Die Handlung von \"Mario und der Zauberer\" hat sich in ähnlicher Form wirklich zugetragen. Es ist also eine \"True Story\". Sie basiert auf dem Italienurlaub der vierköpfigen Familie Mann. Diese Badeferien wurden vom 31. August bis zum 13. September des Jahres 1926 in Forte dei Marmi, was dem Torre di Venere der Novelle entspricht, verlebt.
Thomas Mann beschreibt den Urlaub in persönlichen Briefen in Hinsicht auf das Wetter und Strandleben als gelungen, außerdem hatten die Kinder einen Rießenspaß. Allerdings es an kleineren \"Widerwärtigkeiten\" nicht gefehlt, die mit dem \"unerfreuliche überspannten und fremdenfeindlichen nationalen Gemütszustand zusammenhingen\" (Reclam, S. 25). Thomas Mann hat den aggressiven und arroganten Nationalismus und die faschistischen Machenschaften Einiger am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Den Zauberkünstler, der allerdings nicht Cipolla hieß, hat es in der Tat gegeben, und Thomas Manns Familie hat ihn sozusagen live miterlebt. Aber in der Realität hat der Künstler überlebt. Mann wurde erst durch seine Tochter darauf aufmerksam gemacht, daß die Geschichte viel spannender wäre, wenn Mario den Zauberer umbringen würde.
Die Erlebniserzählung \"Mario und der Zauberer\" ist allerdings erst drei Jahre nach dem Italienaufenthalt und fast zufällig entstanden. Die Manns verbrachten ihren Sommerurlaub diesmal, im Jahre 1929 im samländischen Ostseebad Rauschen. Thomas Mann hat zur Zeit gerade an seinem Werk \"Joseph\" gearbeitet, hat aber keine Lust gehabt, das gesamte Manuskript mit in den Urlaub zu nehmen. Da ihm das Nichtstun in den Ferien allerdings nicht lag, hat er sich entschlossen, etwas, was \"was aus der Luft gegriffen werden konnte\", zu schreiben, und besann sich seines Italien- aufenthaltes von 1926. Auf diese Weise ist \"Mario und der Zauberer\" entstanden. Man kann sagen, aus einem etwas Privatem, wie einem \"tragischen Reiseerlebnis\", ist etwas \"ethisch-symbolisches\" von allgemeingültiger Bedeutung entstanden.
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