Inhalt des Buches
\"Alles im Leben ist eine Brücke - ein Wort, ein Lächeln, das wir dem anderen schenken. Ich wäre glücklich, könnte ich durch meine Arbeit ein Brückenbauer zwischen Ost und West sein.\"
Wie Andric in diesem Zitat zum Ausdruck brachte, versuchte er, die kulturellen, religiösen und sozialen Gegensätze in seinen Werken zu verdeutlichen, vor allem aber auch aufzuzeigen, daß man friedlich und in gegenseitiger Anerkennung zusammen leben kann.
So dreht es sich in seinem Buch \"Die Brücke über die Drina\" um eine Brücke, die einzige Brücke über die Drina, an der Grenze zwischen christlichem Abendland und islamischen Orient gelegen. Eine Brücke, die er zwar hoffte, daß es sie eines Tages wirklich geben würde, aber nicht in naher Zukunft, denn es ist \"eine Brücke zwischen zwei sich bekriegenden Welten\".
Alles begann im 16. Jahrhundert, als nach mehreren Jahren wieder \"christliche Kinder aus den ostbosnischen Dörfern für den Blutzoll, den Adschami-Oglan, eingesammelt wurden.\" Ein zehnjähriger Junge aus einem nahe bei der Stadt Wischegrad gelegenen Bergdorf befand sich ebenfalls unter den \"Auserwählten\". Er wurde, wie die anderen Jungen, in das Herz des osmanischen Reiches, daß damals auch schon im Volk als Türkei bezeichnet wurde, entführt, wo er mit der Zeit zu einem jungen und tapferen Waffenträger am Hofe des Sultans ausgebildet wurde und dem Islam beitrat. Dieser nach einigen Jahren junge und erfolgreiche Mann, der es zum Großadmiral, dem Kapudanpascha, dann Schwiegersohn des Sultans, Großwesir, Heerführer und schließlich großen Staatsmann mit Weltruf brachte, hieß Mechmed Pascha Sokoli. Der letzte Teil seines Namens ist das einzige, was ihm außer der weiterhin bestehenden Liebe zu seiner Heimat blieb, als er, nun etwa 60 Jahre alt, das letzte Unternehmen seines Lebens starten wollte.
Er wollte in seiner Heimat, die er zwar kannte, aber seit seiner Entführung nie wieder gesehen hatte, ein Denkmal für sich setzen und ihr gleichzeitig ein Geschenk machen, von dem es kein zweites gab und auch nie geben sollte. Er wollte eine Brücke über die reißende Drina bauen lassen, wie es keine zweite im osmanische Reich gab. Es war ein gewaltiges Vorhaben, denn es gab entlang der Drina bisher noch keine Brücke und nur drei Fähren, die aber aufgrund der reißenden Strömung oft genug nicht fahren konnten. Zugleich sollte diese Brücke ein Monument dafür sein, daß die beiden Kulturen, die am Fluß zusammen lebten, auch eine Brücke zueinander schlagen können.
Einige Monate später war Mechmed Pascha mit einem Heer an Arbeitern, Architekten und Sklaven in Wischegrad, damals fast noch ein Dörfchen, angelangt. Es wurde eine große Zeltstadt aufgebaut und \"ein hastiges und scheinbar sinnloses Gewusel entstand entlang des Flusses\". Bald trafen der Hauptbeauftragte für den Bau, Abidaga, und der Baumeister Tosun Effendi ein. Abidaga, ein rücksichts- und skrupelloser, unbarmherziger, strenger, brutaler und übereifriger Mann, hatte einen ihm schon weit vorauseilenden Ruf, weshalb besonders die Christen, aber auch die Türken im Umkreis über sein Eintreffen sehr besorgt waren. Tosun Effendi dagegen war ein hervorragender, fleißiger, ruhiger und zurückhaltender Mann, das genaue Gegenteil zu Abidaga. Schon im Vorfeld gab es deshalb Probleme zwischen den beiden.
Die Arbeiten begannen und die Christen wurden ohne Rücksicht zur Zwangsarbeit rekrutiert. Wer sich dem widersetzte, wurde auf einem extra dafür eingerichteten Platz gehängt, gepfählt oder enthauptet. Es wurden riesige Wälder rings um den Bauplatz abgeholzt und bald stand das Gerüst der Brücke und trotzte der Strömung der Drina. Drei Jahre lang nahm die Brücke Gestalt an und die Pfeiler waren bereits fast fertiggestellt, als die christlichen Zwangsarbeiter unter Führung des Bauern Radisaw beschlossen, den Bau zu sabotieren. In den Nächten entstanden nun unerklärliche Schäden an den Pfeilern und abgedeichten Brückenfüßen. Die Bevölkerung schrieb es der Wassernixe der Drina zu, die man erzürnt hätte, aber Abidaga glaubte nicht daran und ließ seine Soldaten Nachforschungen betreiben. Er stellte Wachen auf, aber die Schäden entstanden weiterhin, wie aus Geisterhand. Doch eines nachts wurde jemand bemerkt und man faßte den christlichen Bauern Radisaw. Dieser wurde am nächsten Tag gepfählt und alle Arbeiter sowie \"die gesamte Stadt wurde gezwungen, Abidaga\'s Schauspiel beizuwohnen\".
Die im Buch in allen Details beschriebenen Leiden des Bauern, die Konflikte zwischen des osmanischen Bauherrn, den Christen und den ortsansässigen Moslems und die Ängste der Bevölkerung sind in \"Die Brücke über die Drina\" häufig auftretende Auswirkungen der Religions- und Gesellschaftkonflikte.
Als nach 5 Jahren die Brücke fertiggestellt war, waren viele Menschen unschuldig gestorben, die Bevölkerung von der Gewalt geprägt und die Kluft zwischen den Christen und den Moslems, die sich vor dem Baubeginn langsam verkleinert hatte, größer denn je.
Im weiteren wird das Leben der Bevölkerung bis zum Jahre 1914 beschrieben. Die größte Periode spielte sich dabei bis 1878 unter Herrschaft des osmanischen Reiches ab, der heutigen Türkei, die allerdings damals fast den gesamten nordafrikanischen Raum, den nahen Osten, die Schwarzmeerküste und ganz Südosteuropa bis fast nach Wien umfaßte. Dabei werden sowohl das Alltagsleben als auch die Probleme der Menschen erläutert.
Es gab Ereignisse, bei denen die Konflikte offen werden und fast eskalieren, so zum Beispiel zu den Zeiten, wo es in nahegelegenen Provinzen des osmanischen Reiches zu Unruhen, Aufständen und Auseinandersetzungen kam. Die Stadt und ihre Bewohner standen in solchen Augenblicken immer kurz davor, auch in diese Unruhen einzugreifen. Es wurden Waffen organisiert, die gegnerische Seite bespitzelt, es fanden geheime Versammlungen statt und es kam immer wieder zu Drohgebärden, aber kurz vor der Eskalation beruhigten sie sich, wenn auch oft nur scheinbar. Sie begriffen, daß sie sich nur selbst schaden, wenn es zum bewaffneten Konflikt kommt würde, da die Existenz von allen zerstört werden würde. So war das der Fall bei den nicht gerade seltenen Aufständen in der naheliegenden Provinz Serbien oder bei dem Aufstand in der Herzegowina, der im 17. Jahrhundert stattfand.
Auf der anderen Seite erkannten die Bewohner von Wischegrad, daß sie in wirklich schwierigen Situationen zusammenhalten müssen. Bei dem alle paar Jahre hereinbrechenden Hochwasser der Drina, das so vernichtend ist, daß \"nur noch die Säule auf der Kapija und einige wenige Hausdächer am Marktplatz\" zu sehen sind, war ein solcher Moment gekommen. In solchen Momenten hielten sie zusammen und die stärksten Männer, egal welcher Religion sie angehören, retteten gemeinsam, was noch zu retten war. Gemeinsam harrte die gesamte Stadtbevölkerung im Karawan-Serail oberhalb der Stadt aus, bis das Hochwasser vergangen war und alles an den Wiederaufbau des zerstörten gehen konnte. In diesen Notsituationen merkten alle, daß sie zusammenhalten mußten, um zu überleben, und daß man friedlich koexistieren kann.
Dieses war auch die Vision von Ivo Andric, der versuchte, diese Botschaft in seinen Büchern auszudrücken. Denn die Gegensätze und die daraus resultierenden Konflikte waren in diesem Gebiet immer schon sehr groß. Das bisher schlimmste Ergebnis konnte man mit dem \"Balkan-Krieg\" erleben, der seit 1991 im ehemaligen Jugoslawien, also genau der Gegend, um die es in Andric\'s Buch geht, \"tobte\". Er versuchte zu seine Lebzeiten, die Möglichkeit des friedlichen Miteinanders und der religiöse Toleranz zu zeigen und als einzigen Ausweg aus diesem Problemkreis zu schildern.
Die eigentliche Grundlage der heutigen Probleme in der Balkanregion und die zweite Hälfte des Buches bildet die Zeit der Herrschaft von Österreich-Ungarn.
Das osmanische Reich war durch Kriege, interne Krisen, Intrigen und korrupte Beamte stark geschwächt und daß Volk wurde unruhig. Österreich-Ungarn sah die Gelegenheit, seine Interessen auf dem Balkan Wirklichkeit werden zu lassen. 1878 kam es zur von Österreich-Ungarn unterstützten Unabhängigkeit von Serbien und Montenegro sowie zur vom Russischen Reich unterstützten Autonomie von Bulgarien und Ostrumelien, was südlich an Bulgarien angrenzt. Das osmanische Reich, was früher solche Bestrebungen mit Gewalt niedergeschlagen hätte, sah sich nicht mehr in der Lage, dieser Probleme Herr zu werden. Da griff Österreich-Ungarn ein, mobilisierte seine Truppen und drohte mit Krieg, falls das Osmanische Reich nicht Bosnien, die Herzegowina und das Sandschak abtreten würde. Da man diesen Drohungen nichts entgegenzusetzen hatte, gab der Sultan im Osmanischen Reich nach. Wenige Tage nach dem Truppenrückzug des türkischen Heeres marschierte das österreichische Heer ein.
Da dieses auch die Stadt Wischegrad betraf, gab es in diesem Zusammenhang einige wichtige und bedeutsame Ereignisse. In den Tagen, in denen der Sultan und seine Wesire noch zögerten, die Gebietsabtretung zuzulassen, wurde unter der Bevölkerung viel diskutiert. Die Türken der Stadt waren besorgt, ihre Macht zu verlieren und unter Österreich-Ungarn als ungläubige Heiden bezeichnet und behandelt zu werden. Die Christen waren einerseits erfreut, da sie hofften, von der türkische Unterdrückung von Andersgläubigen befreit zu werden, andererseits aber besorgt, von den Österreichern auch nicht anerkannt zu werden. Die einzige gemeinsame Sorge war die ihrer Existenz, da die Machtübernahme durch ein anderes Land immer Probleme, Reibereien, Veränderungen und Störungen mit sich bringt. So schürte sich sowohl unter den Moslems als auch unter den Christen und den Juden eine Hysterie, die niemand zu bändigen vermochte. Der höchste islamische Priester in der Stadt war zu dieser Zeit der Muderis Hussein Effendi, ein besonnener Mann, ebenso wie der orthodoxe Pfarrer \"Pope Nikola\". Die beiden waren die einzigen, die dabei ruhig blieben und versuchten, die anderen Bewohner zu beruhigen. Sie hatten die Lage erkannt und teilten den anderen mit, daß es keinen Zweck habe, sich jetzt Sorgen zu machen oder gar aufeinander loszugehen, daß einzige, was Sinn mache, wäre \"das Abwarten und Raki trinken.\" Doch die Hysterie und Angst steigerte sich und zum Schluß wurde Hussein Effendi von seinen eigenen Leuten als Schuldiger mit einem Nagel durch das rechte Ohr auf der Brücke festgenagelt.
Trotzdem rückte am nächsten Tag das österreichische Heer an, Hussein Effendi wurde von einem Sanitäter aus seiner mißlichen Lage befreit und eine Stunde später war die ganze Stadt von österreichischen Truppen besetzt. Sie errichteten eine Verwaltung, eine Kaserne und machten einige Stunden danach einen öffentliche Aushang über \"die glorreiche Befreiung der unterdrückten Völker Bosniens und der Herzegowina\" und \"das zukünftige Zusammenleben aller Religionen, Kulturen und Rassen unter der großen und barmherzigen Flagge des Kaiserreiches Österreich-Ungarn\". Anfangs war das Mißtrauen der österreichischen Verwaltung und des Militärs, vor allem aber auch der einheimischen Bevölkerung gegenüber den neuen Machthabern sehr groß. Nach einiger Zeit aber besserte sich diese Situation und das Leben normalisierte sich, da es im wesentlichen nur wichtig war, daß man ordentlich leben konnte. Auch die türkischen Bewohner von Wischegrad fanden sich ein, da Österreich-Ungarn als ein Vielvölkerstaat eine Religionsfreiheit zulassen mußte, um bestehen zu bleiben. Und eines merkten alle bald: wie dem Osmanischen Reich war es den Österreichern nur wichtig, daß man pünktlich und in voller Höhe seine Steuern zahlt. Wer das tat und nicht anderweitig auffiel, hatte seine Ruhe.
Das Leben ging normal weiter, aber alle änderten sich doch nach und nach. Es begann mit der Jugend und erfaßte bald die Erwachsenen und sogar die \"alten, grauen Bewohner, die wie jeden Tag in ihrem bisherigen Leben von früh bis zum Sonnenuntergang auf der Kapija sitzen, den Kaffee des Kaffeeverkäufers trinken und einfach nur das Vorübergehen des Tages beobachten.\" Als erstes mußte man sich mit der strengen und ordentlichen Verwaltung auseinandersetzen, darauf folgte die neue Währung, die für bisherige Verhältnisse exotischen Waren und zu guter letzt änderte man seinen Tagesablauf, sein Verhalten, seine Kleidung, die Sprache und sein ganzes Selbst. Das passierte nun nicht von einem Tag auf den anderen, aber nach 15 Jahren dachte niemand mehr daran, daß es jemals ein Osmanischen Reich mit einer bis nach Wischegrad reichenden Macht gegeben hatte. Mit den Österreichern kam das Militär, der strenge Ordnungssinn und natürlich der Fortschritt. Bereits fast 15 Jahre nach der österreichischen Besetzung wurde eine Bahnlinie durch Wischegrad gebaut, die von Sarajewo aus in die Richtung von Griechenland und dem restlichen osmanischen Reich führte. Viele mußten sich erst daran gewöhnen, aber wie alles wurde auch dieses neue Transportmittel nach einiger Zeit des Zweifels in das tägliche Leben integriert.
Das Militär, von dem eine Garnison in Wischegrad stationiert war, spielte auch eine nicht unbedeutende Rolle. Es war für viele Geschäfte in der Stadt ein Hauptabnehmer, aber die vielen jungen Soldaten machten natürlich auch einen Eindruck anderer Art. Man hatte sie zwar vor jedem näheren Kontakt zu jungen Mädchen, wozu unter den Verhältnissen auch schon das Ansprechen gelten konnte, gewarnt, aber manche taten es doch. So gab es nicht wenige, die von den dadurch entehrten Eltern gejagt, teils sogar aus Gründen der Blutrache, die damals noch verbreitet war, getötet wurden oder, wenn sie erwischt wurden, von einem Militärgericht zu Gefängnisstrafen und der unehrenhaften Entlassung aus dem Militär verurteilt wurden. Dies ist einer der Konflikte, wo die alte Lebensweise mit der von Österreich-Ungarn kollidierte und es einige unangenehme Ereignisse gab.
Eine weitere Aktion wurde vom Militär unternommen, die später eine wichtige Rolle spielen sollte. In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es schon einige internationale Probleme, in die Österreich-Ungarn verwickelt war. Daraufhin wurde auch in Wischegrad, wie bei vielen anderen Brücken, eine Minimierung durchgeführt. Das bedeutet, daß in einen Brückenpfeiler ein großes und tiefes Loch gehauen, eine Sprengladung installiert und das ganze gesichert wird. Auf Kommando kann nun in Krisenfällen die Brücke gesprengt werden.
Eine andere neue Entwicklung ist in dem kurz nach der österreichischen Besetzung gegründeten \"Hotel zur Brücke\" und seiner legendären Wirtin Lottika zu sehen. Das Hotel entwickelte sich schnell zu einem neuen Mittelpunkt in der Stadt, vor allem für Trinker, Spieler, Soldaten und \"anderes überall zu findendes Ungeziefer.\" Es wurde, wie bereits gesagt, ein neuer wichtiger Punkt der Stadt. Anfangs gingen die Bauern, Bürger und \"guten\" Einwohner noch daran vorbei, aber bald war ein jeder mehr als einmal in Lottika\'s Hotel zu Gast gewesen. Und je öfter man dort einkehrte, desto mehr trank man, desto mehr nahm man die neue Lebensweise an, aber desto aggressiver wurde man auch. So standen bald ständig Polizisten vor dem Hotel, da es mindestens einmal am Tag eine Schlägerei gab, die Lottika aber bändigen konnte und die Unruhestifter wurden sogleich vom Hausknecht durch die Tür geworfen, wo sie Bekanntschaft mit der Polizei schlossen. Leider steig auch die Kriminalität, eine Sache, die es unter osmanischer Herrschaft so gut wie nicht gegeben hatte, da sie mit allen, wenn auch brutalen, Mitteln unter Kontrolle gehalten wurde. Damals galt noch die Regel \"Auge um Auge, Zahn um Zahn\", es wurden also ziemlich harte Strafen verhängt. Die sehr strenge Verwaltung konnte dem aber nicht mehr Herr werden.
Doch die Zeit schritt trotz dieser Dinge voran, es folgte die Jahrhundertwende, die natürlich auch in Wischegrad gefeiert wurde, allerdings nur von den Christen, da die Moslems immer noch am islamischen Kalender festhielten. Doch die Probleme stiegen, die internationalen Konflikte, in die Österreich verstrickt war, wurden nach und nach auch in dieser recht tiefen Provinz spürbar, so als neue Soldaten in Wischegrad stationiert wurden.
\"Schließlich war auch das Jahr 1914 herangekommen, das letzte Jahr der Chronik von der Drinabrücke.\" Es war das Jahr, in dem der österreichische Thronfolger in der nahen Stadt Sarajewo ermordet wurde. Daraufhin folgten auch in Wischegrad Untersuchungen und viele Verhaftungen, da die österreichische Führung Angst bekommen hatte. Doch die Situation wurde noch schärfer. Es wurde auf dem Marktplatz ein Galgen errichtet und jeder, der sich nur verdächtig machte, irgendwelche Zweifel am österreichischen Staat zu haben, landete im Gefängnis, beim Beweis des selbigen folgte die Todesstrafe.
Kurz darauf brach der erste Weltkrieg aus und näherte sich bald der Herzogowina und damit auch der Stadt Wischegrad. Die Stadt und die als einzige Brücke über die Drina strategisch wichtige Brücke wurden von der russischen Armee, die sich südlich der Stadt befand, oft beschossen. Der Verkehr über die Brücke wurde fast völlig eingestellt. Das Leben war schwer geworden, es fehlten Lebensmittel und Dinge aller Art, die Geschäfte waren geschlossen, da man Angst hatte, sich im Freien zu bewegen und von einer Granate oder Haubitze getroffen zu werden. Alle waren in Angst versetzt und man fürchtete sich davor, daß das russische Heer kommen würde.
So ging das eine Zeitlang, aber bald wurde \"jedes Verweilen in der Nähe der Brücke strengstens verboten\", da es lebensgefährlich sei. Und der entscheidende Tag kam. Auf einmal \"fühlte der Hodscha, wie der Sitz unter ihm emporschoß, wie seine süße Stille zerbrach und sich plötzlich in ein Dröhnen und berstendes Krachen verwandelte, das die Luft erfüllte.\" Auf Befehl des in Sarajewo stationierten Generals war die Brücke gesprengt worden. Die Trümmer waren im Umkreis von über einem Kilometer verteilt und viele der wenigen Leute, die sich zu der Zeit im Freien bewegt hatten, waren von Steinbrocken verletzt worden.
Das war das Ende der Brücke, die zwei gegensätzliche Welten verbinden sollte und es doch nicht vermocht hatte, das Ende der Hoffnung des Großwesirs Mechmed Pascha Sokoli.
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