Die Philosophie setzte starke Impulse in der Epoche des Realismus. Man geht davon aus, daß die Welt und alle Dinge völlig unabhängig von der Vorstellung, die wir von ihnen haben, existieren. Das bedeutet entweder, daß die Dinge wie bei PLATO nur als Ideen außerhalb der erfahrbaren Welt wirklich sind, oder daß die Dinge in der Welt existieren, wir sie aber durch den Schleier unserer Vorstellung oft nur undeutlich erkennen können. Der Grundgedanke des Realismus ist die fundamentale Tatsache, daß ohne die Annahme einer realen, wirklich existierenden Welt ( = Summe der Vorkommnisse) unser gesamter Lebenszusammenhang, alle Erfahrungen, Handlungen sowie der Umstand, daß wir in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren, nicht nur sinnlos, sondern vollkommen unbegreiflich wäre.
Von daher kann man davon ausgehen, daß jede Philosophie in irgendeiner Weise den Grundgedanken des Realismus beinhaltet. Die elementarste Frage des Realismus ist weniger, wie, was oder wem Realität zukommt, sondern die einfache Feststellung, daß überhaupt etwas ist. Philosophisch war der Realismus in drei unterschiedliche Positionen geteilt. Zum einen der extreme Begriffsrealismus (Plato), der Nominalismus und der gemäßigte Begriffsrealismus (Aristoteles).
Im Mittelalter war der Realismus vom Verhältnis Denken/Sein bestimmt. Dieses Problem gipfelt in der sogenannten Frage der Erkennbarkeit der Realität der Außenwelt. Der naive Realismus geht davon aus, daß uns unsere Vorstellungen eine genaue Kopie der Außenwelt liefern (z.B.: der Tastsinn). Für den kritischen Realismus sind die Gegenstände der Außenwelt nur durch unpassende Vorstellungen vermittelbar. Der sozialistische Realismus (Marx, Lenin, Stalin) geht davon aus, daß eine objektive Realität unabhängig vom erkennenden Bewußtsein existiert.
Im 20. Jahrhundert hat sich vor allem unter dem Einfuß von Phänomenologie und Psychologie der Realitätsbegriff wesentlich erweitert. \"Wirklichkeit\" können nun auch unsere Bewußtseinsakte, Tätigkeiten, Wunschvorstellungen undsoweiter beanspruchen.
3 Literatur
Die Literatur dieser Zeit läßt sich grob in zwei Gattungen einteilen. Zum einen gab es den poetischen Realismus und zum anderen den kritischen Realismus.
3.1 Poetischer Realismus:
"Realismus" ist keine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Schon im 15. und 16. Jahrhundert lassen sich realistische Züge in der Dichtung erkennen. Bei Shakespeare und sogar in der Barockzeit bei Grimmelshausen werden Erzählungen äußerst realistisch geschildert. Aber erst im 19. Jahrhundert wird der Realismus zum Stilprogramm einer Generation.
Die Hauptvertreter des poetischen Realismus sind:
· Theodor Storm
· Gottfried Keller
· Theodor Fontane
· Wilhelm Busch
· Conrad Ferdinand Meyer
· Wilhelm Raabe
Österreichische Spätrealismus:
· Ludwig Anzengruber
· Marie von Ebner-Eschenbach
· Ferdinand von Saar
· Peter Rosegger
Die "Realisten" wandten sich vor allem gegen die Klassik und Romantik. Man wollte das Erfahrbare und Überprüfbare darstellen und ächtete die Pantasie. In der realistischen Dichtung sollen selbst die Gefühle und Meinungen des Dichters außerhalb der Darstellung bleiben. Man war daran interessiert, den Menschen in seinem alltäglichen Leben darzustellen. Der Realist wollte illusionsloser Beobachter sein, merkte aber dabei nicht, daß er nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit wahrnimmt. Die Handlung der Werke fand meistens in kleinen Orten oder Dörfern am Lande statt. Die Figuren waren häufig Handwerker, Kaufleute und Bauern. Nicht die große Politik, sondern die kleine Welt des Privaten bildete den Hintergrund.
Kennzeichnend für die Erzählung des Realismus ist die Rahmentechnik: Ein Erzähler erinnert sich an eine Begebenheit aus seinem Leben oder an eine alte Chronik, in der die dann folgende Geschichte erzählt ist.
Die Erzählung bekommt durch den Rahmen den Anstrich eines Berichtes über reales vergangenes Geschehen. Die bevorzugte Gattungsform ist die Novelle, die im Realismus ihren Höhepunkt erreicht.
Der Roman tritt im Realismus in verschiedensten Formen auf: als Entwicklungsroman , als historischer Roman, als Zeitroman sowie als Gesellschafts- und Familienroman. Auf das Drama wird weitgehend verzichtet.
Die realistischen Erzähler beziehen sich meist ganz konkret auf die Gegenwart, auf die Realität ihrer Zeit. Um in ihren Werken die ganze Wirklichkeit zu erfassen, beschäftigen sie sich vorallem mit dem ihnen gut bekannten: dem einfachen Bürgertum.
3.2 Kritischer Realismus
Ausgelöst wurde der kritische Realismus in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts. Er soll ohne persönliche Stellungnahme und ohne eine Spur von Teilnahme ,am Geschick der epischen Figur, erzählen.
Das Bemühen um unbedingte, ungerührte Objektivität führte notwendig zur Entdeckung des Häßlichen, Beklemmenden, des Elends und der Kümmerlichkeit menschlichen Daseins.
Der realistische Erzähler möchte den Eindruck vermitteln, als stelle er ein Geschehen möglichst objektiv dar. Er berichtet wie ein neutraler außenstehender Zuschauer (neutrales Erzählverhalten). Dem Leser soll der Eindruck vermittelt werden, daß sich das Geschehen unmittelbar vor ihm abspielt, als sei er selbst Zeuge und nicht abhängig von einem auktorialen Erzähler.
Auktoriales Erzählverhalten:
Der Erzähler tritt als Vermittler zwischen Geschichte und Leser auf; er erläutert und beurteilt das Geschehen, stellt einen direkten Kontakt zum Leser her.
Neutrales Erzählverhalten:
Der Erzähler tritt hinter das Geschehen zurück und überläßt die Beurteilung dem Leser. Er ist nicht unmittelbar wahrzunehmen.
Im kritischen Realismus galt es als vorrangig, daß naturwissenschaftliche Weltbild (Medizin, Biologie, Psychologie, Soziologie, ...) als Grundlage zur Darstellung des Menschen zu nehmen.
4 Kunst und Musik
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Künstler das selbe Ziel wie die Schriftsteller. Sie wollten mit ihrer Kunst die Welt so zeigen, wie sie sie sahen. Währen der Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts stand Realismus für die Wegbewegung von der abstrakten hin zur darstellenden Kunst. Die kunstgeschichtliche Definition von Realismus wurzelt in einer Bewegung die vorwiegend von Frankreich dominiert wurde (ca. 1840 - 1880) und sich teilweise in den Werken von Gustave Coubet widerspiegelt. In dieser Zeit der Unruhen und des Umsturzes stellten sich die Realisten gegen die Romantische Kunstrichtung, um die Welt wissenschaftlich und durch Erfahrung zu erforschen und das Leben so wahrzunehmen wie es um sie herum existierte. Häufige Motive waren Personen die in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt wurden. Es wurde einen emotionslose, detaillierte Untersuchung des zeitgenössischen Lebens, als einzige gültige Auseinandersetzung mit der damaligen Kunst, angestrebt. Manche Künstler versuchten, alltägliche Szenen aus der Vergangenheit darzustellen. Weitere berühmte Künstler dieser Zeit waren Adolf von Menzel, Honore Daumier und Francois Millet der vorallem durch seine Darstellungen von Landarbeitern berühmt wurde. Weitere bekannte Künstler waren Edouard Manet und Edgar Degas die sich mit der Verbindung von Realismus und Impressionismus einen Namen machten.
Bekannte Musiker dieser Zeit waren Richard Wagner, der einen neuen Opernstil entwickelte, sowie Johannes Brahms, Anton Bruckner und Giuseppe Verdi. Besonders die Oper und das Burgtheater hatten in dieser Periode ihre Blütezeit.
|