Bruno Bettelheim wurde 1903 in Wien geboren und emigrierte 1939 in die U.S.A., wo er als Professor für Erziehungswissenschaften, Psychologie und Psychiatrie an der Universität in Chicago tätig war. Er war und ist einer der bekanntesten Kinderpsychologen und verfasste zahlreiche Bücher zur Kindererziehung, wie z.B. "Kinder brauchen Bücher (1982)" und "Ein Leben für Kinder (1987). Er starb 1990 in Silver Spring in Maryland.
" "Kinder brauchen Märchen" ist ein Plädoyer, Kinder so zu akzeptieren, wie sie sind, und ihnen zu geben, was sie brauchen. Das Problem, den Sinn im eigenen Leben immer neu zu finden, ein Problem von Erwachsenen und Kindern, durchzieht wie ein roter Faden das ganze Buch. Darum ist es nicht nur ein Appell, Kindern Märchen zu erzählen, sondern zugleich ein "Märchenbuch" für Erwachsene geworden...Im ersten Teil steht das Kind im Mittelpunkt...Im zweiten Teil werden die wesentlichen Aussagen einzelner Märchen und Märchengruppen analysiert...,,Soll eine Geschichte ein Kind fesseln", schreibt Bettelheim, "so muss sie es unterhalten und seine Neugier wecken. Um aber sein Leben zu bereichern, muss sie seine Phantasie anregen und ihm helfen, seine Verstandeskräfte zu entwickeln und seine Emotionen zu klären. Sie muss auf seine Ängste und Sehnsüchte abgestimmt sein, seine Schwierigkeiten aufgreifen und zugleich Lösungen für seine Probleme anbieten. Kurz: Sie muss sich auf alle Persönlichkeitsaspekte beziehen." Alle diese Vorausetzungen erfüllen, wie Bettelheim nachweist, die Märchen." (Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt)
Durch dieses Zitat wird deutlich, dass Märchen einen enormen Einfluss auf die psychische und soziale Entwicklung eines Kindes haben. Im Gegensatz zu einem erwachsenen Menschen kann ein Kind nur geringfügig Eindrücke der Realität verarbeiten. Dadurch entstehen Lücken, welche mit Phantasie gefüllt werden, die nicht nur positive, sondern auch negative Folgen mit sich ziehen können. Anhand von Märchen kann ein Kind schon im frühen Alter die Grenze zwischen Phantasie und Wirklichkeit erfassen.
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