. B. ist der bessere Kombinierer, der seine nächsten Züge und vor allem die seines Gegners mit nur einem Blick flink erfassen kann; sein Gegner ist Hr. Centovic, der Kühle, der sich diesen Vorteil gegenüber Dr. B. eiskalt zu Nutze macht. Er erkennt, dass Dr. B. immer nervöser und ungehaltener wird, je länger das Spiel dauert und je länger er sich bei seinen Zügen Zeit lässt.
Letztlich hat er mit seiner Methode Erfolg- Sensibilität und Intelligenz unterliegen also Brutalität und primitiver Arroganz. Dr. B. verabschiedet sich mit aller Höflichkeit und bittet um Verzeihung für die Blamage. Er verbeugt sich und geht, auf die gleiche bescheidene und geheimnisvolle Weise, auf die er anfangs erschienen war.
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