Aufbruch ins 21. Jahrhundert Redeanalyse Roman Herzog hält 1997, aus Anlass zur Wiedereröffnung des Hotels Adlon, seine Rede "Aufbruch ins 21.Jahrhundert", um zu den ökonomischen wie gesellschaftlichen Problemen Stellung zu beziehen. Er spricht die großen Herausforderungen an, welche den Deutschen in Angesicht von hoher Arbeitslosigkeit, den Verfall des Sozialsystems und der fortschreitenden Globalisierung gegenüberstehen. Seiner Meinung nach muss sich Deutschland in näherer Zukunft wirtschaftlich und gesellschaftlich verändern, um das zu erreichen, will er, dass sich die Menschen an den Kopf fassen und endlich aufwachen. Er will mit seiner Rede erreichen, dass Deutschland toleranter flexibler und selbstständiger wird.
Doch dies ist nur mit einem enormen Kraftakt verbunden. Bestätigend hierfür kann man anführen: " Die Aufgaben vor denen wir stehen, sind gewaltig. [.] Es wird Kraft und Anstrengung kosten....
" (Z. 168-174) Roman Herzog bezieht sich of mit ein, was zum Ausdruck kommen lässt, dass er, obwohl Bundespräsident, auch nur ein Teil Deutschlands ist, der daran interessiert ist, dass es mit Deutschland vorwärts geht und außerdem von den schleichenden Problemen im selben Maße betroffen ist. In seiner Rede verfolgt er verschiedene Ziele. Von Zeile 1bis 54 informiert er sein Publikum über die zurzeit herrschenden Missstände in der BRD. Ab Zeile 55 -82 versucht Roman Herzog mögliche Ursachen zu benennen. Er tut dies mit erhobenem Finger, weil er darauf hinweist, dass das Volk auch einen großen Teil der Schuld auf sich zu laden hat, es also nicht ganz unschuldig ist.
Zeile 83-167 will er sein Publikum zum Denken anregen, indem er ihnen 6 konkrete Fragen zur Gestaltung der Zukunft stellt und darüber hinaus auch ein paar ob das Handeln bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt richtig war. Im letzten Absatz versucht der Redner das Publikum moralisch einzubinden, indem er sie davon überzeugt, dass die Flucht aus der Misere nicht ohne den Einzelnen zu bewerkstelligen ist. All diese Aspekte laufen darauf hinaus, dass es vor wichtigen Reformen kein Entkommen gibt, um die Zukunft Deutschlands nicht zu gefährden. Einen klugen Schritt hat der Redner insofern gemacht, als dass er an den Anfang seiner Rede die wirtschaftlichen und gesell-schaftlichen Probleme der BRD gestellt hat. Denn so wird jeder angesprochen, weil diese Angelegenheiten jeden Bewohner Deutschlands betreffen. Um einen besseren Kontakt zu seinen Hörern zu erlangen, bedient der sich der Umgangssprache, jedoch enthält seine Rede auch Elemente spezieller Fachbereiche wie z.
B. "wirtschaftlicher Dynamik" (Z.8), "Pro-duktzyklen" (Z.17), sowie die " Maximierung der Sozialtransfers" (Z. 118). Die Sätze werden teils kurz gehalten, aber auch mehrheitlich hypotaktisch.
Auffällig ist, dass Roman Herzog Schachtelsätze benutzt, wenn es eine Reihe von Informationen zu vermitteln gilt. Wenn er jedoch das Volk aufruft bzw. ihnen Forderungen stellt, dann wird dies eher in Form von Parataxen getan. In seiner Rede erscheinen auch diverse sprachliche Mittel, um die Wirkung seiner Rede zu verstärken. Zum einen veranschaulicht er mit Hilfe von Metaphern wie prekär die Lage ist. " Die Erosion der Sozialversicherungen durch eine auf dem Kopf stehende Alterspyramide" (Z.
3-5) und " der Verlust der wirtschaftlichen Dynamik geht Hand in Hand mit der Erstarrung der Gesellschaft" (Z.37-39), diese sprachlichen Bilder lassen den normalen Bürger die Situation besser begreifen. Die Parenthese: ". sind der Komplexität des modernen Lebens - mit all seinen Grenz- und Sonderfällen - oft einfach nicht gewachsen....
" (Z.79- 81) versucht seine Rede aufzulockern und soll stark kontakt aufbauend wirken. ". eine Vision. Visionen sind.." (Z.83), diese Kette ist dazu gedacht die Leute im positiven Sinne zu beeinflussen, denn sie soll erreichen das das Wort Vision immer wieder vor ihren geisteigen Augen auftaucht und das Publikum darauf aufmerksam macht, dass es wichtig ist Visionen zu haben.
Denn diese sind lebensnotwendig für die eigene Zukunft und somit Existenz. In Zeile 150 soll die Kette ".Jugend. Unsere Jugend.." verdeutlichen, dass die Jugend einen wichtigen Baustein in der Zukunft eines einzelnen, aber auch in der Zukunft eines ganzen Landes darstellt. Mit dem Parallelismus beginnend in Zeile 90 und endend in Zeile 116 " Wäre es nicht ein Ziel, .", welcher im Konjunktiv abgefasst ist, versucht der den Zuhörern zukünftige Reformen schmackhaft zu machen in dem er Vorstellungen über eine schönere Gesellschaft äußert und sie indirekt damit auffordert sich selbst ein Bild zu machen. Zumal greift er auch ihre Ängste auf, worauf sie sich natürlich angesprochen fühlen, weil sie existenziell gefährlich sind.
Um die Aufmerksamkeit zu erlangen, benutzt er bestimmte Schlüsselwörter wie "Arbeitslosigkeit" (Z. 43-44) bzw. "Existenzangst" (Z.44). Mit Symbolen wie "Ziel" (Z.89), "Chance" (Z.
94) oder "Freiheit" (Z.99) benutzt er aber auch Wörter mit denen ein euphorisches Gefühl ausgelöst werden soll, mit Tatendrang in die Zukunft zu blicken. Mit einer Gegenüberstellung des Wortes Angst mit positiv klingenden Wörtern, ermuntert er die Bürger Deutschlands mutiger und entschlossener zu handeln: " Angst lähmt den Erfindergeist, den Mut zur Selbstständigkeit, die Hoffnung mit den Problemen fertig zu werden. Und die Übertreibung: " Das ist ungeheuer gefährlich.." (Z.46) bringt zum Ausdruck wie gefährlich es ist sich an alles zu klammern, was einem bekannt ist.
Er fordert sie auch insgeheim damit auf offener für neues zu sein. " Das Leitbild des ewig irritierten, ewig verzweifelten Versorgungsbürgers kann es doch wahrhaftig nicht sein!"(Z.164-167), dieser Ausruf mit enthaltener Alliteration gibt den Zuhörern noch einmal einen Denkanstoß und fordert sie indirekt auf, sich mit ihrem Handeln auseinander zusetzen. Zum Ende hin legt Roman Herzog dem Volk durch den Ausruf: " Niemand darf aber vergessen: Ich hoch technisierten Gesellschaften ist permanente Innovation eine Daueraufgabe!"(Z. 176-178), dass der Mut zur Veränderung nie verloren gehen darf, da man sonst wenig Aussicht auf eine schöne Zukunft hat.
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