In der klassischen Literatur werden Allgemeine und grundsätzliche Themen
aufgegriffen. Es werden Themen bevorzugt, die das überzeitliche Interesse
beanspruchen können. Dem \"Genialischen\" wird nun weniger Beachtung geschenkt, als
zuvor. Man kann diese Literaturauffassung als mögliche Reaktion der Autoren auf
die Zeitumstände, vor allem aber auf die Französische Revolution verstehen.
Anstatt soziale Mißstände zu beklagen, ging man dazu über, die Versöhnung des
Individuums mit dem Staat anzustreben. Dieses Streben nach Harmonie und Humanität
spiegelt sich in allen literarischen Gattungen wieder.
Besonders das Drama eignete sich gut, diese Ansprüche der Autoren zu erfüllen.
Vorherrschende Dramentypen waren das Ideendrama, in dem eine Idee dargestellt
wurde (\"Iphigenie\" von Goethe), das Geschichtsdrama (historische Stoffe, die für
die Gegenwart um 1800 neu gedeutet wurden, z.B. Schillers \"Wilhelm Tell\"). In
Schillers Dramen steht meistens die Freiheitsidee im Mittelpunkt.
Im Roman wird meist der Lebenslauf eines Helden gestaltet. Dieser Held wird zum
nützlichen Mitglied der Gesellschaft und kommt so zu einer neuen und vollkommene
Identität (\"Wilhelm Meisters Lehrjahre\" 1795/96, Goethe).
In der Lyrik wendet man sich vom Erlebnishaften ab. Auch in Gedichten und
Balladen werden überzeitlich gültige Probleme und Themen in den Mittelpunkt
gestellt. Vor allem griechisches und asiatisches Kulturgut werden in die
klassische Lyrik aufgenommen.
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