Das in der Dummheit und Voreingenommenheit der Menschen begründete Vorurteil gegenüber Personen mit rotem Haar ist ein an vielen Stellen des Talisman thematisiertes und variiertes Motiv des Stücks. Der seit dem Altertum immer wiederkehrende Aberglaube von der moralischen Minderwertigkeit der Rothaarigen dient Nestroy zum Vorwand seiner Satire. Sie richtet sich allgemein gegen jegliche Entstehung von Vorurteilen und ihre Auswirkungen auf den einzelnen und die Gesellschaft. Der Volksglaube interpretiert, dass rote Haare die Folge eines Fluchs seien, der auf dem einzelnen oder seiner Familie lastet. Die Verbreitung des Aberglaubens führte zur unberechtigten Ächtung und Isolation der Rothaarigen durch die Gesellschaft. Entweder antwortet man auf die gesellschaftliche Isolierung seinerseits mit Hass -und entspricht damit vielleicht dem Vorurteil- oder man begegnet der Forderung der anderen durch "unauffällige" Angleichung an die "Norm".
Anzeige aus dem Donauwörther Wochenblatt vom 25.1.1834, in: Cersowsky, Peter: Johann Nestroy - Eine Einführung, S.70. Ebenso ist Titus Feuerfuchs durch seinen "Talisman" in der Lage, vom Außenseiter zum gesellschaftlich Anerkannten zu werden, muss aber zum Schluss erkennen, dass eine nur äußerliche Anpassung nichts ändert und vor allem das bestehende Vorurteil nicht aufhebt. Der heitere Lustspielschluss verheißt durch Titus und die rothaarige Salome eine ganz andere Lösung des Problems.
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