In diesem Stück steht ein nächtlicher Jungmädchenstreich am Beginn einer dramatischen Entwicklung. Der Tanz der jungen Mädchen im Wald wird vom Pfarrer Parris sofort falsch interpretiert. So etwas passt nicht in dessen enges Weltbild. Er ist es, der den Mädchen und der Gemeinde einredet, dass hier der Teufel am Werk sei. Er ist es auch, der den Exorzisten Hale bestellt, noch bevor sonst jemand aus der Gemeinde an Böses denkt. Die Mädchen wittern sofort ihre Chance sich aus der Affäre zu ziehen und beginnen alle möglichen Leute auszurufen, die sie angeblich im Pakt mit dem Teufel sehen können.
Abigail ist diese Entwicklung mehr als recht, hat sie so doch ganz einfach die Möglichkeit, ihrer Rache freien Lauf zu lassen. Abigail, hatte eine Affäre mit ihrem Arbeitgeber John Proctor. Seit Elisabeth, seine Frau sie aus ihrem Haus geworfen hat, sinnt Abigail auf Rache. Sie will Elisabeths Tod!
Proctor weiß von Anfang an, dass die Mädchen ein tödliches Spiel spielen. Da er jedoch einen Fehltritt begangen hat, spitzen sich die Dinge lange Zeit zu, bevor er versucht Abigails "Heiligenschein" mit seinem Geständnis zu zerstören. Inzwischen hat jedoch der Prozess der Hexenverurteilungen eine Eigendynamik bekommen. Die Gerichtsbarkeit mit ihrem absoluten Anspruch auf Wahrheit und Recht beraubt die Verurteilten sukzessive aller Möglichkeiten sich zu verteidigen.
Über all den Terror wird Gott gestellt. Selten liest man den Namen Gottes so oft wie in diesem Stück Millers. Die Gerichtsbarkeit leitet sich absolut jedes Recht aus diesem Namen ab. Die Angeklagten werden danach bewertet, wie fix sie die Gebote Gottes auswendig können. In dieser Hinsicht nämlich, der Oberflächlichkeit des Glaubens, ist Pastor Parris ein würdiger Vertreter der Geistlichen, die oft wirklich nur interessiert sind, ob die Kasse stimmt oder wie oft ein "Schäfchen" zur Sonntagsmesse erscheint.
Die Menschen Salems wiederum leben tatsächlich gottesfürchtig. Für sie ist die Beziehung zu Gott ein Teil ihrer Persönlichkeit. Gott und seine Gebote sind die Basis ihrer Werte und ihres Gewissens. Umso schwerer ist es für diese Menschen Gott zu verleugnen, um das nackte Leben zu retten.
Es geht in diesem Drama sicherlich nicht so sehr um Gut und Böse des Mittelalters, das nebeneinander in einer Person nicht denkbar war. Hier steht im Vordergrund wie unausweichlich die Menschen Salems in die Mühle der Justiz gelangen und wie anscheinend machtlos viele von ihnen ihrem Schicksal ausgeliefert sind.
Ganz leise fühlt man die Beziehung der beiden Eheleute Proctor. Die eher kühle, betrogene Frau, die aus der Sehnsucht nach Leidenschaft ihres Mannes auch für sich selber eine Lehre zieht und John Proctor, der durch seinen Fehltritt viel bewusster in seine Ehe zurückgeworfen wurde. Sogar in diesem ganz intimen Punkt gelingt es den Mächtigen das Gewissen der beiden zu brechen. John, der letztlich öffentlich seinen Fehltritt zugibt und so sein Laster vor Gott und der Welt zur Schau stellt und Elizabeth, die bekannt dafür ist, immer die Wahrheit zu sagen, lügt um die Ehre ihres Mannes zu retten. Aufrechten Menschen das Rückgrad zu brechen ist das Ziel vieler Mächtiger, denn Leute ohne Rückgrad sind leicht zu manipulieren.
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