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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Joseph roth --


1. Drama
2. Liebe

[2] Abb. 391 [2] Seite 10, Absatz 1-2

Jene Stadt, seine Geburtsstadt, von der Moses Joseph Roth hier spricht war Brody, das heute in der Ukraine Liegt. Damals aber, als Joseph Roth geboren wurde, gehörte es noch zu Österreich, und da im Kronland Galizien. Galizien, noch schlimmer Ostgalizien, nahe an der russischen Grenze, das bedeutete Rückständigkeit und Armut. Die unglaublich weite Entfernung vom Zentrum des Reiches ließ einen manches mal zweifeln, ob man sich überhaupt noch in Europa befand.

[2] Seite 18, Absatz 2 (Sätze 1-2), dann erst Absatz 1

In Brody, was nichts anderes als "Furt" bedeutet, kam also Roth im September des Jahres 1894 auf die Welt. Seine Eltern waren jüdisch und lebten in vergleichsweise wohlhabenden Verhältnissen. Joseph besuchte Volksschule und Gymnasium, wo er mit Auszeichnung maturierte in seiner Heimatstadt. Bereits in seiner Jugend machte Roth erste schriftstellerische Versuche, was ihn dann dazu bewog in Wien ein Studium der Germanistik zu beginnen.

Im Mai 1916, der "große" Krieg hatte bereits vor knapp zwei Jahren begonnen, meldeten sich Roth und ein Studienkollege als Freiwillige. Über sein Schicksal im Krieg ist wenig bekannt, obwohl diese Jahre prägend für ihn als Schriftsteller sein sollte. Angeblich in russische Gefangenschaft geraten, kehrt er im Dezember 1918 nach Wien zurück. Fest steht aber, daß in dieser Zeit Roths journalistische Anfänge zu finden sind: Gelegenheitsgedichte ebnen ihm den Weg und bringen ihn über Umwege zu durchaus bedeutenden Zeitungen und Zeitschriften, für die er Artikel und Reportagen in erstaunlicher Qualität verfaßt.

1920 sieht sich Roth gezwungen nach Berlin zu gehen, da die Tageszeitung "Neuer Tag", sein wichtigster Arbeitgeber, die Auflage eingestellt hat. Er veröffentlicht nun hauptsächlich in deutschen, später aber auch wieder in tschechischen und österreichischen Blättern. Ebenfalls in den frühen 20er-Jahren nimmt er seine ersten Romanprojekte, unter ihnen "Das Spinnennetz" und "Hotel Savoy", in Angriff. Der hohe literarische Wert seiner Veröffentlichungen macht Roth schnell berühmt und verhilft ihm zu lukrativen Verträgen bei der "Frankfurter Zeitung" und den "Münchner Nachrichten".

Roth entwickelt sich zum regelrechten Starjournalisten und verlegt seinen Wohnsitz nach Frankreich. In den nächsten Jahren bringen ihn Reisereportagen nach Italien, Albanien, Jugoslawien - und Rußland. Wichtig zu erwähnen ist, daß Joseph Roth bis zu seiner Rußlandfahrt eher mit dem Sozialismus sympathisierte (teilweise hatte er sogar unter dem Namen der "rote Joseph" publiziert). Diese Reise aber änderte seine Einstellung grundlegend. Er erkannte das Scheitern der Revolution und wandte sich ernüchtert ab.

Roth, der sein Honorar stets sofort ausgibt, kommt durch eine teilweise Loslösung von der "Frankfurter Zeitung" in ernstliche finanzielle Schwierigkeiten. Er wendet sich nun neuen Roman zu, schreibt unter ständigem Zeitdruck, um die erhaltenen Vorauszahlungen zu rechtfertigen.

Von Herbst 1930-32 schreibt er an jenem Roman, den man später als eines seiner Hauptwerke bezeichnen sollte, und der auch im Mittelpunkt dieses Referates steht: den Radetzkymarsch. Obwohl noch weitere, ausgezeichnete Werke folgen, ist jenes das packendste und charakteristischste. Denn in ihm spiegelt sich fast gleichnishaft die Jugend seines Autors wieder. Bevor ich mich nun dem eigentlichen Thema zuwende, möchte ich noch die Lebensgeschichte Joseph Roths beenden, die, wie ich meine, ebenso wichtig für das Wissen um die historischen Fakten die diesem zugrunde liegen.

Der große Verkaufserfolg des Radetzkymarsches ließ Roth auf die Sanierung seiner Finanzen hoffen, die unter seinem sehr aufwendigen Lebensstil stark gelitten hatten. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden seiner Bücher verboten und er zur Emigration gezwungen. Roth setzt seine literarische Arbeit zwar fort, leidet aber nunmehr unter ständigem Geldmangel, den er nie überwindet, zumal er sich nun noch stärker seiner Trunksucht hingibt. Im niederländischen Exil versucht sein Freund Stephan Zweig vergeblich ihn vom Alkohol abzubringen. In seinen späten Lebensjahren engagiert er sich immer mehr für Habsburg und die Wiedereinsetzung der Monarchie. Roth lebt in bitterster Armut wie folgender Text verdeutlicht.

[2] Abb. 354

Die Amerikareise kam allerdings nie zustande; ob aus Roths finanziellem Unvermögen oder seiner Krankheit, wissen wir nicht. Das Erscheinen seines letzten Buches, das den bezeichnenden Titel "Die Legende vom heiligen Trinker" trägt, erlebt er nicht mehr. Der Schluß, [2] Abb. 345, erfüllte sich für ihn nicht. Roths Zustand verschlechtert sich aufgrund seines ungehemmten Alkoholkonsums, ohne den er nicht schreiben konnte. In einem Pariser Café bricht er zusammen und stirbt im Mai des Jahres 1939 in einem Armenspital, völlig unzureichend behandelt und mit Lederriemen ans Bett gefesselt.

Doch es wäre nicht jener Joseph Roth gewesen, den ich anfangs gezeigt habe, wenn sein Begräbnis reibungslos und ohne Skurilität abgelaufen wäre. In einer Gedenkschrift ist zu lesen:

[2] Seite 274, Absatz 3

Ich hoffe nun die nötige Vorbereitung zum besseren Verständnis des Radetzkymarsches erbracht zu haben und möchte mich nun dessen Inhalt zuwenden.

 
 

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