Die Klassiker wollten den Menschen und die Aufgabe der Kunst neubestimmen, Sodas sie mit den neuen Idealen der Zeit, Ausgleich der Gegensätze, Ganzheit, Humanität und dem Streben nach Vollkommenheit, übereinstimmten. Man übertrug die von Winckelmann als "edle Einfallt, stille Größe" charakterisierte griechische Plastik einfach auf den Menschen. Die Vertreter der Klassik versuchten die Harmonie von Sein und Sollen, Natur und Kunst und die von Sinnlichkeit und Verstandeskräften, wie sie in der Antike, wie man zu dieser Zeit glaubte, gelebt wurde, wieder herzustellen. Die Idee der Klassik war von der Hoffnung geprägt, dass die Zukunft die ideale Harmonie wiederherstellen werde und dass der freie, gebildete, humane Mensch erzogen werden könne. Doch das willkürliche Morden und das gesellschaftliche Chaos der französischen Revolution zeigte, dass der Mensch der Freiheit, für die sie kämpften, noch nicht würdig sei.
Die neuen "Menschheitsentwürfe" setzten auf eine Revolution im Geist und auf eine ästhetische und moralische Erneuerung desselben. Um dieses Ziel zu erreichen bedarf es der Erziehung. In ihr erhielten Kunst und Dichtung eine zentrale Aufgabe. Diese Aufgabe bestand darin, durch ihre schöne, harmonische Form, nicht etwa durch ihren wirkungsvoll vorgetragenen Inhalt zu beeinflussen. In Folge dessen bekamen Kunst und Dichtung geradezu eine religiöse Funktion. Die Menschen brauchten sie für die Humanität.
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