Als die Nazis 1933 an die Macht kamen war Andersch durch seine Arbeit für die Kommunisten in einer gefährlichen Lage. So wurde er am 8. März verhaftet und seine gesamten Bücher beschlagnahmt. Er wird in das Konzentrationslager in Dachau eingeliefert. Da ein NS-Funktionär und ehemaliger Freund der Familie sich für Andersch verbürgt, kommt er im Mai wieder frei. Zu diesem Zeitpunkt blieb das Gefühl der Zugehörigkeit zur Kommunistischen Bewegung ungebrochen. Er arbeitete weiter für die Partei. Zwar nur als Bote, doch er unterstützte den Widerstand und akzeptierte die Gefahr, die er dafür in Kauf nahm. Der Preis war, daß er bei einer Razzia der Gestapo in einer kommunistischen Druckerei entdeckt wurde. Am 9. September wurde er zum zweiten mal verhaftet. In der Zelle, in der Andersch darauf wartete, zum Verhör geholt zu werden, befanden sich Personen, die aus dem Lager Dachau kamen. Was diese über die Praktiken, die jetzt dort durchgeführt wurden zu berichten hatten, raubte Andersch den letzten Funken seiner Selbstsicherheit. Zwar kam er an diesem Tag wie durch ein Wunder als einziger wieder frei, doch hatte er eine Entscheidung gefällt. \"Als ich das Gebäude der Polizeidirektion verließ... wußte ich, daß ich meine Tätigkeit für die Kommunistische Partei beendet hatte.\"* Andersch entwickelte eine Todesangst davor, wieder ins KZ zu kommen. Himmlers Gestapo hatte bei Andersch, wie bei den meisten anderen, die ihm gleichgesinnt waren, mit ihrer Verfolgung von Oppositionellen ganze Arbeit geleistet.
In den kommenden Jahren brach Andersch den Kontakt zu seinen ehemaligen Genossen ab. Er mußte damit rechnen, von der Gestapo überwacht zu werden. Er versuchte das Scheitern seiner Partei und seiner politischen Hoffnung zu ver- drängen. \"Ich antwortete auf den totalen Staat mit der totalen Introversion.\"**
Er bekam eine Stelle bei J.F. Lehmann`s Verlagsbuchhandlung und lenkte sich mit allerlei europäischer Literaturgeschichte ab. 1937 nahm er einen Job in Hamburg bei der Werbeabteilung der Leonar-Werke an. Zwar erfüllte ihn die Arbeit dort nicht, doch er konnte für den Lebensunterhalt seiner Familie, er hatte 1935 kurz vor den Rassengesetzen eine Halbjüdin geheiratet, sorgen. Zu dieser Zeit lief sein eigentliches Leben nach der Arbeit ab. Er zog sich täglich zurück, um in Ruhe schreiben zu können.
1940 wurde Andersch, der wegen seiner schwachen Augen bei Kriegsanfang vorläufig ausgemustert wurde, erst als Bausoldat und später als Besatzungs- soldat in Frankreich eingesetzt. Nachdem er dort zufällig ein Mitteilungsblatt der Wehrmachtsführung in die Hände bekam, welches besagte, daß ehemalige KZ-Insassen sofort auszumustern seinen, konnte er seine Entlassung durch-setzen. Bis zu seiner erneuten Einberufung Ende 1943 arbeitete Andersch wieder als Büroangestellter bei der Kosmetikfirma J. G. Mouson & Co. Er faßte schon früh den Entschluß, den er am 6. Juni 1944 wahr machte. Die Desertion.
In Italien, ca. 60 km nördlich von Rom, überquerte Andersch die Frontlinie und wurde von den Amerikanern gefangen genommen.
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