Die höfisch geprägte Literatur des 17. Jahrhunderts war durch Volksferne, Realitätsverlust, Künstlichkeit und Motivarmut gekennzeichnet. Sie sprach deswegen, mit ihren "Haupt- und Staatsaktionen", verwirrenden Helden- und Schäferromanen und ihren schwülstigen erotischen Gedichte, immer weniger Menschen an, und wurde allmählich ersetzt. Die Fürsten entließen ihre Hofpoeten und Hofdichter, stattdessen wurden in den großen Handelsstädten, die sich zu neben den Höfen zu Kulturzentren entwickelten, neue eigenständige literarische Gesellschaften gegründet. Statt einem fürstlichen Mäzens traten nun bürgerliche als Geldgeber auf, die literarische Werke in Auftrag gaben, die dem Sinn der Aufklärung entsprachen.
Dieser war, daß die Literatur den Zweck den Menschen zu bilden, zu erziehen, aber auch zu unterhalten, zu erfüllen hatte. Dazu sollte der Dichter ein gelehrter Mann sein und sich nach Regeln halten, sich selbst kontrollierend durch den Verstand. Die verschiedenen Dichtungsgattungen wurden streng getrennt. Im Mittelpunkt der Dichtung standen Menschen, die sich durch ihren Willen und ihre Vernunft zu vollkommeneren Wesen entwickelten, genauso wie die Aufklärer es sich vorstellten. Nicht mehr das Lob des Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, sondern die Würdigung des bürgerlichen Lebens und die Aufklärung des bürgerlichen Lesers stand im Mittelpunkt der neuen Dichtung. Daher herrschte das Lehrgedicht, die Fabel und satirische Darstellungen vor. Sehr beliebt waren auch der Reiseroman und später der Familienroman. Der Aphorismus war in der Aufklärung auch eine beliebte literarische Ausdrucksform.
Träger der Literatur waren die akademisch Gebildeten aus dem dritten Stand, besonders Theologen, Sprachgelehrte und Schulmänner. Viele Schrifsteller lösten sich aus der finanziellen Abhängigkeit der Fürsten und lebten als freie Schrifsteller, wie zeitweilig Lessing und Klopstock. Die Schrifsteller hatten aber mit einer großen Schwierigkeit zu kämpfen, nämlich mit der Tatsache, daß die große Masse der Bevölkerung am Anfang des 18. Jahrhunderts weder lesen noch schreiben konnte, und die wenigen Bürger die es konnten, beschränkten ihre Lektüre auf die Bibel und sonstige religiöse Schriften. Noch um 1770 konnten nur 15 % der Bevölkerung lesen, 1800 waren es schon 25 %. Der Kreis derjeniger die die schöne Literatur lasen, war natürlich noch kleiner. Es mußte daher erst ein breites Lesepublikum und eine literarisch interessierte Öffentlichkeit geschaffen werden.
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