Nathan weist mit der Ringparabel eine Antwort auf die Wahrheitsfrage indirekt zurück. Dies kann man mit einem Denkmodell begründen.
Die erste Variante des Modells sieht so aus:
Die Frage nach der Wahrheit einer Offenbarungsreligion kann durch Vernunftgründe nicht theoretisch geklärt werden. Der Versuch, den in die Zukunft prinzipiell offenen, von Gott bestimmten Plan der Geschichte (Theodizee) mittels Vernunft aufdecken zu wollen, ist menschlicher Hochmut (Hybris).
Die zweite Variante besagt dies:
Alle drei Offenbarungsreligionen sind unwahr.
Weil keiner die Toleranz praktizieren kann, die von Gott gefordert wird, sind alle drei Offenbarungsreligionen die "betrogenen Betrüger" aus der Ringparabel.
Die dritte Variante besagt:
Gott selbst hat die Religionen so unterschiedlich gestaltet.
Die Religionen treten in einen Wettstreit und müssen sich einer "pragmatischen Wirkungsprobe" unterziehen. Diese manifestiert das Umdenken von Begründungsdenken zu Bewährungsdenken.
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