In seiner Heimatstadt wurde Goethe Rechtsanwalt beim Schöffengericht, wo er mit einem Zwischenspiel in Wetzlar vier Jahre lang arbeiten sollte. Doch beschäftigte er sich weiterhin intensiv mit der Literatur, so schrieb er bereits 1771 die programmatische Rede Zum Schäkespears Tag und als ersten großen dramatischen Wurf die Urfassung des Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand.
1772 ging Goethe ans Reichskammergericht nach Wetzlar, um als Praktikant seine juristischen Kenntnisse zu erweitern. Hier befreundete er sich mit dem Gesandtschaftssekretär Johann Christian Kestner und dessen Braut Charlotte Buff. Seine Sympathie für Lotte steigerte sich zur maßlosen Leidenschaft, so daß er bereits im September wieder nach Frankfurt zurückkehrte, um die Spannungen nicht eskalieren zu lassen. Diese Erfahrung einer aussichtslosen Liebe bildet das biographische Substrat für Goethes zweites großes Werk, den Roman Die Leiden des jungen Werthers, der 1774 im Druck erschien. Mit diesem Roman und dem Drama Götz von Berlichingen, das im selben Jahr in derzweiten, überarbeiteten Fassung erschien, gelang dem erst 24-jährigen Goethe der Durchbruch zum Ruhm. Nicht minder berühmt wurden seine Hymnen aus dieser Zeit, allen voran Prometheus, das als das Sturm-und-Drang-Gedicht schlechthin gilt.
Ein Jahr darauf verlobte sich Goethe mit Lili Schönemann, der sechzehnjährigen Tochter eines Frankfurter Handelsherrn. Obwohl die Verbindung anscheinend sehr glücklich war, fürchtete Goethe die Enge eines bürgerlichen Lebens in »häuslicher Glückseligkeit«. Nach einer Reise mit den Grafen Stolberg in die Schweiz trennte er sich von seiner Braut, um einer Einladung des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach zu folgen.
|