Man sieht, daß Konfusion überall dort auftreten kann, wo von einer Sprache (im weitesten Sinne) in eine andere übersetzt werden muß. Es kann sich aus verschiedenen Gründen ergeben, daß eine Mitteilung für Sender und Empfänger verschiedenen Sinn und Bedeutung hat.
Die Konfusion ist im nächsten Beispiel nicht als Folge einer Störung des Übertragungsvorganges aufgetreten, sondern sie ist in der Struktur der Mitteilung selbst enthalten.
1.BEISPIEL:
Der Teufel stellte die Allmacht Gottes dadurch in Frage, daß er ihn aufforderte, einen Felsen zu schaffen, der so riesengroß war, daß nicht einmal Gott selbst ihn aufheben konnte. Wie vereinbart sich das mit Gottes Allmächtigkeit?
Solange er den Felsen aufheben kann, hat er es nicht fertiggebracht, ihn groß genug zu schaffen; kann er ihn aber nicht heben, so ist er aus diesem Grunde nicht allmächtig.
2.BEISPIEL:
IGNORE THIS SIGN
Um diese Aufforderung zu befolgen, muß man das Schild erst lesen. Damit verletzt man die Anweisung der Nichtbeachtung.
3.BEISPIEL:
MARY POPPINS: Corry fragt Mary Poppins, ob ihre Tochter noch keine Pfefferkuchen hergegeben hat, andererseits beklagt sie sich darüber, daß ihre Tochter gerade im Begriff war, dieses zu tun, ohne die Erlaubnis der Mutter.
Bei Corrys Tochter lassen sich 3 Variationen des Grundthemas unterscheiden:
1.) Wer für seine Wirklichkeitswahrnehmungen oder für die Art und Weise, wie er sich selbst sieht, von Menschen, die für ihn lebenswichtig sind, getadelt wird, wird schließlich dazu neigen, seinen Sinnen zu mißtrauen.
Durch Unsicherheit kommt es zu der Aufforderung der anderern, sich mehr anzustrengen und die Dinge "richtig" zu sehen. Es wird der Person immer wieder nahegelegt, sie habe Unrecht, dadurch fällt es ihr noch schwerer, sich in der Welt und in zwischenmenschlichen Situationen zurechtzufinden.
Sie wird in ihrer KONFUSION dazu neigen, auf immer abwegigere Weise nach jenen Sinnzusammmenhängen und jener Ordnung der Wirklichkeit zu suchen, die den anderen anscheinend so klar sind, ihr aber nicht.
Ihr Verhalten (in künstlicher Isolierung) würde dem klinischen Bild der SCHIZOPHRENIE entsprechen.
2.) Wer von für ihn lebenswichtigen Personen dafür verantwortlich gemacht wird, anders zu
fühlen, als er fühlen sollte, wird sich schließlich dafür schuldig fühlen, nicht die richtigen
Gefühle in sich erwecken zu könen.
Ein Dilemma ergibt sich dann, wenn Eltern der Meinung sind, ein richtig erzogenes Kind
müsse ein fröhliches Kind sein. "Nach allem, was wir für dich getan haben, solltest du
froh und zufrieden sein."
Auf diese Weise wird die kleinste Traurigkeit oder Verzagtheit des Kindes zu Undank-
barkeit und Böswilligkeit abgestempelt und kann in ihm endlose Gewissensqualen
erzeugen.
Das sich daraus ergebende Verhalten (in künstlicher Isolierung) des Kindes entspricht
dem klinischen Bild der DEPRESSION.
3.) Wer von Personen, die für ihn lebenswichtig sind, Verhaltensanweisungen erhält, die
bestimmte Handlungen sowohl erfordern als auch verbieten, wird dadurch in eine
paradoxe Situation versetzt, in der er nur durch Ungehorsam gehorchen kann.
BEISPIEL: Es gibt Eltern, die sehr großen Wert auf Gewinnen bei ihren Kindern legen, ihnen würde auch jedes Mittel recht sein. Andererseits legen sie auch großen Wert auf Fairneß und Ehrlichkeit.
BEISPIEL: Wenn eine Mutter ihre Tochter bereits in sehr frühem Alter vor der Häßlichkeit und den Gefahren alles Sexuellen zu warnen beginnt, gleichzeitig aber dem Mädchen "eintrichtert", daß man sich als Frau von Männern umschwärmen und begehren lassen soll.
Das sich aus diesem Widerspruch ergebende Verhalten entspricht häufig der sozialen Definition der HALTLOSIGKEIT.
4.) Die "Sei spontan!"- Paradoxien:
Entstehen dann, wenn ein Partner vom anderen ein ganz bestimmtes SPONTANES Verhalten fordert, das sich aber deswegen nicht spontan ergeben kann, weil es gefordert wurde.
Geforderte Spontanität führt in die paradoxe Situation, in der die Forderung ihre eigene Erfüllung unmöglich macht.
BEISPIEL: Ehefrau beklagt sich bei ihrem Mann, ihr doch gelegentlich Blumen mitzubringen. Sie hat sich nun die Erfüllung ihrer Sehnsucht endgültig verbaut.
. Wenn er ihren Wunsch ignoriert, wird sie sich noch weniger geliebt fühlen.
. Kommt er aber doch einmal mit Blumen, so wird sie trotzdem unzufrieden sein, denn er bringt ihr die Blumen ja nicht spontan von sich aus, sondern nur, weil sie es verlangte.
PARADOXIEN sind universal, und sie können ihr Unwesen in allen möglichen Gebieten menschlicher Beziehungen treiben.
Es besteht guter Grund zur Annahme, daß sie unsere WIRKLICHKEITSAUFFASSUNG nachhaltig beeinflussen können.
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