Den ersten Erfolg erzielte Hochwälder mit dem frauenlosen Prosastück \"Das heilige Experiment\", das das Ende des südamerikanischen Jesuitenstaates am 16. Juli 1767 zeigt, der für 170.000 Indianer ein christlich-kommunistisches Gemeinwesen war. An diesem einen Tag vollzieht sich die Handlung.
Alfonso Fernandez, der Pater Provinzial des Ordens, erwartet einen Abgesandten des Ordensgenerals in Rom und Don Pedro de Miura, des Königs Visitators, der prüfen wird, ob die Anschuldigungen gegen den Jesuitenstaat berechtigt sind. Die Bischöfe, Gutsbesitzer und Kaufleute hassen die Jesuiten wegen ihrer Erfolge. Gerade wieder sind 150.000 Kaziken seßhaft geworden.
Der Visitator, ein spanischer Edelmann trifft ein. Er umarmt den Provin¬zial freudig - und erklärt alle Jesuiten für verhaftet.
Die Anschuldigungen lauten: Untreue gegen den König, Verheimlichung von Silberbergwerken, Wucher und Unterdrückung der Indios. Der Bi¬schof von Buenos Aires behauptet, man habe das Priestertum profaniert und unter dem Vorwand der Religion eine Utopie eingerichtet. Aus den Indios seien keine Christen, sondern Materialisten geworden. Der Visita¬tor schließt die Untersuchungen ab mit den Worten: \"Es ist klar - die Be¬schuldigungen, die man gegen euch erhoben hat sind falsch!\"
Gleichzeitig zieht er ein Schreiben des Königs aus der Tasche, das alle Anklagepunkte für bestätigt erklärt und die Jesuiten verurteilt, Paraguay zu verlassen. \"Weil ihr recht habt, müßt ihr vernichtet werden.. Wie lange dauert es noch - und euch gehört der ganze Kontinent! ... Narren wären wir, wenn wir euch nicht verjagten, solange es noch Zeit ist! ... Die Über¬gabe der Siedlungen an uns - müßt ihr befehlen! ... Eure Weigerung wäre der Untergang des Eures Ordens im ganzen spanischen Weltreich!\".
Der Provinzial läßt den Visitator verhaften. Ein Unbekannter gibt sich als Le¬gat des Ordensgenerals zu erkennen. Er erklärt, das königliche Edikt sei dem Orden willkommen. \"Wir haben uns um des äußeren Erfolges willen in die Netze der Macht verstrickt ... Aber Gott ist kein Politiker.\" Der Provinzial unterwirft sich der Ordensdisziplin. Die Kaziken bitten, von den Jesuiten in den Kampf geführt zu werden. Pater Oros, der Befehlsha¬ber der Truppen, rebelliert. Er will kämpfen. Im Gespräch mit den Kazi¬ken erkennt der Provinzial, daß er jedenfalls theologisch tatsächlich im Unrecht ist: Die Eingeborenen unterscheiden zwischen dem guten und nützlichen Christus der Jesuiten und dem bösen der Bischöfe.
Es kommt zum Kampf. Der Provinzial wird beim Versuch, Frieden zu stiften, verwundet. Damit ist die Widerstandskraft der Jesuiten gelähmt. Der Visitator triumphiert: \"Wir sind am Ziel. Das Reich Gottes ist beim Teufel\".
Die Patres werden zur Deportation, dreißig von ihnen zum Tode verur¬teilt. Auch der Rädelsführer Oros wird zum Tode verurteilt. Der Provin¬zial vergibt ihm seine Sünde, damit auch ihm seine ketzerische Überzeu¬gung, die er aber nicht bereuen kann, vergeben werde. Sterbend wendet er sich an das Bildnis des hl. Franz Xaver, des großen Ordensmissionars. Er verkündet Franz Xavers Auferstehung, die allen Menschen Erlösung brin¬gen wird. Der Visitator erblickt das Bild Franz Xavers und murmelt: \"Und doch - ist in meinem Herzen ... etwas ... das spricht - ,Was hülfe es, wenn ich die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an meiner Seele...\"
Das Grundproblem des Dramas ist die Frage nach der weltlichen oder der geistlichen Macht der Kirche.
|