Rainer Brambachs Kurzgeschichte "Känsterle" handelt von einer langjährigen Ehe, in der die Kommunikation zwischen den zwei Ehepartnern nicht funktioniert. Wallfried Känsterle, ein einfacher Schlosser, verliert die Beherrschung, da er von seiner Frau nur herumkommandiert wird. Die im Text dargestellt Welt ist die Mittelschicht. Familie Känsterle ist eine einfache Familie, die in einem Wohnhaus lebt. Wallfried Känsterle, eine der Hauptpersonen, ist der schwächere Part der Ehe. Die andere Hauptperson ist Rosa.
Känsterle wird von seiner Frau gewissermaßen unterdrückt. Zwei Nebenpersonen, die im Text überhaupt nicht beschrieben werden, jedoch sehr wichtig sind, sind die Kinder Paul und Konradle. Die dritte Nebenperson, Herr Hansmann, soll Wallfrieds absolutes Vorbild sein. Doch Herr Hansmann ist nicht so perfekt wie Rosa denkt, denn am Ende wünscht er sich innerlich, auch die Beherrschung zu verlieren. Im Text finden sich typische Kennzeichen der Kurzgeschichte. Sie hat einen direkten Einstieg und ein offenes Ende.
Es wird der Abschnitt aus dem Leben eines Menschen, der einen Wendepunkt erlebt, dargestellt. Die Geschichte gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Teil erkennt man deutlich, dass Wallfried von seiner Frau unterdrückt wird. Es ist zwei Tage vor Sankt Nikolaus und es wird ein anscheinend typisches Gespräch zwischen den zwei Partnern gezeigt. Der Ehemann will am Abend nach der Arbeit gemütlich vor dem Fernseher sitzen und nicht gestört werden. Doch seine Frau ignoriert seine Wünsche und versucht ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
Rosa regt sich über die nicht gestrichenen Winterfenster auf und erzählt, wie perfekt Herr Hansmann seine Winterfenster gestrichen hat. Als sie vom Tod des Herrn Weckhammer erzählt, erwähnt sie, dass sie seiner Frau das Nikolaus-Kostüm abkaufen will und dass Wallfried das Kostüm abholen soll. Rosa zwingt Wallfried, dass er Paul und Konradle eine Freude zum Nikolaus macht und das Nikolauskostüm anzieht. Er versucht sich herauszureden und sagt ihr, dass er kein guter Redner sei, doch ihr ist es egal, sie will ihren Willen durchsetzen. Der zweite Teil der Kurzgeschichte findet am Sankt Nikolausabend statt. Känsterle verkleidet sich am Dachboden unter dem trüben Licht einer staubigen Glühbirne.
Das Kostüm ist ihm viel zu geräumig, da er ein schmächtiger Mann ist. Die Schuhe sind ihm viel zu groß, deswegen stopft er noch etwas Zeitungspapier hinein, doch dies nutzt nicht viel. Er fühlt sich sehr unwohl unter der großen Kleidung. Am liebsten würde er sie gleich wieder ausziehen und sich vor den Fernseher setzen. Langsam begibt er sich auf den Weg über die Treppen hinunter in die Wohnung. Der Abstieg wird durch die großen Schuhe erschwert und so stolpert er und stürzt die Treppen hinunter.
Durch seinen Aufprall denkt Rosa, dass er an der Tür geklopft hat und öffnet diese. Als sie Wallfried so jämmerlich am Boden liegen sieht, sorgt sie sich nicht um ihn, sondern es kommen wieder nur Vorwürfe und Forderungen, er solle sich richtig anziehen und aufrichten, da die Kinder kommen. Das ist alles zu viel für den sonst friedlichen Känsterle, seine Frau hat ihn zum "Explodieren" gebracht. Er verpasst ihr eine Ohrfeige und stürmt in die Wohnung. Wallfried zerstört einige der Lieblingssachen seiner Frau, darunter einen Porzellanpfau. Der Höhepunkt der Geschichte ist, als er den Gummibaum durch ein normales Fenster und ein Winterfenster wirft.
Rosa wird hysterisch und ruft um Hilfe, sogleich kommt Herr Hansmann. Doch dieser freut sich nur innerlich über die Verwüstung, die Wallfried angerichtet hat und provoziert ihn, damit er weiter macht. Eine symbolische Bedeutung in "Känsterle" haben die Winterfenster. Sie werden als alt und kaputt beschrieben, so ist auch Känsterle. Die Winterfenster müssen gekittet werden, wie die Ehe zwischen Wallfried und Rosa. Die Ehe soll nach außen perfekt aussehen (Winterfenster gehen nach außen auf), doch innerlich ist sie kaputt.
Nachdem Känsterle die Winterfenster zu Bruch gebracht hat, kann jeder sehen, dass die Ehe gescheitert ist. "Ein kalter Wind zieht durch die Stube," es ist keine Wärme mehr in der Beziehung vorhanden, man spürt nur mehr die Kälte. In dem Text sind einige Wortwiederholungen vorhanden: dritter Absatz, in sechs Zeilen vier Mal das Wort "Winterfenster", in der zweiten Szene drei Mal hintereinander "dann" als Satzanfang (Aufzählung). Durch diese Wiederholungen wird die Wirkung des Textes verstärkt, es wird klar gemacht, dass Rosa Wallfried mit den vielen Wiederholungen dazu bringt die Beherrschung zu verlieren. Der Erzähler ist auktorial und neutral, er steht weder auf der Seite von Wallfried, noch auf der Seite von Rosa. Rainer Brambach zeigt mit seiner Kurzgeschichte "Känsterle", dass man seine Aggressionen nicht aufstauen soll.
Jedoch könnte sie auch einfach eine Aufforderung für Partner sein, dass sie mehr mit einander kommunizieren und die Probleme die sie miteinander haben klären. In dem Fall von Känsterle ist es bereits zu spät, für diese Beziehung wäre eine Trennung die beste Lösung.
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