Die Passacaglia ist eine Variationsform über dem Fundament eines gleichbleibenden Basso ostinato , das im langsamen Dreier-Tanzschritt, eben der ursprünglichen Passacaglia abläuft. Der gleichbleibende Baß kann auch in den Oberstimmen auftreten und dabei Umgestaltungen erfahren, wobei die Melodie Töne das Gerüst aller Stimmen bilden.
Über dem ostinaten Thema (Abb.1) errichtet Bach ein Klanggebäude, reich an figurativen, melodischen und harmonischen Wendungen (z. B.: Takt 112-136[Abb.2]). Ein deutlich abgesetzter Mittelteil (manualiter bis zur Einstimmigkeit) gliedert, schon äußerlich wahrnehmbar, in 3 große Variationsgruppen. Gesteigert wird das Werk aber noch durch die unmittelbar anschließende Fuge. Ihr zunächst annähernd normaler Verlauf (in der Durchführung nur ein Einsatzpaar Es-B) wird durch den genial unvorbereitet angesprungenen Neapolitanischen Sextakkord einige Takte vor Schluß plötzlich beendet. Die Schlußkadenz erreicht - wie die genaue Mitte der Passacaglia - die beiden Extremtöne C im Pedal und c³ im Manual und beschließt das Werk mit imperialem Glanz.
Bach krönte die jahrhundertelange Entwicklung der Passacaglia durch seinen ungewöhnlichen Fantasiereichtum, aber auch durch seine Kombinationsgabe. Sie läßt ihn an die ohnehin lange Form noch eine ausgewachsene Fuge über dasselbe Thema anschließen. Das ganze Werk wirkt dadurch aber nicht wirklich länger, sondern spannungsvoller.
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